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Sie jubeln schon wieder. Titelverteidiger Chicago Blackhawks nach dem 6:4-Sieg gegen Washington im ersten Saisonspiel am 1. Oktober.

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Big Four - Die US-Sport-Kolumne: NHL-Saisonvorschau (2): Im Westen etwas Neues

Am Dienstag hat die neue Saison in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL begonnen. Im zweiten Teil unserer großen Vorschau blicken wir heute auf die Teams in der Western Conference.

Nach unserem Blick auf die neustrukturierte Eastern Conference in der NHL geht es heute weiter mit der Vorschau für den Westen. Hier spielen in dieser Saison nur noch 14 Teams in zwei Divisionen gegeneinander. Sie kämpfen um acht Play-off-Plätze, mit dabei ist auch Titelverteidiger Chicago Blackhawks, der sein Auftaktspiel gegen die Washington Capitals gleich einmal gewinnen konnte. Ob das schon ein Zeichen ist für den weiteren Saisonverlauf?

VORSCHAU CENTRAL DIVISION

CHICAGO BLACKHAWKS (Saison 2012/13 = 77 Punkte, 36 Siege, 7 Niederlagen und 5 Niederlagen in Overtime bzw. Shootout, Platz 1 im Westen, Play-offs: Stanley-Cup-Champion durch einen 4:2-Finalerfolg über Boston)

Der Meister hat alles, um seinen Triumph zu wiederholen. Die wichtigsten Spieler konnten gehalten werden, die Mannschaft verfügt über eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Cracks. Sowohl offensiv (Jonathan Toews, Patrick Kane, Patrick Sharp und Marian Hossa) als auch defensiv (Torwart Corey Crawford und die Verteidiger Duncan Keith und Brent Seabrook) sind die Blackhawks top besetzt. Dazu ist die Central Division die wohl schwächste in der gesamten NHL. Aber: Seit 1997/98 hat kein Stanley-Cup-Sieger seinen Titel verteidigen können. Zudem war die Pause zwischen Finalserie und Saisonbeginn doch recht kurz. Und im Februar gibt es auch noch Olympische Spiele für das halbe Team. Die Belastung ist hoch, Verletzungen scheinen vorprogrammiert. Dennoch sollte die Qualifikation für die Play-offs für Chicago fast zum Selbstläufer werden.

COLORADO AVALANCHE (Saison 2012/13 = 39 Punkte, 16-25-7, Platz 15 im Westen, Play-offs: verpasst)

Colorado war in der Vorsaison das schlechteste Team im Westen. Demnach bestand im Sommer Handlungsbedarf und es wurde auch gehandelt. Torwartlegende Patrick Roy, der mit der Avalanche zwei seiner insgesamt vier Meisterschaften gewann, ist der neue Cheftrainer bei seinem alten Team. Ihn erwartet definitiv eine anspruchsvolle Aufgabe, denn er übernimmt eine Mannschaft, die mitten im Umbruch steckt. Die Hoffnungen ruhen auf jungen Spielern wie Nathan MacKinnon oder Matt Duchene, denen riesiges Potenzial nachgesagt wird. Im Angriff könnten die kommenden Stars schon mächtig Wirbel veranstalten, die Defensive aber bleibt der Schwachpunkt der Avalanche. Torhüter Semyon Varlamow wird das wohl wieder ausbaden müssen. Ein Play-off-Platz kommt für Colorado in dieser Saison wohl noch zu früh, aber es gibt zumindest wieder Hoffnung auf bessere Zeiten in Denver.

DALLAS STARS (Saison 2012/13 = 48 Punkte, 22-22-4, Platz 11 im Westen, Play-offs verpasst)

Einiges von dem, das für Colorado gilt, gilt auch für Dallas. Die Stars versuchen es in dieser Saison ebenfalls mit einem neuen Trainer, Lindy Ruff ist allerdings einer der ganz erfahrenen in der NHL. Doch nicht nur hinter der Bande gibt es Neues, auch im Spielerkader wurden einige Veränderungen vorgenommen. Starstürmer Jamie Benn bekommt mit Tyler Seguin (von den Bruins) eine echte Verstärkung an die Seite gestellt. Seguin hat gleich noch Rich Peverley aus Boston mitgebracht und mit Shawn Horcoff gibt es einen weiteren prominenten Neuzugang in der Offensive. Auch die Verteidigung wurde mit Sergej Gonchar zumindest nominell verstärkt. Allerdings muss erst noch zusammenwachsen, was irgendwann gedeihen soll. Für Dallas könnte es in diesem Jahr daher erneut eng werden mit den Play-offs. Der dritte Platz in der Central Division ist aber sicherlich kein völlig unrealistisches Ziel.

MINNESOTA WILD (Saison 2012/13 = 55 Punkte, 26-19-3, Platz 8 im Westen, Play-offs: 1:4-Niederlage in der ersten Runde gegen Chicago)

Auf den ersten Blick scheint Minnesota ein sicherer Play-off-Kandidat in der eher schwächeren Central Division zu sein. Mit Stars wie den Stürmern Zach Parise, Mikku Koivu, Jason Pominville oder Dany Heatley oder Verteidiger Ryan Suter gibt es viel Qualität im Kader. Hinter den Topspielern klafft bei den Wild aber eine beachtliche Lücke, die durch die Abgänge von Devon Setoguchi oder Matt Cullen eher noch größer geworden ist. Verletzungen der Führungsspieler kann sich Minnesota daher kaum erlauben. Bleibt das Team davon weitgehend verschont, können die Wild durchaus um Platz drei in der Central Division mitspielen..

NASHVILLE PREDATORS (Saison 2012/13 = 41 Punkte, 16-23-9, Platz 14 im Westen, Play-offs: verpasst)

Nashville blieb in der vergangenen Saison unter den Erwartungen, was vor allem an der schwachen Offensive lag. Defensiv war das Team zumindest solide und hat mit Pekka Rinne im Tor und Shea Weber in der Verteidigung auch gute Voraussetzungen, es zu bleiben. Logisch, dass die Predators sich im Sturm verstärken mussten und das ist zumindest nominell mit der Verpflichtung von Viktor Stalberg, Eric Nystrom und Matt Cullen gelungen. Die ganz große Tiefe fehlt aber im Kader, es braucht schon eine Monstersaison von Rinne im Tor. Gelingt die dem Finnen, ist Platz drei in der Central Division für Nashville absolut machbar.

ST. LOUIS BLUES (Saison 2012/13 = 60 Punkte, 29-17-2, Platz 4 im Westen, Play-offs: 2:4-Niederlage in der ersten Runde gegen Los Angeles)

St. Louis ist der einzig ernsthafte Konkurrent für Chicago in der Central Division. Die Blues haben eine sehr präsente Defensive mit körperlich enorm robusten Verteidigern. In der Offensive bestehen schon eher Zweifel, zumal hier die Abgänge David Perron und Andy McDonald mit Derek Roy und Magnus Paarjavi vom Potenzial zwar kompensiert werden konnten, einen Unterschied werden die Neuen insgesamt aber kaum machen. Trotzdem: St. Louis ist eingespielt, hat wichtige Lektionen gelernt und ist ein wahrlich unangenehmer Gegner. Mit Jaroslaw Halak gibt es zudem einen starken Torhüter, so dass die Blues durchaus zu den Titelanwärtern zu zählen sind.

WINNIPEG JETS (Saison 2012/13 = 51 Punkte, 24-21-3, Platz 9 im Osten, Play-offs: verpasst)

Die Winnipeg Jets sind der eigentliche Grund für das Realignment in der NHL. Als das Team von Atlanta ins kanadische Manitoba verpflanzt wurde, war die frühere Southeast Division in der alten Form nicht mehr tragbar. Nun ist Winnipeg in der Western Conference gelandet, spart ordentlich Reisekilometer, bekommt es dafür aber mit stärkeren Gegnern zu tun. Dabei haben die Jets offensiv durchaus Potenzial und in Dustin Byfuglien in der Verteidigung auch einen absoluten Ausnahmespieler in ihren Reihen. Dazu kommt eine unglaubliche Stimmung in der eigenen Arena. All das sind normalerweise gute Voraussetzungen für eine Play-off-Teilnahme. Aber da sich Abgänge und Zugänge qualitativ die Waage halten, dafür aber die Gegner insgesamt stärker sind, dürfte es für Winnipeg am Ende wohl wieder knapp nicht reichen.

TAGESSPIEGEL-PROGNOSE FÜR DIE CENTRAL DIVISION:
1. Chicago, 2. St. Louis, 3. Nashville, 4. Minnesota, 5. Winnipeg, 6. Dallas, 7. Colorado.

*Aus den beiden Divisionen ziehen jeweils die ersten drei Mannschaften in die Play-offs ein, dahinter erhalten die beiden Teams mit den meisten Punkten innerhalb der gesamten Eastern Conference eine sogenannte Wildcard für die Play-offs.

VORSCHAU PACIFIC DIVISION

San Joses Kapitän Joe Thornton ist einer der besten Passgeber in der NHL. Einen Meistertitel hat er aber in seiner Karriere bisher noch nie gewonnen.
San Joses Kapitän Joe Thornton ist einer der besten Passgeber in der NHL. Einen Meistertitel hat er aber in seiner Karriere bisher noch nie gewonnen.

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ANAHEIM DUCKS (Saison 2012/13 = 66 Punkte, 30-12-6, Platz 2 im Westen, Play-offs: 3:4-Niederlage in der ersten Runde gegen Detroit)

Das frühe aus in den Play-offs der vergangenen Saison war ein kleiner Schock für die Ducks. Einer, von dem sich das Team erst einmal erholen muss. Grundsätzlich scheint das nicht allzu schwer, denn genug Potenzial hat Anaheim immer noch. Auch wenn mit Bobby Ryan der erfolgreichste Torschütze der vergangenen Jahre nach Ottawa abgegeben wurde. Mit Corey Perry und vor allem Ryan Getzlaf ist weiter mächtig Starpower in der Offensive vorhanden. Dazu wird der 43-jährige Teemu Selänne noch eine weitere Saison die Schlittschuhe schnüren, bevor er sie für immer in den Keller stellt. Genug Gründe für die Mannschaft, in dieser Saison erst recht noch einmal alles in die Waagschale zu werfen. In der starken Pacific Division ist der Widerstand allerdings groß, Anaheim sollte die Play-offs dennoch sicher schaffen - wenn auch diesmal nicht als Divisionssieger.

CALGARY FLAMES (Saison 2012/13 = 42 Punkte, 19-25-4, Platz 13 im Westen, Play-offs: verpasst)

Die Zeiten sind hart für alle Flames-Fans. Erst wurde Franchise-Stürmer Jarome Iginla während der vergangenen Saison abgegeben, dann beendete Franchise-Goalie Miikka Kiprusoff seine Karriere. Was bleibt, ist nicht viel. Calgary kann nur darauf hoffen, dass es nicht ganz so schlimm kommt, wie die meisten Experten befürchten. Immerhin hat der Klub noch einige solide Spieler in seinen Reihen, ob er die allerdings alle behält oder den Umbruch via Trades für junge Talente weiter vorantreibt, dass muss sich erst noch zeigen. Die Play-offs sind mit Sicherheit ein Wunschtraum für die Flames. Es geht wohl eher darum, die Saison nicht als schlechtestes Team im Westen abzuschließen. Und selbst das könnte sich als unerreichbares Ziel entpuppen.

EDMONTON OILERS (Saison 2012/13 = 45 Punkte, 19-22-7, Platz 12 im Westen, Play-offs: verpasst)

Die Zukunft ist rosig in Edmonton, nur irgendwann muss sie dann auch einmal beginnen. Die Oilers haben gleich eine ganze reihe von jungen Spielern, denen eine große Karriere vorhergesagt wird. Mit Taylor Hall, Ryan Nugent-Hopkins und Jordan Eberle seien nur drei exemplarisch genannt. Schon für die vergangene Saison war der Durchbruch geplant, stattdessen verpasste Edmonton die Play-offs am Ende deutlich. Nun soll es ein neuer Trainer richten. Und irgendwie passt es, dass mit Dallas Eakins ein Head Coach verpflichtet wurde, der über keinerlei Trainererfahrungen in der NHL verfügt. Er soll nun das Puzzle zusammensetzen. Dabei sollen ein paar erfahrene Spieler wie zum Beispiel Andrew Ference (aus Boston) oder David Perron (aus St. Louis) helfen. Wenn Torwart Devan Dubnyk jetzt auch noch hält, was sich seine Bosse von ihm versprechen, können die Oilers um die Play-off-Plätze mitspielen. Ein bisschen wird es aber wohl immer noch dauern, bis die großen Erwartungen in Edmonton auch in große Erfolge umgemünzt werden.

LOS ANGELES KINGS (Saison 2012/13 = 59 Punkte, 27-16-5, Platz 5 im Westen, Play-offs: 1:4-Niederlage im Finale der Western Conference gegen Chicago)

Die Kings gewannen den Stanley Cup 2012, in der Folgesaison schafften sie es immerhin erneut unter die besten Vier. Es spricht wenig dagegen, dass mit L.A. auch diesmal wieder zu rechnen ist. Der Kader ist ähnlich tief und ausbalanciert besetzt wie zuletzt. Die Mannschaft ist defensiv stark, was schon bei den Stürmern anfängt. Für viele Gegner sind die Kings einfach nur unangenehm zu spielen. Trotz aller Erfolge in den Play-offs, lief es in der regulären Saison für Los Angeles zweimal hintereinander eher mittelmäßig. Die Plätze acht (2012) und sechs (2013) in der Westtabelle lassen viel Spielraum nach oben. Und es kann nie schaden, in den Play-offs auch einmal den Heimvorteil auf seiner Seite zu haben. Mit ein bisschen mehr Konstanz und Konzentration können die Kings sicher um den Divisionssieg mitspielen, ansonsten müssen sie das Feld eben wieder von hinten aufrollen.

PHOENIX COYOTES (Saison 2012/13 = 51 Punkte, 21-18-9, Platz 10 im Westen, Play-offs: verpasst)

Nach Jahren der Gerüchte über einen Umzug der Coyotes in eine andere Stadt, ist nun endlich klar: Arizona bleibt die Heimat des Klubs - für mindestens fünf Jahre. Das garantieren die neuen Eigentümer. Und die haben auch durchaus das Geld, um den ein oder anderen Star in die Wüste locken. Siehe in diesem Sommer Mike Ribeiro, der aus Washington kam. Ob das allein reicht, um die Coyotes wieder in die Play-offs zu führen, muss zwar abgewartet werden, andererseits war das Team in der vergangenen Saison so weit nicht weg vom achten Platz im Westen. Der ist 2013/14 sicher möglich, allerdings wird es trotz aller Verbesserungen in Team und Umfeld nicht leicht werden für Phoenix. Vielleicht muss daher im Laufe der Saison noch einmal nachgeladen werden. Das Geld ist ja nun endlich vorhanden.

SAN JOSE SHARKS (Saison 2012/13 = 57 Punkte, 25-16-7, Platz 6 im Westen, Play-offs: 3:4-Niederlage in der zweiten Runde gegen Los Angeles)

San Jose ist ein sicherer Tipp für die Play-offs. Das ist auch in der kommenden Saison nicht anders. Bisher war aber auch immer gewiss, dass San Jose versagt, wenn es um alles geht. Aber soweit soll an dieser Stelle noch nicht vorausgeschaut werden. Fakt ist: Mit den Stürmern Joe Thornton, Patrick Marleau, Logan Couture und Joe Pavelski, einer soliden Defensive mit dem starken Finnen Antti Niemi im Tor ist San Jose sehr gut aufgestellt. Das sollte auch in dieser Saison wieder dafür reichen, in der regulären Saison zu den Topteams im Westen gehören. Danach darf man sich bei den Sharks dann die Frage gefallen lassen, ob die Nerven denn irgendwann auch mal mitspielen, wenn es um den Titel geht.

VANCOUVER CANUCKS (Saison 2012/13 = 59 Punkte, 26-15-7, Platz 3 im Westen, Play-offs: 0:4-Niederlage in der ersten Runde gegen San Jose)

Die große Torwartsaga von Vancouver hat endlich das Finale hinter sich. Cory Schneider wurde im Sommer abgegeben, Roberto Luongo ist wieder unumstrittene Nummer eins bei den Canucks. Den neuen Trainer John Tortorella wird es freuen, er kann sich mit anderen Problemen in seinem Team befassen. Und davon gibt es durchaus einige: Wie behauptet sich das Team in der viel schwereren neuen Division? Wer soll neben den Sedin-Zwillingen die Tore schießen und wie wird die Mannschaft mit den jüngsten Enttäuschungen in den Play-offs fertig? Anzunehmen ist, dass Tortorella erst einmal ein defensiveres System einstudiert, zumal offensiv die Tiefe im Kader fehlt. Und da die Verteidigung durchaus solide aufgestellt und Luongo das Potenzial hat, wieder zum besten Goalie der Liga zu werden, ist diese Idee sicherlich nicht verkehrt. Für den Divisionssieg wird das vermutlich nicht reichen, zumindest die Play-offs sollte Vancouver aber wieder schaffen.

TAGESSPIEGEL-PROGNOSE FÜR DIE PACIFIC DIVISION:
1. San Jose, 2. Los Angeles, 3. Anaheim, 4. Vancouver (Wild Card), 5. Phoenix (Wild Card), 6. Edmonton, 7. Calgary.

*Aus den beiden Divisionen ziehen jeweils die ersten drei Mannschaften in die Play-offs ein, dahinter erhalten die beiden Teams mit den meisten Punkten innerhalb der gesamten Eastern Conference eine sogenannte Wildcard für die Play-offs.

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