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David Ortiz vom Titelverteidiger Boston Red Sox.

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Big Four - Die US-Sport-Kolumne: MLB-Saisonvorschau: Geld schlägt keine Homeruns – oder doch?

Können die Red Sox ihren Titel verteidigen oder finden die Yankees zu alter Stärke zurück? Was machen die Dodgers mit ihren vielen Millionen und was ist eigentlich mit den Deutschen in der Major League Baseball? Diese und weitere Antworten finden Sie in unserer großen Vorschau auf die Saison 2014.

Genau genommen hat die neue Saison in der Major League Baseball (MLB) schon am vergangenen Wochenende in Australien begonnen. Die Los Angeles Dodgers und die Arizona Diamondbacks haben im heiligen Sydney Cricket Ground die beiden ersten offiziellen MLB-Spiele des Jahres 2014 bestritten. Richtig los geht es aber erst am kommenden Sonntag und in der nächsten Woche, wenn alle Teams feierlich ihre „Opening Days“ begehen. Bei welchen Teams auch danach noch Grund zur Freude herrschen dürfte, wer die Favoriten in den jeweiligen Divisionen sind und was die Deutschen Donald Lutz und Maximilian Kepler-Rozycki machen, lesen Sie in unserer großen Saisonvorschau. Übrigens: Die MLB gibt es 2014 auch wieder im deutschen Fernsehen. Der Pay-TV-Sender Sport1 US überträgt in diesem Jahr rund 60 Spiele live.

AMERICAN LEAGUE EAST

Schlimmer hätte die vergangene Saison für die New York Yankees nicht laufen können. Nach nur 85 Siegen verpasste das Team nicht nur die Play-offs, sondern musste dann auch noch mitansehen, wie ausgerechnet der große Rivale aus Boston die World Series gewann. Damit sich das nicht wiederholt, griffen die Yankees in der Offseason auf bewährte Methoden zurück. Die da heißen: Shoppen, shoppen, shoppen! 454 Millionen US-Dollar wurden in Spielerverträge für Jacoby Ellsbury (kam aus Boston), Masahiro Tanaka, Carlos Beltran, Brian McCann und Hiroki Kuroda investiert. Trotzdem gibt es auch einige Fragezeichen bei den New Yorkern: Die Mannschaft ist alt (Derek Jeter) und damit verletzungsanfällig (Mark Teixeira), einige Leistungsträger haben ihre Karriere beendet (Mariano Rivera) oder den Verein verlassen (Robinson Cano). Wenigstens bleibt den Yankees weiteres Theater um Alex Rodriguez erspart. Der hat seine Rekord-Dopingsperre schließlich doch akzeptiert und wird in dieser Saison nicht spielen. Die Play-offs sind ein Muss, der Titel das Ziel.

Doch die größten Gefahren für New York lauern womöglich in der eigenen Division. Da sind natürlich die Red Sox, die ihre Meistermannschaft um „Big Papi“ David Ortiz und Bart-Ungeheuer Mike Napoli in großen Teilen zusammenhalten konnten und denen es Jahr für Jahr besondere Genugtuung verschafft, den Yankees im Wege zu stehen – nach dem diese das über Jahrzehnte mit Boston taten. Sehr stark sind daneben die Tampa Bay Rays mit ihrem herausragenden Pitching-Staff einzuschätzen. Das Fragezeichen steht hier ein bisschen in Sachen Offensive. Genau umgekehrt verhält es sich mit den Baltimore Orioles, die über enorme Power im Line-Up verfügen, dafür aber deutlich schwächere Werfer stellen. Chancenlos dürften die Toronto Blue Jays sein, die wohl schon zufrieden wären, wenn das Team in diesem Jahr von größerem Verletzungspech verschont bliebe.

Tagesspiegel-Tipp: 1. Tampa Bay Rays, 2. Boston Red Sox, 3. New York Yankees, 4. Baltimore Orioles, 5. Toronto Blue Jays.

AMERICAN LEAGUE CENTRAL

Während die East Division Spannung verspricht, dürfte es in der Central Division eher langweilig zugehen. Alles andere als Platz eins für die Detroit Tigers wäre eine Überraschung. Das liegt zum einen am Team selbst, das offensiv (Miguel Cabrera) und in Sachen Pitching (Justin Verlander und Max Scherzer) nach wie vor herausragend besetzt ist. Da kommt die Konkurrenz einfach nicht heran. Cleveland und Kansas City haben aber schon angedeutet, dass sie vielleicht dahinter um einen der beiden Wild-Card-Plätze der American League mitspielen können. Ob die Indians ihre überraschend starke Vorsaison aber wiederholen können und das junge Royals-Team wirklich schon reif für eine Play-off-Teilnahme ist, muss zumindest bezweifelt werden.

Weiter im Neuaufbau befinden sich die Chicago White Sox und die Minnesota Twins. Beide Teams haben mit vorderen Platzierungen nichts zu tun und kämpfen wohl gegen die 100-Niederlage-Marke. Der Berliner Maximilian Kepler-Rozycki ist vom Profi-Team der Twins noch zu weit entfernt, am ehesten wäre eventuell ein Einsatz im September denkbar. Wahrscheinlicher ist aber, dass er noch ein oder zwei volle Saisons in den Minor Leagues unterwegs ist.

Tagesspiegel-Tipp: 1. Detroit Tigers, 2. Kansas City Royals, 3. Cleveland Indians, 4. Minnesota Twins, 5. Chicago White Sox.

AMERICAN LEAGUE WEST

In der AL West deutet sich ein Vierkampf um den Divisionssieg an. Da sind die zunächst die Oakland Athletics, die aus wenig in den vergangenen beiden Saisons erstaunlich viel machten und die stärker eingeschätzten Texas Rangers und Los Angeles Angels gleich zweimal hinter sich lassen konnten. Dabei haben Texas und LA deutliche höhere Budgets, auch in dieser Saison wieder. Die Rangers investierten in der Saisonpause weiter in ihre ohnehin schon starke Offensive und holten Shin-Soo Choo und Prince Fielder, bei den Angels hofft man, dass die für 2012 und 2013 teuer eingekauften Stars Albert Pujols und Josh Hamilton nun endlich Leistung bringen.

Neu im Kampf um die Play-offs dabei sind die Seattle Mariners. Die haben sich die Dienste von Superstar Robinson Cano gleich mal 240 Millionen Dollar kosten lassen und auch sonst alles versucht, ein konkurrenzfähiges Team auf das Feld schicken zu können. Ob das wirklich klappt, muss aber bezweifelt werden – es gibt einfach noch zu viele Baustellen im Team. Auch wenn zum starken Pitching um Felix Hernandez nun endlich auch eine potentere Offensive eingekauft wurde. Zumindest mal die Houston Astros wird Seattle sicher hinter sich lassen, für das junge Team aus Texas geht es darum, weiter Erfahrungen auf dem Weg zurück nach oben zu sammeln.

Wer sind die Favoriten in der National League?

Pitcher Clayton Kershaw von den LA Dodgers.
Pitcher Clayton Kershaw von den LA Dodgers.

© Imago

NATIONAL LEAGUE EAST

Die Washington Nationals gelten wie im Vorjahr als Titelanwärter – nicht nur in der eigenen Division, sondern auch was die World Series anbetrifft. Der Vorsprung in Sachen Pitching ist in der NL East sogar noch einmal größer geworden, weil Hauptkonkurrent Atlanta in dieser Saison aufgrund von Verletzungen und Abgängen auf den Werferpositionen nicht mehr so stark einzuschätzen ist.

Interessant dürfte sein, ob die Phillies in dieser Saison noch einmal ein Wörtchen mitreden können, wenn es um die Play-off-Teilnahme geht. Dazu müssten die Stars im Line-Up aber ausnahmsweise mal dauerhaft gesund bleiben. Klappt das nicht, sind die Mets sogar stärker einzuschätzen. Realistisch betrachtet haben aber weder die New Yorker noch Philadelphia echte Chancen in ihrer Division. Das gilt erst recht für Miami, wo mal wieder fraglich ist, wohin der Weg des Teams denn geht.

Tagesspiegel-Tipp: 1. Washington Nationals, 2. Atlanta Braves, 3. Philadelphia Phillies, 4. New York Mets, 5. Miami Marlins.

NATIONAL LEAGUE CENTRAL

Gleich drei Teams aus der Central Division schafften es im Vorjahr in die Play-offs. Und St. Louis, Pittsburgh und Cincinnati haben auch in dieser Saison wieder das Zeug dazu. Wobei die Cardinals normalerweise klar das Top-Team stellen – auch wenn es den einen oder anderen Abgang zu verschmerzen gab. Die Hoffnung ruht aber vor allem auf den jungen Werfern um Michael Wacha und Shelby Miller, die ihre Klasse in den letztjährigen Play-offs mehr als nur andeuteten – immerhin schafften es die Cards in die World Series.

Da wollen die Cincinnati Reds auch endlich wieder einmal hin. Dafür hat man auf dem Managerposten umgebaut, nun sind die Spieler gefordert. Vielleicht irgendwann auch wieder Donald Lutz, der im Vorjahr als erster Deutscher in der MLB auflief, die Saison 2014 aber zunächst in den Minor Leagues beginnt. In Pittsburgh hoffen sie auf eine Wiederholung des beinahe magischen September-Runs ihrer Pirates. Das Team konnte dafür weitgehend zusammengehalten werden, muss aber wieder am Limit spielen. Die Milwaukee Brewers machen die NL Central 2014 noch einmal ein Stück stärker, denn so schlecht wie im Vorjahr wird das Team um den von seiner Dopingsperre zurückkehrenden Ryan Braun wohl nicht wieder spielen. Für die Chicago Cubs bleibt da wieder mal nur die Rolle des sympathischen Underdogs. Das Team befindet sich weiter im Umbau und kann sich ansonsten ganz auf das 100-jährige Jubiläum des eigenen Stadions konzentrieren.

Tagesspiegel-Tipp: 1. St. Louis Cardinals, 2. Cincinnati Reds, 3. Pittsburgh Pirates, 4. Milwaukee Brewers, 5. Chicago Cubs.

NATIONAL LEAGUE WEST

2010 und 2012 gewannen die San Francisco Giants die World Series. In den Saisons dazwischen lief nicht viel zusammen. Nun ist wieder ein gerades Jahr – kommen die Giants also wieder? Dazu müssten sie erst einmal an den LA Dodgers vorbei. Das scheint auch angesichts der Finanzkraft des kalifornischen Rivalen nahezu unmöglich. Mit 230 Millionen US-Dollar an Gehältern stellen die Dodgers das teuerste Team der gesamten MLB. Und das will natürlich auch gewinnen. In Australien funktionierte das schon mal ganz gut, die beiden Auslandsspiele konnte LA gegen die Arizona Diamondbacks für sich entscheiden. Dabei zeigte sich Pitcher Clayton Kershaw mal wieder nahezu unverwundbar. Doch auch offensiv haben die Dodgers viel zu bieten und wenn erst einige Verletzte zurückkehren, wird sich das noch verbessern.

Also geht es in der NL West wohl nur um Platz zwei. Hier könnte es zwischen San Francisco, Arizona und Colorado eng zugehen. Während die Giants traditionell auf Pitching setzen, haben die beiden Konkurrenten ihr Line-Up verstärkt. Womöglich entscheidet letztlich, wer am wenigsten von verletzungsbedingten Ausfällen heimgesucht wird – und sich gegen die auf dem Papier eher schwächeren San Diego Padres so wenige Ausrutscher wie möglich erlaubt.

Tagesspiegel-Tipp: 1. Los Angeles Dodgers, 2. San Francisco Giants, 3. Arizona Diamondbacks, 4. Colorado Rockies, 5. San Diego Padres.

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