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Sport: Björn Barta und das Schicksal des Quoten-Deutschen

Doch der 17jährige kämpft um seinen Platz in der Deutschen Eishockey-Liga / Schmerzhafter Auftakt gegen Greg AndrusakVON CLAUS VETTER BERLIN."Gleich beim ersten Training, da wollte ich Greg Andrusak vernaschen.

Doch der 17jährige kämpft um seinen Platz in der Deutschen Eishockey-Liga / Schmerzhafter Auftakt gegen Greg AndrusakVON CLAUS VETTER BERLIN."Gleich beim ersten Training, da wollte ich Greg Andrusak vernaschen.Warum nicht mal versuchen, habe ich mir gedacht, und bumm, schon lag ich auf dem Eis", erzählt Björn Barta von seinem schmerzhaften Anfangserlebnis als Eishockeyprofi: "Alle haben gelacht, ich auch." Mit gerade mal siebzehn Jahren ist Barta der jüngste Spieler im Kader des EHC Eisbären Berlin und seit jenem vergeblichen Versuch, den kanadischen Star-Verteidiger Andrusak auszutricksen, hat er einiges dazugelernt.Natürlich sei die Umstellung vom Nachwuchs- zum temporeicheren Profi-Eishockey "kraß" gewesen, als jüngster Spieler der Mannschaft sei es nun einmal besonders schwer.Inzwischen habe er allerdings weder im sportlichen noch im kameradschaftlichen Bereich Probleme, sagt der Stürmer, den Eisbären-Manager Lorenz Funk für das "momentan vielleicht größte Talent im deutschen Eishockey" hält. Bereits mit drei Jahren stand Björn Barta erstmals auf dem Eis, mit sechs trug er das Trikot des Berliner Schlittschuh-Clubs.Dort fehlte allerdings die sportliche Perspektive, daher verschlug es ihn sieben Jahre später ins Hohenschönhausener Sportforum zu den Eisbären.Die Preussen, bei denen er zuerst angeklopft hatte, wollten ihn nämlich nicht: "Wohl weil ich so ein kleiner Choleriker bin.Ich raste nämlich schnell aus, wenn es mal nicht so richtig läuft." Im nachhinein war das mit den Eisbären allerdings ein Glücksfall, denn dort seien für ihn die Trainingsmöglichkeiten optimal gewesen.Das illustriert auch seine sportliche Entwicklung: Bereits mit 15 wurde Barta Nationalspieler, im letzten Jahr spielte er dann schon - obwohl eigentlich noch zu jung - bei den Eisbären-Junioren.Dort wurde er als Benjamin des Teams auf Anhieb Scorerkönig. Auf Dauer könne man aber bei den Junioren keine großen Sprünge mehr erwarten, analysiert Barta, und so kam das Angebot, bei der ersten Mannschaft mitzutrainieren, gerade recht - zu mehr wird es allerdings in naher Zukunft nicht kommen.Gleich zu Beginn habe ihm Eisbären-Trainer Ron Kennedy klargemacht, daß er mit einem Einsatz in dieser Saison kaum rechnen dürfe.Nicht gerade eine motivierende Perspektive für ein junges Talent, inzwischen allerdings eher die Regel als die Ausnahme in der höchsten Spielklasse, der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).Seit dieser Saison müssen die Vereine fünf deutsche Spieler (bei den Eisbären sind es sechs) im Kader haben.Einzusetzen braucht man davon freilich keinen."Peinlich", findet Barta diese Regelung und das Wort "Quoten-Deutscher" hat er in den letzten Wochen oft gehört. Seine Zukunft bei den Berliner Eisbären sieht Björn Barta daher auch nicht nur rosig, zumal mit Nationalspieler Sven Felski nun auch der letzte aus den eigenen Reihen hervorgegangene Spieler um einen Stammplatz kämpfen muß: "Wenn das dem schon so geht, dann wird es natürlich schwer für mich." Ein 17jähriger Nachwuchsspieler könne sich nun mal kaum gegen einen erfahrenen Crack aus Skandinavien oder Nordamerika durchsetzen, denn die hätten in seinem Alter in ihren Ländern schon längst Einsätze auf höchstem Niveau gehabt. So spielt Barta also immer noch bei den Junioren mit, bei den Profis nimmt er zur Zeit nur auf der Tribüne Platz: "Am liebsten möchte ich natürlich in Berlin bleiben.Wenn das allerdings in der nächsten Saison nichts mit einem Einsatz wird, dann muß ich wohl weggehen." Für ein Jahr nach Kanada in eine untere Liga oder vielleicht ein Engagement in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, das läge wohl am nächsten.Solange die Bereitschaft hiesiger Vereinsfunktionäre, jungen Spielern eine Chance zu geben, gen null tendiert und nur der kurzfristige sportliche Erfolg zählt, kann auch ein so großes Talent wie Björn Barta nicht mehr erwarten.

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