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Sport: Böse Worte und fliegende Becher

Der VfL Wolfsburg verliert die Nerven und attackiert Schiedsrichter Stark

Von Christian Otto

Im Grunde war es sein erster richtig großer Auftritt in der Bundesliga. Steve McClaren, der den Profis des VfL Wolfsburg so gern seine Fußball-Philosophie vermitteln möchte, war elf Spieltage lang dieser nette und höfliche Brite, der hier und da deutsche Vokabeln einstreute. Als aber der zwölfte Spieltag mit dem 2:2 nach einer 2:0-Führung gegen den FC Schalke 04 am Samstagnachmittag beendet war, zeigte McClaren ein anderes Gesicht, als er Schiedsrichter Wolfgang Stark mit höhnischem Applaus und Schimpftiraden bedachte. Von der Tribüne aus bewarfen verärgerte Fans den Unparteiischen mit vollen Bierbechern.

Die Rudelbildung, zu der sich die Offiziellen des VfL Wolfsburg nach einer für sie sehr ärgerlichen Partie hinreißen ließen, diente dem Frustabbau. Es war offensichtlich, dass Stark in der Schlussphase ein Handspiel von Klaas-Jan Huntelaar übersehen und damit das Schalker 2:2 in der 75. Minute begünstigt hatte. „Es ist eine Schande“, sagte Dieter Hoeneß, der Vorsitzende der Wolfsburger Geschäftsführung, und meinte die Leistung von Stark, der als Fifa-Schiedsrichter schließlich auch Deutschland repräsentiere. Am Tag danach legte Hoeneß beim Fernsehsender Sport1 nach. „Das ist ein Problem gerade bei diesem Schiedsrichter“, sagte er und erneuerte seine Kritik an Stark, unter „Selbstherrlichkeit“ zu leiden. „Ich stehe dazu: Wolfgang ist nicht unser bester Schiedsrichter im Moment. Er hat deutlich an Qualität verloren und muss sein Spiel überprüfen.“ Konsequenzen seitens des DFB fürchtet Hoeneß nicht. „Die sollen vor ihrer Haustür kehren. Wenn da ermittelt wird, lache ich mich kaputt“, sagte der 57-Jährige. In dem Sonderbericht, den Stark nach der Partie verfasste, sind die fliegenden Bierbecher und die unfreundlichen Worte jedenfalls vermerkt.

„30 000 Menschen haben gesehen, dass das ein Handspiel war. Nur einer nicht – der Schiedsrichter“, sagte McClaren nach Spielschluss voller Wut. Der Ärger über den Schiedsrichter, über die rote Karte gegen Ashkan Dejagah und ein Remis, bei dem erneut ein Vorsprung leichtfertig verspielt wurde, hatte sich aufgestaut. Für McClaren wird die Lage allmählich brenzlig, seine Bilanz mit 14 Punkten aus zwölf Spielen fällt dürftig aus. Aber mit der Debatte um einen Schiedsrichter, dem die Wolfsburger ein hohes Maß an Arroganz bescheinigten, lenkte er auch von den eigenen Schwächen ab.

Wie beim FC Schalke, der nicht vom Tabellenende wegkommt, klafft auch beim VfL eine riesige Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Grafite und Edin Dzeko treffen regelmäßig ins Tor, aber die Schwächen in der Abwehr machen diese Erfolgserlebnisse zu einem kurzen Vergnügen.

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