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Sport: Bloß nicht euphorisch werden

Alba traut der eigenen Stärke noch nicht so recht

Die Bustür ging doch noch einmal auf. Mehrere Male hatten die rund 40 Alba-Fans vor der Ballsporthalle Frankfurt ihre Mannschaft aufgefordert, vor der Abfahrt wieder auszusteigen und sich feiern zu lassen. Allerdings bekam die gelbe Schar dann nur Teammanager Mithat Demirel zu sehen, der den Kopf aus der Tür steckte und um Verständnis dafür bat, dass die Spieler auf ihren Sitzen blieben. „Beim letzten Mal hat das Pech gebracht“, sagte Demirel entschuldigend.

So ganz trauen die Berliner Basketballer der eigenen Stärke eben doch noch nicht – auch wenn sie diese kurz zuvor eindrucksvoll demonstriert hatten. Der souveräne 68:52-Sieg bei den Frankfurt Skyliners bedeutet, dass Alba am Sonntag in die Finalserie um die Deutsche Meisterschaft einziehen kann. Dafür muss die Mannschaft von Muli Katzurin allerdings ein weiteres Mal so geschlossen auftreten wie am Mittwochabend.

„Am Willen zweifele ich nie, weil ich die Jungs kenne“, sagte Albas Geschäftsführer Marco Baldi, ehe auch er seinen Platz im Bus einnahm. „Woran es manchmal Anlass gibt zu zweifeln und zu verzweifeln, ist die Konzentration.“ Im dritten Spiel der „Best of Five“-Serie war von dieser Anfälligkeit für Aussetzer nichts zu sehen. Das Team harmonierte und kämpfte füreinander, egal wen Katzurin aufs Feld schickte. Die meisten Punkte für Alba erzielte Yassin Idbihi, dessen 14 Zähler allerdings vor der Mannschaftsleistung beinahe verblassten. Idbihi hat eine Saison mit Höhen und Tiefen hinter sich, die Frankfurter aber schreckten immer wieder vor der Präsenz des 2,08 Meter großen Centers in der Defensive zurück. Zudem ist der 27-Jährige mit im Schnitt 15,3 Punkten gegen Frankfurt Albas bester Scorer, hat in der Serie überhaupt nur dreimal aus dem Feld vorbeigeworfen und trifft in den Play-offs nowitzkiartige 90 Prozent seiner Freiwürfe.

Baldi war aber noch viel zufriedener mit dem Fakt, dass sich die Berliner „ohne einen Anflug von Egoismus an die Marschroute gehalten“ hatten. Lucca Staiger beispielsweise ist kein geborener Verteidiger, am Mittwoch aber verbiss sich der 22-Jährige beinahe in seinen Gegenspieler und pflückte mehrere Rebounds so entschlossen aus der Luft, dass die Frankfurter respektvoll Abstand hielten. Dafür versuchte der Distanzschütze keinen einzigen Dreipunktewurf. „Die Dreier trifft er sowieso“, sagte Baldi. Viel wichtiger sei es, dass Staiger auch in der Verteidigung volle Konzentration zeige und im Angriff so geduldig agiere wie an diesem Abend. Die Berliner sind jedoch in dieser Saison nach starken Spielen auch immer für unerklärliche Zusammenbrüche gut. „Wir sind himmelweit von Euphorie entfernt – dafür haben wir mit dieser Mannschaft schon zu viel erlebt“, gab Baldi zu Bedenken.

Kurz bevor sich Albas Mannschaftsbus in Bewegung setzte, trottete Frankfurts Trainer Gordon Herbert auf dem Weg zu seinem Auto durch das Spalier der glücklichen Berliner Fans. Der 52-Jährige sah dabei noch viel weniger als Marco Baldi danach aus, als könne er mit dem Wort Euphorie irgendetwas anfangen.

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