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Sport: Bis aufs Blut

Robert Ide über das Chaos im Radsport

Der Frühling beginnt, und mit ihm rollt eine neue Radsportsaison an, in der es wieder um alles geht – um alles für eine Sportart, die gegen ihre Glaubwürdigkeitskrise ankämpfen muss. Bei den großen Rennen und Rundfahrten sollen diesmal verdächtige Teams wie Astana außen vor bleiben, sagt der Veranstalter ASO, der auch die Tour de France organisiert – die Unschuldsvermutung gilt längst nicht mehr. Der Weltverband UCI setzt derweil auf stärkere Kontrollen. Kern ist ein Blutpass, in dem alle Blut- und Urintests der Fahrer verzeichnet werden. Das Dumme ist nur: Jeder merkt, dass der Frühling beginnt, aber dass der Radsport sich ändert, das kommt beim Publikum nicht an. Es sieht nur Chaos.

Weltverband und Profiorganisation liefern sich seit langem einen Kleinkrieg mit kaum noch nachvollziehbaren Volten. Und nun hat sich die UCI derart mit der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada überworfen, dass diese die Entwicklung des Blutpasses nicht mehr unterstützen will. Der Anlass ist absurd: Die UCI hat den früheren Wada-Chef Richard Pound wegen übler Nachrede verklagt, weil dieser (zu Recht) dem Radsport jahrelange Tatenlosigkeit vorgeworfen hatte. Die Klage des Radverbandes ist zweifellos dumm, die Reaktion der Wada allerdings auch: Sie will nun den Blutpass nicht mehr unterstützen, jedenfalls nicht mehr im Radsport. So wird ein wichtiges Projekt mutwillig zerstört – von Funktionären, die vorgeben, gegen Doping-Netzwerke zu kämpfen, sich aber selbst nur gegenseitig bis aufs Blut bekriegen.

Für den Radsport hat der Herbst längst begonnen.

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