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Sport: Borussia Bavaria Berlin

Bayerischer Platz, Borussenstraße und natürlich viele Fanklubs: Die Anhänger der FINALISTEN und ihr HEIMSPIEL in Berlin.

DIE STRASSEN

Heimatgefühle in Berlin? Klar, die überkommen den echten Münchner am Bayrischen Platz in Schöneberg, pardon!, Bayerischer Platz, der fehlende Buchstabe wurde nämlich erst 1909 ergänzt. Aber Berlin hat noch mehr zu bieten: Es gibt die Bayernallee (in Westend), drei Münchener Straßen (in Schöneberg, Frohnau und Lichtenrade) und sogar einen 36 Meter hohen, aber weitgehend unbekannten Bayernturm – das ist der linke der beiden Türme mit den Olympischen Ringen direkt vor dem Olympiastadion. Und die Dortmunder? Laut Stadtplan existiert die Borussiastraße in Tempelhof, eine Dortmunder Straße in Moabit und die Borussenstraße vor dem S-Bahnhof Nikolassee, von zehntausenden Badenden auf dem Weg zum Strandbad Wannsee genutzt. Aber kommen wir noch einmal zurück zu den Türmen vor dem Olympiastadion. Der linke heißt Bayernturm – und der rechte? Preußenturm. Hier geht der Berlin-Punkt klar an Dortmund, denn „Borussia“ ist der neulateinische Name für – Preußen.

DIE FARBEN

Die FDP ist gelb, klar, aber wer war noch mal die FDP? Das Gelbe Viertel in Marzahn ist jetzt auch nicht Berlins Stadtattraktion, und Berliner Vereine wie Borussia Pankow, Borussia Friedrichsfelde, Tennis Borussia haben einen Namen, der sich nach Champions League anhört, nur leider keine gelben Trikots. Die BVG vielleicht? Klar, Dortmunds Stürmer Robert Lewandowski ist recht groß (1,84 Meter) – kann aber mit dem Großen Gelben auch nicht mithalten. Die Höhe der Doppeldecker beträgt 4,06 Meter. Und was machen Bayerns Farben in Berlin? Der Bierpinsel war mal rot und die Regierung rot-rot. Bayerns Verteidiger Jerome Boateng spielte früher in einem Bolzkäfig im roten Wedding. Und auch der BER-Schriftzug ist rot, aber das lassen wir mal lieber. Und da wäre die Rote Insel in Schöneberg: gilt traditionell als ein eher politisch linkes Viertel, viele Bewohner kämpften gegen die Nazis. Das passt in gewisser Weise zu den Bayern – die Nazis schimpften den Verein „Judenklub“, viele Fans engagieren sich noch heute gegen Rechtsradikalismus.

DIE FANKLUBS

Wie viele Dortmunder oder Münchener in Berlin leben? Das Statistische Landesamt weiß ja gefühlt alles, aber das nicht. Also bleiben wir vage. Es gibt Ultras, die in Berlin zur Uni gehen, Exil-Dortmunder, die ihre Lieblingskneipe wie das „Intertank“ am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof aufsuchen. In Strausberg gibt’s die „BVB-Supporters-Berlin“, in Mahlow den „Gelben Stern Preußen“ – so richtig bekannt in der Szene sind aber vor allem die „Spreeborussen Berlin 1993“, ein 200 Mann/Frau/Kind starker Verein aus Mariendorf, die bitte, bitte nicht mit den „Spreeborussen ’86“ verwechselt werden sollten. Das sind die Fans von Borussia Mönchengladbach (50 Fanklubmitglieder mit Stammkneipe am Bahnhof Jungfernheide, direkt an der Spree). Die Bayern sind ähnlich preußisch-korrekt organisiert: 1,2,3,4 … 18, 19, 20 Fanklubs hat der FC Bayern allein in Berlin, von den „East Side Bazis“ über „Bavaria Spandau“ bis zu den „Russischen Bayern-Fans“ (die ihren Sitz nicht in Moskau, sondern Charlottenburg haben). Fanklubs der Bayern sind auch in Potsdam oder Werder registriert. Und wer mittags auf den Kinderspielplatz guckt und all die Trikots sieht, sieht noch viel mehr Fanklubmitglieder in spe. Wo die Bayern-Fans immer gucken? Zwei Kneipen haben sich herumgesprochen – die eine ist eine Heavy-Metall-Kneipe nahe der Frankfurter Allee („Bretterbude“), die andere heißt „Martinique“ und befindet sich an der Monumentenstraße. Ist das nicht ulkig, dass die reichen, kommerziellen Bayern ausgerechnet in Friedrichshain und Kreuzberg…

DIE TRIKOTS

Ein kurzer Blick unten auf den Spielplatz? In Berlin hält sich der Absatz von Dortmund- und Bayern-Trikots momentan die Waage. Aber die Hemden sind in Berlin auf jeden Fall gefragt, denn zu Saisonbeginn sind nur ganz Tapfere mit einem  Trikot von Hertha BSC durch die Stadt gelaufen. Unter anderem bei Karstadt sports oder dem Kaufhof am Alex sind die Trikots für stattliche 75 Euro erhältlich. Einen Minivorsprung soll aber der FC Bayern München in Berlin haben, denn die Bayern haben schon ihr neues Jersey für die kommende Saison im Angebot – die Dortmunder noch nicht.

DAS PILS

Bayrisches Bier gibt es gefühlt an jeder Parkbank, und Dortmunder Bier gibt’s ebenso in jedem Getränkeladen. Wer aber als Borusse auf Kronen, Brinkhoff’s oder Hövels nicht verzichten möchte, kann in der Kneipe „Respect-Bar“ in der Reichenberger Straße in Kreuzberg einkehren. Sollten sich alle 20 Fanklubs der Bayern gleichzeitig treffen, könnte es eng werden in einer Gaststätte – wir empfehlen eher das Hofbräuhaus am Alexanderplatz mit Original Hofbräu-Bier. Da wird das Finale im gesamten Obergeschoss auf einer Leinwand gezeigt.

UND WER ARBEITEN MUSS?

Wer am Abend des Finales arbeiten muss, hat Pech. Oder muss sich vorbereiten. Es ist davon auszugehen, dass die Spätschicht der Feuerwehr und der Polizei einen Fernseher im Aufenthaltsraum aufbauen wird. Fahnen, Schals, Trikots oder Wimpel an der Dienstkleidung oder am Einsatzfahrzeug sind jedoch nicht erlaubt. Das Neutralitätsprinzip verbietet das beiden Behörden – erst recht auf der Fanmeile, wo ja beide feiern wollen.

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