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O’zapft is. Die Golfprofis Dustin Johnson (USA), Matteo Manassero (Italien), Max Kieffer (Deutschland), Miguel Angel Jimenez, Sergio Garcia (beide Spanien), Marcel Siem (Deutschland) und Ernie Els (Südafrika, von links) prosten sich im Englischen Garten zu. Foto: dpa

© dpa

Sport: Bogen um Deutschland

Mit den BMW International Open in München gibt es hierzulande nur noch ein erstklassiges Golfturnier.

Eigentlich ist die deutsche Golfwelt an diesem Donnerstag perfekt: Volles Haus im Golf Club Eichenried zur BMW International Open; die Platzverhältnisse sind perfekt; Die Münchner Golf-Society blickt vom schneeweißen Vip-Zelt auf das 18. Grün, im Biergarten drängeln sich die Fans und die deutschen Stars Martin Kaymer und Marcel Siem werden auf dem Platz umlagert. Weiß-blaue Herrlichkeit sozusagen.

Zum Auftakt landete Kaymer am Donnerstag mit 64 Schlägen gleich auf Platz zwei hinter Ernie Els. „Ich freu’ mich, zu Hause zu spielen“, sagte Kaymer. Zu Hause ist Düsseldorf, aber wenn es um Golfturniere in Deutschland geht, fasst der 28-Jährige den Rahmen groß. Es gibt ja nur noch eine erstklassige Profiveranstaltung hierzulande, eben diese International Open. Zum 25. Mal in diesem Jahr. Immer der gleiche Name, immer der gleiche Sponsor. Mit zwei Millionen Euro Preisgeld eine mittelgroße Veranstaltung innerhalb des europäischen Turnierkalenders. Aber immerhin, sie behauptet sich standhaft gegen einen Negativtrend.

Deutschland als Golf-Turnierschauplatz nämlich schrumpft seit Jahren kontinuierlich. Vorbei sind die Zeiten, in denen Profis wie Bernhard Langer viermal im Jahr in Deutschland zu sehen waren. Egal ob German Open, German Masters oder die TPC of Europe – seit 2010 ist auch das letzte dieser Turniere verschwunden. Und: Es gibt keinerlei Anzeichen, dass eine Wiederbelebung stattfindet oder ein neues Turnier mit anderem Namen geplant ist.

Stattdessen stehen auch bei den Frauen die Zeichen auf Krise: Bis dato konnte kein neuer Titelsponsor für das Turnier präsentieren werden, das Anfang Juni ebenfalls in München noch als Unicredit Ladies German Open über die Bühne ging und nun zur Disposition steht.

Der einstige Turnierschwerpunkt Deutschland ist damit zu einem eher unbedeutenden Zwischenstopp geworden. Dass man inzwischen mit der Bad Griesbach Challenge by Hartl Resort ein Turnier der zweitklassigen Challenge Tour auf die Beine gestellt hat, ist nur ein schwacher Trost, wenn man bedenkt, dass in Frankreich allein fünf Turniere der ersten und zweiten Kategorie stattfinden. „Wir würden uns schon noch ein zweites Turnier hier in Deutschland wünschen“, sagt Magnus Wiese, Leiter des Sportmarketings vom Veranstalter BMW. „Das würde den Markt beleben, der Zuschauer hätte mehr Auswahl, der Sport wäre präsenter in den Medien.“

Der Golfsport aber ist eine Diva. Schwer zu fassen, schwer zu verpflichten, vorrangig von Preisgeld und Antrittsgeldern abhängig. „Man muss sich mit dem Golfmarkt bewegen“, sagt Wiese und resümiert damit das Geschäft. Die Strömung zieht Richtung Asien, Emirate, gänzlich neue Märkte. Ein Blick auf die neu eingerichteten Play-offs der PGA European Tour, bei denen in diesem Oktober und November insgesamt 30,5 Millionen Dollar Preisgeld ausgeschüttet werden, beweist: Das alte Europa spielt längst eine Außenseiterrolle.

BMW Masters und WGC-HSBC Champions werden in China ausgetragen, die Turkish Airlines Open geht in der Region Belek über die Bühne und die DP World Tour Championship wird regelmäßig in Dubai ausgespielt. Klassische Golfländer wie Spanien oder Portugal dagegen spielen kaum noch eine Rolle, seitdem die Tourismusministerien wegen der Finanzkrise ihre Zuschüsse gestrichen haben. Mit allein neun Turnieren in den Emiraten oder im weiteren Asien hat sich die PGA-Europa-Tour längst zu einer Euro-Asia-Tour entwickelt.

Der deutsche Profigolfer wird damit mehr und mehr zu einem Medienphantom, das man live in Deutschland so gut wie gar nicht mehr erleben kann. Angesichts stagnierender Golferzahlen – die Zuwachsrate der deutschen Verbandsmitglieder lag 2012 nur noch bei 1,7 Prozent – fällt die Faszination, die Weltklassesport live vermittelt, damit fast weg. Dass der SAP-Mitgründer und Sport-Mäzen Dietmar Hopp mit der Durchführung des Solheim Cups, der weiblichen Gegenveranstaltung zum Ryder Cup, im Jahr 2015 im GC St. Leon-Rot bei Heidelberg einen positiven Akzent setzt, ist ein Lichtblick. Die Misere des Männergolfs allerdings ist damit nicht überwunden.

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