zum Hauptinhalt

Sport: Billige Karten und ein teurer Coach Vor dem Spiel wird in Madrid wild spekuliert

Strahlend blauer Himmel ist keine Selbstverständlichkeit im Madrider Februar. Nur vereinzelt treiben weiße Wölkchen, und bei Real Madrid weiß man nicht so recht, ob das ein gutes Zeichen ist vor dem Classico heute gegen Bayern München (20.

Strahlend blauer Himmel ist keine Selbstverständlichkeit im Madrider Februar. Nur vereinzelt treiben weiße Wölkchen, und bei Real Madrid weiß man nicht so recht, ob das ein gutes Zeichen ist vor dem Classico heute gegen Bayern München (20.45 Uhr, live bei Premiere). Ein bisschen mehr Weiß am Himmel könnte es schon sein, denn Weiß ist die Farbe Reals. Es steht nicht gut um Real.

Das Estadio Santiago Bernabeu ist ein Betonklotz mitten im Stadtteil Chamartin, gelegen am Paseo de la Castellana, der mit seinen zwölf Spuren Madrid in Nord-Süd-Richtung zerschneidet. Zur Mittagsstunde wärmen sich die Schwarzhändler in der Sonne, fünf, sechs ältere Herren, die die Passanten ansprechen. Ja, es gibt noch Karten, wie viele brauchst du, 100 Euro das Stück. Das ist nicht viel für ein Spiel gegen die Bayern, die in Madrid immer noch als Reals größter Rivale in Europa gelten.

Nach dem 0:0 am Samstag gegen den Abstiegskandidaten Betis Sevilla überbieten sich die Blätter mit Meldungen darüber, was geschehen werde, wenn Real heute im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen die kriselnden Bayern tatsächlich leer ausgeht. Mal soll der frühere Real-Trainer und -Spieler Vicente del Bosque kommen, mal der in Chelsea leidende José Mourinho, und er möge doch gleich Frank Lampard mitbringen und Cristiano Ronaldo von Manchester United. Und Trainer Bernd Schuster vom Madrider Vorortklub Getafe ist auch noch eine gern erzählte Geschichte.

Am Montagnachmittag dann brach plötzlich Hektik aus auf dem Vereinsgelände. Nach der routinemäßigen Vorstandssitzung meldete ein Radiosender namens „Cope“, dass Trainer Capello gegen die Bayern ein letztes Mal auf der Bank sitzen werde und danach zurücktreten solle. Ein Vereinssprecher zeigte sich von dem Gerücht auf einer am Abend einberufenen Pressekonferenz überrascht. „Davon weiß ich nichts“, sagte der Sprecher viel- und nichtssagend zugleich. Capello, der noch einen Vertrag bis 2009 besitzt, würden im Fall eines Rauswurfs 15 Millionen Euro Abfindung zustehen. Eine Summe, die selbst einen Verein wie Real Madrid schmerzen würde.

Vielleicht also wird das Spiel eine Abschiedsvorstellung. Vielleicht müssen die Fans zum letzten Mal das von Capello angeordnete Quergeschiebe des Balles und die Launen des gegen Betis vom Platz geflogenen David Beckham ertragen. Die Zuschauer werden pfeifen, wenn mal wieder ein Spielzug misslingt, das immerhin ist gewiss. Auch wenn die Klubführung noch beschwichtigt. „Capello war eine gute Wahl“, sagt Reals Sportdirektor Pedrag Mijatovic. Die Situation im vergangenen Sommer sei eben schwierig gewesen, mit der vor Gericht angefochtenen Präsidentenwahl und den vielen Topstars, die alle Kandidaten den Klubmitgliedern versprochen hatte.

Beim Abschlusstraining am Montag hat Fabio Capello seine Spieler in offizieller Champions-League-Kleidung und mit offiziellen Champions-League-Bällen spielen lassen. Van Nistelrooy sagt: „Das Spiel gegen Bayern ist das wichtigste der gesamten Saison.“ Wenn er da mal nicht irrt. Am Samstag spielt Real in der Meisterschaft beim Stadtrivalen Atletico, der in der Tabelle nur drei Punkte schlechter steht. Das Estadio Vicente Calderon ist ausverkauft, die Karten auf dem Schwarzmarkt werden kaum für 100 Euro zu haben sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false