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Sport: Blau gewinnt

Hertha BSC schafft mit einem 1:0 in Hannover den dritten Auswärtssieg – und rückt auf Platz drei vor

Von Klaus Rocca

Hannover. Fußballfans sind Menschen mit einem großen Mitteilungsbedürfnis. Manchmal pinseln sie ihre Botschaften auf große Bettlaken und hängen sie im Stadion an den Zaun. Am Samstag im ehemaligen Niedersachsenstadion zu Hannover hatten sich die heimischen 96-Fans zu einer konzertierten Aktion verabredet. Der gemeine Unmut richtete sich gegen blaue Trikots: „Blau ist doof“, stand da und: „Bei blau sehen wir rot“. Hertha BSC, der Gegner vom Samstag, trägt zwar blaue Hemden, der Protest aber wandte sich gegen den Sponsor der Hannoveraner, der angeblich darüber nachgedacht hat, die 96er bei Auswärtsspielen in blau-weißen Trikots aufspielen zu lassen. „Blau ist doof“ galt am Ende des Spiels aus Hannoveraner Sicht aber auch für die Gäste aus Berlin. 1:0 gewann die blau-weiße Hertha in einem zeitweise rasanten Bundesligaspiel durch ein Tor von Bart Goor. Durch den dritten Auswärtssieg dieser Saison rückten die Berliner zumindest bis heute Abend auf Platz drei vor. „Wir müssen jetzt sehen, dass wir oben dranbleiben“, sagte Goor. „Wenn wir das bis zur Winterpause schaffen ist alles möglich.“

Schon in der ersten Minute hatte Hertha die erste Chance. Alex Alves aber scheiterte an Hannovers Torhüter Jörg Sievers. Auch die 96er spielten sehr offensiv. Die klareren Möglichkeiten hatten jedoch die Berliner – vor allem nach dem 1:0, das ein wenig überraschend in einer Phase fiel, in der die Gastgeber die Begegnung kontrollierten. Nach einem Doppelpass mit seinem Landsmann Marcelinho bediente Alves Bart Goor in der Mitte, der keine Mühe hatte, den Ball über die Torlinie zu bugsieren. Für den Kapitän der belgischen Nationalmannschaft war es bereits der vierte Saisontreffer.

Wenig später traf Goor erneut, allerdings stand er beim Zuspiel von Marcelinho knapp im Abseits. Schiedsrichter Wolfgang Stark verweigerte dem Tor zu Recht die Anerkennung, obwohl Herthas Trainer Huub Stevens wütend gegen diese Entscheidung protestierte. Die Berliner konnten sich jedoch nicht über den Schiedsrichter beschweren. Anfang der zweiten Halbzeit entschied er bei einem Handspiel von Marko Rehmer im eigenen Strafraum zugunsten der Herthaner. Stark hatte keine Absicht erkennen können.

Zu diesem Zeitpunkt hätte Hertha bereits weit höher führen können. Alex Alves ging bei einem Konter zu früh die Luft aus, sein Schuss von der Strafraumgrenze ging weit über das Tor (26. Minute). Nur eine Minute später hatte der häufig unsicher wirkende Torhüter Sievers Schwierigkeiten mit einem Freistoß Marcelinhos, und kurz vor der Pause scheiterte Michael Hartmann frei vor Sievers. „Wenn man die Chancen sieht, sind wir ein verdienter Sieger“, sagte Stevens.

Doch nach dem Seitenwechsel stürmte nur noch Hannover 96. Die Berliner, bei denen überraschend René Tretschok anstelle von Stefan Beinlich in der Startformation stand, ließen sich fortan viel zu weit zurückdrängen. Und bei den wenigen Kontermöglichkeiten, die sich ihnen boten, wirkten sie zu fahrig – vor allem die beiden Brasilianer Alves und Marcelinho. Bezeichnenderweise resultierte Herthas beste Chance in der zweiten Hälfte aus einer verunglückten Flanke Marcelinhos, mit der Sievers seine gewohnten Schwierigkeiten hatte. „Das war ein Auswärtsspiel, wie man es sich wünscht“, sagte Stevens. „Wir hatten wenig Chancen und haben doch gewonnen.“

Es war ein Verdienst von Herthas Dreierkette in der Abwehr mit Rehmer und Friedrich sowie dem Brasilianer Nené. Sie stand auch bei den verstärkten Offensivbemühungen der Gastgeber sehr sicher. Marko Rehmer hatte Hannovers besten Torschützen Fredi Bobic gut im Griff, und das, obwohl sich Herthas Verteidiger ein Magen-Darm- Virus eingefangen und sich kurz vor Anpfiff in der Kabine übergeben hatte. Etwas mehr als eine Stunde hielt Rehmer durch. „Er hat das hervorragend gemacht“, sagte Stevens.

Erst als er den Platz verlassen hatte, kam Bobic zu seinen stärksten Szenen. In der 81. Minute stand er frei vor Herthas Torhüter Gabor Kiraly, schoss aber mit dem Außenrist weit übers Tor. Zwei Minuten später scheiterte er mit einem Drehschuss an Kiraly. Es war wie ein Zeichen. Wenn Bobic nicht trifft, kann Hannover nicht gewinnen.

Klaus Rocca

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