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Schlusstor. Williams hat zum Sieg für die Kings getroffen.

© AFP

BIG FOUR – DIE US-SPORT-KOLUMNE: Comeback in Gummistiefeln

Los Angeles Kings und New York Rangers ringen in der NHL um den Stanley Cup. Beim Duell Ost- gegen Westküste spricht viel für die Könige des Comebacks

Die große Freiluftparty begann blendend für die Fans der New York Rangers im Bryant Park. 14 Minuten waren am Mittwochabend im ersten Stanley-Cup-Finale in Los Angeles gespielt, da jubelten tausende Fans der Rangers im tausende Kilometer entfernten Park in Manhattan erstmals beim Public Viewing: Benoit Pouliot hatte zum 1:0 für die Rangers getroffen, wenig später gelang Carl Hagelin in Unterzahl sogar das 2:0 für die Auswärtsmannschaft. Ein Stimmungshoch in New York. Über zwei Stunden später allerdings wurde die Feier im Byrant Park zur Trauerfeier. Justin Williams war als entscheidender Torschütze Schuld daran: Die Kings hatten im Staples Center von Los Angeles 3:2 (1:2, 1:0, 0:0/1:0) in der Verlängerung gewonnen. Wieder einmal hatten die Kings ihre Comebackqualitäten eindrucksvoll demonstriert.

Schon in den gesamten Play-offs der National Hockey-League (NHL) hatte sich der Klub aus Kalifornien nie unterkriegen lassen. Nur rund 70 Stunden vor dem ersten Spiel der Best-of-Seven-Serie um den wichtigsten Eishockeytitel der Welt hatten sich die Kings, Stanley-Cup-Gewinner von 2012, beim Titelträger des Vorjahres, den Chicago Blackhawks, durchsetzen können und das Finale erreicht. Und dort hatte Williams mit einem feinen Pass auf Alec Martinez das Siegtor zum 5:4 in der Verlängerung eingeleitet. Längst hat Williams den Spitznamen „Mister Game Seven“, seine persönliche Bilanz in siebten Spielen in den Play-offs lautet 7:0-Siege.

So weit ist es natürlich in der Finalserie noch nicht und die Kings haben sich kein Interesse an, die Angelegenheit auf sieben Spiele lang auszudehnen. Beim Sieger lief es in Spiel eins auch nicht nur rund, zunächst waren die Rangers das bessere Team. Der große Kräfteverschleiß bei den Kings in den gesamten Play-offs und eben der Halbfinalserie gegen Chicago sprach an sich auch nicht für den Klub von der Westküste der USA.

Umso erstaunlicher war die Energieleistung in Spiel eins. Ab dem zweiten Drittel schienen die Kings bergab in die Richtung von Rangers-Goalie Henrik Lundqvist zu sausen, so fix ging es zur Sache. Erstaunlich, fand später auch Willie Mitchell, Verteidiger der Kings: „Denn unsere Beine fühlten sich zunächst nicht gut an.“ Es habe sich so angefühlt, als ob die Trainer „Gummistiefel statt Schlittschuhe“ in die Kabine gestellt hätten. Dem war wohl nicht so, denn Mitchells Trainer Daryl Sutter sagte nach dem ersten Sieg in der Serie: „Wir geben uns niemals geschlagen, sondern machen immer einfach weiter.“

Kyle Clifford und Drew Doughty trafen für die Kings, die nach dem 2:2 dann schließlich die New Yorker und ihren Trainer in der Verlängerung schocken konnten. Die Rangers verließen das Staples Center mit hängenden Köpfen. Coach Alain Vigneault sagte später:,„Wenn du auf einen so starken Gegner triffst, musst du über die komplette Spielzeit Top-Leistung bringen.“

Das müssen die Rangers im großen Duell zwischen West- und Ostküste nun am Sonnabend versuchen. Dann steht das zweite Spiel in der Arena von Kings-Eigner Philip Anschutz an, dem in Berlin und Hamburg ja auch Arenen und Eishockeyklubs gehören. Die größere Tradition haben aber die 2016 schon 90 Jahre alt werdenden Rangers auf ihrem Konto, ein Klub der so genannten „Original Six“ in der NHL, also ein Klub, der von Beginn an in der Liga war und den Stanley Cup vier Mal gewinnen konnte, was den Kings, erst seit 1967 in der NHL, bislang nur ein Mal ge

In New York können die Fan der Rangers erst am Montag in Spiel drei erstmals ihre Lieblinge im Madison Square Garden sehen – alle werden natürlich nicht in die knapp 20.000 Zuschauer fassende Arena kommen können, zu groß ist die Begeisterung in New York, der Metropole, die zuletzt vor 20 Jahren ein Finale um den Stanley Cup sah, damals gab es Rekordeinschaltquoten im Fernsehen für die NHL. 1994 setzten sich die Rangers gegen die Vancouver Canucks nach sieben Spielen durch – nachdem sie Spiel eins in der Finalserie verloren hatten, mit 2:3 in der Verlängerung. Allerdings in New York.

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