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Sport: Bissiges Wiedersehen

Albas Centerspieler Szymon Szewczyk glänzt gegen seinen ehemaligen Klub

Berlin – Leise murmelt Henrik Dettmann drei Worte: „Oma koira puri“. Der finnische Basketball-Trainer von BS Energy Braunschweig sagt es so leise, dass es im Auditorium des Pressekonferenzsaals der Max-Schmeling-Halle gerade noch zu hören ist. Dettmann spricht absichtlich so leise, er will es spannend machen, er mag diesen Auftritt vor einem Publikum, das er kennt. Prompt hört er jene Nachfrage, die er mit seinem kryptischen Satz provoziert hat. Was das heiße, wird er gefragt. „Oma koira puri“, wiederholt Dettmann, „das ist ein finnisches Sprichwort und heißt: Wir sind vom eigenen Hund gebissen worden“. Alle Anwesenden lachen. Das muss man jetzt erklären.

Beim 81:68 von Alba Berlin im Bundesligaspiel gegen BS Energy Braunschweig war ein gewisser Szymon Szewczyk der entscheidende Spieler. Der polnische Centerspieler der Berliner erzielte 18 Punkte, holte sechs Rebounds und wuchtete im vierten Viertel zweimal in Folge den Ball per Dunking durch den Ring. Beim zweiten hatte der 22-Jährige in der Verteidigung den Ball erobert, lief über das Spielfeld und hämmerte ihn dann zum 56:54 durch die Reuse. Die Berliner Fans jubelten, danach zog Alba davon. Szymon Szewczyk ist dieser eigene Hund, der das Team von Henrik Dettmann gebissen hat. Szymon Szewczyk spielte vor zwei Jahren bei Braunschweig.

„Er ist gegen Braunschweig extrem motiviert“, sagte Albas Trainer Henrik Rödl, „er hatte eine gute Zeit in Braunschweig, er will allen zeigen, was er kann.“ Die Saison 2002/2003 mit Braunschweig war Szewczyks Durchbruch, in Deutschland wählte man ihn zum besten Neuling der Liga, die Milwaukee Bucks sicherten sich die Rechte an ihm für die nordamerikanische Profiliga NBA. Danach wechselte Szewczyk zu Alba Berlin. „Ich wäre sehr gerne in Braunschweig geblieben“, sagt er, „aber ich bin auch in Berlin glücklich.“ Allerdings hatte er in seiner ersten Saison Schwierigkeiten, in die Berliner Mannschaft zu finden. In der Bundesliga erzielte er durchschnittlich 5,4 Punkte und fing vier Rebounds. „Ich war der Rookie, der Neuling“, sagte Szewczyk, der inzwischen auch besser Deutsch spricht. In dieser Saison aber übernimmt der Centerspieler mehr Verantwortung. In der Liga erzielte er durchschnittlich 7,4 Punkte.

Vor den Augen seiner aus Stettin angereisten Eltern machte Szewczyk sein bisher bestes Spiel für Alba. „Aber ich kann noch besser spielen“, sagte er. In der ersten Halbzeit gegen Braunschweig hatte er noch ein paar unglückliche Szenen und wirkte übermotiviert. Er muss sich auch noch steigern, wenn er irgendwann in der NBA spielen will, was sein großer Traum ist.

Am Samstag profitierte er von der taktischen Umstellung, die der neue Trainer Henrik Rödl eingeführt hat. Mit der neuen Halbfeld-Zonenverteidigung, bei der der 2,03 Meter große Matej Mamic (15 Punkte) die anstürmenden Gegner als Erster erwartet, eroberten die Berliner im letzten Viertel oftmals den Ball. Braunschweigs Spieler wirkten ratlos. 26 Turnover provozierte die Verteidigung der Berliner insgesamt. „Alba spielt im Moment mit viel Energie und Emotionen, Alba hat uns einfach kaputt gemacht“, sagte Henrik Dettmann.

Für Szymon Szewczyk bot das Duell zweier Teams im Aufwärtstrend ein freudiges Wiedersehen. „Ich habe die Braunschweiger Spieler schon bei ihrem Training in Berlin begrüßt“, sagte der 2,09 Meter große Basketballprofi, „aber auf dem Feld gibt es keine Freundschaft, das sehen auch die Braunschweiger so.“

Henrik Rödl, der im vierten Spiel als Cheftrainer den dritten Sieg landete, freute sich über den Leistungsschub seines Centerspielers. Allerdings ahnte er auch, dass ein Grund für dessen Darbietung beim Gegner liegt. Er formulierte das indirekter. „Es wäre schön für uns, wenn Szymon Szewczyk schon bei jeder Mannschaft gespielt hätte.“

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