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Doll

© ddp

Borussia Dortmund: Bald wird abgerechnet

Die Stimmung bei Borussia Dortmund ist explosiv: Der BVB schiebt die Trainerfrage vor sich her – bis Saisonende darf Thomas Doll noch bleiben. Das Nervenkostüm des Coaches ist angekratzt.

Was erlauben Doll? Die rhetorische Kunstform der Wutrede ist ja schon vor zehn Jahren von Giovanni Trapattoni in die Bundesliga eingeführt worden. Sein „Was erlauben Strunz?“ wirkte nicht nur bei den Bayern wie ein Fanal. Nein, es klang auch wie eine Aufforderung an die Kollegen, von Zeit zu Zeit jegliche Contenance zu vergessen und ihre angestaute Wut einmal richtig freizulassen. Rudi Völler hat später ähnliches getan und Waldemar Hartmann stramm stehen lassen. Am Mittwoch nun ist Borussia Dortmunds Trainer Thomas Doll – der sich in der Endphase seiner Zeit beim Hamburger SV stets mit dem Vorwurf konfrontiert sah, er sei zu nett, zu lieb – explodiert. Doll hat sich seinen Frust über angebliche Respektlosigkeiten von Journalisten lauthals von der Seele geschimpft. Der 42-Jährige sieht sich „an die Wand genagelt“. Aber auch Profis wie die Manndecker Wörns und Kovac sieht er ungerecht behandelt, „dabei sollen die hier die Kohlen aus dem Feuer holen. Da lache ich mir doch den Arsch ab.”

Die Stimmung bei Borussia Dortmund ist weiter explosiv, auch vor dem heutigen Spiel bei Eintracht Frankfurt (20.30 Uhr, live bei Premiere). Daran ändert weder das achtbare Auftreten beim Pokalfinale in Berlin etwas, noch der Umstand, dass der Klub in der nächsten Spielzeit im Uefa-Cup wieder in Europa mitspielt. Zu tief sitzt der Frust über die vielen Enttäuschungen in der Liga, zu sehr haben die dauernden Entlassungsgerüchte um den Trainer an den Nerven aller Beteiligter gezerrt. In der Chefetage des BVB hat man sich auf eine Sprachregelung geeinigt, die Raum für Spekulationen gibt. Auf die Frage, ob Doll seinen Vertrag, der im Winter bis ins Jahr 2010 verlängert wurde, erfüllen dürfe, weicht Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke aus: „Wir haben immer betont, dass wir keine Trainerdiskussion führen. Von daher werden Sie von mir zu diesem Thema auch kein einziges Wort hören.” Das ist kein Nein, aber auch kein Ja. Auch Klubpräsident Reinhard Rauball lässt Raum für Interpretationen. Als er nach der 0:5-Klatsche in München auf die miserable sportliche Verfassung des BVB angesprochen wurde, fand der Jurist eine hintergründige Formulierung. Eine Woche vor dem so wichtigen Pokalfinale sei „nicht die Zeit für Wahrheiten“. Will heißen: Die Zeit, um Klartext zu reden, wird später kommen. „Diese Bestandsaufnahme hat Rauball gefordert”, betont Watzke. „Das ist sein gutes Recht als Kontrolleur.“

Dass es dabei vorrangig um den Trainer gehen wird, liegt auf der Hand. Schließlich hat Doll in den 13 Monaten in Dortmund weder taktisch noch personell eine eigene Handschrift erkennen lassen. Erfolgserlebnisse haben sich Trainer und Mannschaft nur im Pokal geholt, sich im Ligaalltag dagegen reihenweise stümperhafte Darbietungen geleistet.

Fünf Spiele hat Dortmund in der Saison noch zu bestreiten. Drei Punkte benötigt der Verein noch, um die unrühmliche Saison mit dem sicheren Klassenerhalt abzuschließen und die Zukunft gestalten zu können. Ob Thomas Doll dabei weiter eine Rolle spielen wird, ist fraglich. Vor dem Spiel in Frankfurt am Main ist die Sorge groß, dass dem Pokal-Festakt die Rückkehr zur Bundesligatristesse folgt. Die Mannschaft werde von den 120 Minuten gegen die Bayern „eine gewisse physische und mentale Belastung mitnehmen“, ahnt Watzke. Zuversichtlich klingt das nicht.

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