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Sport: Borowski geht zu den Bayern

Der Bremer teilt das Allofs und Trainer Schaaf mit

Tim Borowski wollte einfach nicht reden. Mit keinem Journalisten, egal, wie lange er ihn kennt. Dabei wäre zuletzt genügend Zeit für ein Gespräch gewesen, der Mittelfeldspieler Borowski ist schließlich gerade mit dem Fußball-Bundesligisten Werder Bremen in einem vornehmen Hotel in Belek, in der Türkei. Im Trainingslager – wie üblich im Winter. Nur Borowskis Verhalten, das war nicht üblich. Auch Klaus Allofs, der Bremer Sportchef, wusste lange nicht so recht, was er davon halten sollte. Die Antwort darauf hat er nunmehr bekommen: Tim Borowski verlässt zum Saisonende Werder Bremen und wechselt zum FC Bayern München. Dies teilte der Nationalspieler laut „Kicker“ am Sonntagabend Geschäftsführer Klaus Allofs und Cheftrainer Thomas Schaaf mit.

Der 31-malige Nationalspieler, beim 5:2 gegen Bayer Leverkusen, dem letzten Werder-Bundesligaspiel im vergangenen Jahr, mit einer Auswechslung nach 31 Minuten abgestraft, fühlte sich lange schlecht behandelt und falsch beurteilt. Aber das war eben nur eine Erklärung für sein Schweigen gewesen. Die andere war seine seit Wochen unklare Vertragslage. Werder hatte ihm angeboten, den im Sommer auslaufenden Kontrakt zu stattlichen Bezügen zu verlängern. Angeblich sollte Borowski dann 2,5 Millionen Euro jährlich verdienen. Doch der Profi, der in der Hinrunde nur drei Partien über die volle Distanz absolviert hatte, reagierte nicht darauf. Intern nicht, und öffentlich sagte er sowieso nichts.

Daran soll auch Bremens Erzrivale FC Bayern München nicht ganz unschuldig sein, der sich in regelmäßigen Abständen beim Konkurrenten bedient. Andreas Herzog, Claudio Pizarro, Valerien Ismael, gerade erst Miroslav Klose: Die Liste der aus Bremen abgeworbenen Leistungsträger ist lang. Nun heißt der nächste Neuzugang also Borowski. Das bestätigte schließlich auch Klaus Allofs.

Bereits vorher war das Gerücht aufgekommen, dass der ablösefreie Mittelfeldspieler sogar schon einen Vertrag bei jenem Verein unterschrieben habe, der gerade Jürgen Klinsmann als Trainer verpflichtet hat. Jörg Neubauer, Borowskis Berater, dementierte das jedoch vehement. „Das entspricht nicht den Tatsachen. Wenn mich aber Manager Uli Hoeneß noch anruft, ziehe ich die Aussage gerne zurück“, sagt Neubauer. Ansonsten hatte es keinen weiteren Kommentar zum Stand der Verhandlungen und zur Zahl der Angebote von dieser Seite gegeben. Neben den Bayern wollten angeblich der Hamburger SV und Atletico Madrid den gebürtigen Neubrandenburger verpflichten.

Über Borowski, zu seinen besten Zeiten in der Saison 2005/2006 mal als Mini-Ballack tituliert, ist in der Bayern-Führungsetage bereits früher ernsthaft nachgedacht worden. Der blonde Hüne wäre geeignet für die Halbpositionen, auf denen derzeit wechselweise Franck Ribéry, Bastian Schweinsteiger und Hamit Altintop spielen. An der Weser und bei Werder, wo Borowski seit seinem 16. Lebensjahr spielt, hatte der Nationalspieler in dieser Saison sowieso mal wieder einen schweren Stand: Das Publikum steht seiner mitunter aufreizend lässig wirkenden Spielweise seit jeher kritisch gegenüber. Fakt ist auch, dass Borowski seit seinen starken, von Toren und Torvorlagen geprägten Auftritten vor der WM 2006 nie mehr zu alter Leistungsstärke zurückfand. Und dennoch: Gerade der neue Bayern-Trainer Klinsmann hält viel von Borowski, den er nicht ohne Grund mit regelmäßigen WM-Einwechslungen (und dem Einsatz im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica) belohnte.

Werders Trainer Thomas Schaaf hatte sich zuletzt, anders als Borowski, zu diesem Thema zu Wort gemeldet. „Ich denke, es wäre für Tim der richtige Schritt in seiner Karriere, bei Werder zu bleiben“, sagte er. Doch es half nicht, der Spieler und sein Berater dachten anders.

Frank Helmann[Bremen], Michael Neudecker[München]

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