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Sport: Blatters Visionen

Der Fifa-Präsident will Profischiedsrichter und Torkamera einführen – Kritik aus Deutschland.

Berlin - Joseph Blatters Forderung nach einer generellen Einführung von Profi-Referees stößt bei DFB-Schiedsrichterchef Herbert Fandel auf Ablehnung. „Man muss fragen, ob dies das Allheilmittel ist“, sagte Fandel am Dienstag. Der Präsident des Fußball-Weltverbandes (Fifa) hatte angekündigt, bei der WM 2014 in Brasilien nur noch Profi-Schiedsrichter einsetzen zu wollen. „Die Analyse hat aber ergeben, dass die schwächsten Leistungen von Schiedsrichtern gezeigt wurden, die in ihren Ländern Profis sind“, erklärte Fandel.

Damit könnte es zu einem Konflikt mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) kommen – die international tätigen Schiedsrichter aus Deutschland gehen derzeit noch regulären Berufen nach.

„Ich habe gehört, dass der Fifa-Präsident in den nächsten Tagen mit mir sprechen will, um zu erreichen, dass die Deutschen den Profi-Schiedsrichter einführen“, berichtete DFB-Präsident Theo Zwanziger dem „Hessischen Rundfunk“. Doch da gingen die Meinungen auseinander. „Es geht nicht um die Frage, ob jemand Profi oder Amateur ist“, argumentierte das deutsche Fifa-Exekutivmitglied Zwanziger. „Es geht um die Frage, ob er gut ist. Und da kann man schon unterschiedlicher Auffassung sein.“

Als Grund für die angekündigte Initiative nannte Blatter den „viel zu hohen Druck“, dem die Unparteiischen ausgesetzt seien. Sie würden pro Spiel bezahlt und bei Fehlern nicht mehr aufgestellt, da gehe es auch um Existenzängste. „Das ist ein Problem, das man in Deutschland anpacken muss. Die Italiener, Franzosen, Engländer – sie alle machen es richtig“, sagte der 75-jährige Schweizer in der „Bild“. Es könne nicht sein, dass Schiedsrichter einen Tag nach dem Spiel wieder an ihren Schreibtisch müssten.

Der frühere Fifa-Schiedsrichter Fandel hält dies für falsch und verteidigt das deutsche Halbprofitum. Jeder Referee in Deutschland habe selbst die Möglichkeit, sein Leben einzuteilen und in sein zweites Standbein zurückzukehren. „Das nimmt auch den Druck von den Schiedsrichtern“, sagte Fandel, „jeder Profi, der am Ende einer Saison aus Leistungs- und Verletzungsgründen absteigen muss, hat mehr Druck.“ Dies müsse „mehr Existenzängste“ auslösen, „als bei Schiedsrichtern, die in ihre Jobs zurückkehren“.

Fandel ist überzeugt, dass in Deutschland alles Notwendige getan wird, um den Referees optimale und professionelle Rahmenbedingungen zu schaffen. „Das, so glaube ich, ist der richtige Schritt, um im Fußball etwas Positives zu tun“, meinte Fandel. Aufgeschlossen reagierte er dagegen auf die Ankündigung Blatters, dass die Torkamera schon in der kommenden Saison eingesetzt werden könnte. „Das ist etwas, wo ich sage: her damit. Ich hoffe, dass es kommt und Einzug in den Fußball hält“, sagte Fandel. „Es ist ein wichtiger Bereich, in dem wir hundertprozentige Fehlerlosigkeit herstellen können.“ dpa

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