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Wieder mal jubeln die anderen in Chicago. Die New York Mets mit Daniel Murphy stehen nach einem 4:0-Sweep gegen die Cubs in der World Series.

© Reuters

Big Four - Die US-Sport-Kolumne: MLB-Playoffs: Eine Ziege namens Murphy

Die Chicago Cubs bleiben der sympathischste Dauerverlierer im US Sport. Doch trotz des erneuten Verpassens der World Series besteht Hoffnung, schon bald nicht mehr verflucht zu sein.

Der Name Murphy zählt im Norden Chicagos nicht unbedingt zu den beliebtesten. Denn Murphy, so hieß der Geißbock von Billy Sianis. Beide hatten 1945 einen legendären letzten Auftritt im Wrigley Field, der Heimstätte des Baseballteams Chicago Cubs. Weil Murphy tierisch roch, wurde er samt seines Besitzers vor dem vierten Spiel der World Series in der Major League Baseball (MLB) gegen die Detroit Tigers aus dem Stadion geworfen. Der Gastwirt der Billy Goat Tavern nahm den Cubs diese Verbannung übel und belegte den Klub mit einem Fluch, der inzwischen legendär ist. Nach dem Willen von Sianis sollten die Cubs nie wieder gewinnen. Tatsächlich hat die Mannschaft nach dem Fluch der Ziege nicht nur die World Series 1945 verloren, sondern seither die Endspielserie in der Major League Baseball Saison für Saison zuverlässig verpasst. Der letzte Titelgewinn liegt mittlerweile 107 Jahre zurück - kein anderes Team im US Sport wartet solange auf eine Meisterschaft.

In dieser Saison war die Hoffnung wieder einmal besonders groß, was nicht nur daran lag, dass ein World-Series-Triumph der Cubs im Hollywood-Film "Zurück in die Zukunft II" für 2015 vorhergesagt wurde. In der Realität verloren die Chicago Cubs an jenem 21. Oktober 2015 auch das vierte Spiel der National League Championship Series (NLDS) gegen die New York Mets und so die Best-of-Seven-Serie deutlich mit 0:4. Doch anders als noch 2003, wo die Cubs in der gleichen Playoff-Runde eine Niederlage für die Ewigkeit kassierten, sitzt der Stachel diesmal nicht so tief. Gegen die Florida Marlins fehlten Chicago vor zwölf Jahren nur fünf Outs zum Einzug in die World Series. Ein Fan namens Steve Bartmann gelangte damals zu trauriger Berühmtheit, weil er von seinem Platz aus versuchte einen Ball abzufangen und dadurch ein sicheres Aus verhinderte. Der Gegner aus Florida setzte danach zu einer furiosen Aufholjagd an und schaltete die Cubs tatsächlich noch aus.

Seit diesem Ereignis hatten die Cubs nicht ein Playoff-Spiel mehr gewonnen. Und auch für Spielzeit 2015 zählte Chicago nicht unbedingt zu den Top-Favoriten in der MLB. Die Mannschaft um den neuen Manager Joe Maddon galt als talentiert, aber unerfahren. Am Ende der regulären Saison standen dann aber 97 Siege und damit die drittbeste Bilanz aller 30 MLB-Teams zu Buche. Die Cubs hatten es tatsächlich in die Playoffs geschafft. Dort besiegten sie erst die Pittsburgh Pirates und danach auch den großen Rivalen St. Louis Cardinals. Plötzlich war Chicago nicht mehr nur eine Mannschaft mit großen Potenzial für die kommenden Jahre, sondern der Titel schien schon 2015 möglich. Pitcher Jake Arrieta lieferte eine zweite Saisonhälfte für die Geschichtsbücher ab und beendete die Spielzeit mit einer persönlichen Bilanz von 22 Siegen und nur 6 Niederlagen. Dazu übertrafen Liga-Neulinge wie Kris Bryant oder Kyle Schwarber die Erwartungen bei weitem.

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Doch gegen die New York Mets lief nach zuvor zwölf Siegen in dreizehn Spielen plötzlich nichts mehr zusammen. Arrieta hatte seine Unverwundbarkeit verloren und die Offensive kam nie ins Rollen. Und dann war da noch ein Gegner, der richtig heiß lief. Die Mets hatten zuvor schon die Los Angeles Dodgers mit ihren Superstars Clayton Kershaw und Zack Greinke auf dem Werferhügel überrascht und in der ersten Playoff-Runde ausgeschaltet. Die NLDS wurde dann zu einem regelrechten Spaziergang, ein Spieler der Mets besiegte Chicago fast im Alleingang und schaffte in jedem der vier Partien einen Homerun. Sein Name: Daniel Murphy.

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