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Matschplan. Thomas Tuchel beim 1:5 von München.

© dpa/Gebert

Borussia Dortmund: Die Bayern als Inspiration

Dortmunds Trainer Thomas Tuchel lobt die Übermannschaft aus München und sagt, dass seine Profis vom Meister viel lernen können.

In Berlin sah man ihm München fast nicht mehr an. Dabei gab Thomas Tuchel zu, eine kurze Nacht hinter sich zu haben nach der 1:5-Niederlage beim FC Bayern. Doch bei einem Podiumsauftritt, für den Tuchel am Montag nach Berlin gereist war, konnte der Trainer von Borussia Dortmund schon hin und wieder lächeln. „Mir hilft es, das Spiel noch einmal bis spät nachts zu schauen, dann morgens beim Klub zu sein und die Szenen zu analysieren“, gab Tuchel Einblicke in eine offenbar kurze Nacht.

Dafür sah der geladene Gast noch recht frisch aus, wie er feingliedrig im engen Pulli, engen Jeans und engen Turnschuhen auf der Bühne saß bei „Aspire4Sports“, einem von Katar gesponserten Sport- und Wirtschaftsgipfel am Berliner Westhafen. Befragt von ZDF-Moderator Wolf-Dieter Poschmann gab Tuchel Auskunft über seine Gemütslage und Einblicke in seine Trainerphilosophie. Und geriet dabei ins Schwärmen über den Gegner vom Vortag, den er regelrecht als Vorbild pries.

„Die Bayern sind eine große Inspiration“, sagte er, „sie spielen auf einem Level, das es in Deutschland vielleicht noch nicht gegeben hat.“ Auf einer Ebene mit Real Madrid und dem FC Barcelona, derzeit sogar noch ein wenig darüber. Es war Tuchel glaubhaft abzunehmen, dass er die Münchner nicht nur überhöhte, um von den Fehlern der eigenen Mannschaft abzulenken. Aus ihm sprach echte Bewunderung für Pep, wie er Bayern-Trainer Guardiola konsequent nannte. Dabei sei es nicht so gewesen, dass die Dortmunder im Spitzenspiel nur hätten lernen wollen. „Wir sind angereist, mit dem Ziel zu gewinnen, nicht nur mit dem Wunsch“, sagte Tuchel. „Aber wir wurden von einer sehr, sehr guten Mannschaft besiegt.“ Die spiele selbst lange Bälle so präzise, dass es aussehe, als habe der BVB Fehler in der Verteidigung gemacht. Nun, das hatte das Team am Sonntag wohl auch. Aber Tuchel fand: „Wir müssen aufpassen, uns auch in der Analyse nicht zu sehr am Ergebnis zu orientieren“, sagte der Mann, der zuvor die ersten 13 Pflichtspiele mit dem BVB nicht verloren hatte. Doch sein Team stecke in einem Prozess, der noch nicht abgeschlossen sei. „Wir kommen jetzt von der Euphorie in eine Phase der Ernüchterung, der Arbeit und Bescheidenheit.“

Vor allem letztere könne man sich ausgerechnet von den Bayern abschauen. „Sie wirken immer bescheiden und hungrig im Vergleich zu ihrem Talent.“ So einen Zustand der entspannten Konzentration versucht Tuchel, seiner eigenen Mannschaft noch beizubringen, neben der taktischen Flexibilität. „Wir werden nicht aufhören, das nachzustellen, bis wir das auch können“, sagte Tuchel und gestand ein: „Auch ich lerne noch weiter dazu.“ Wobei er betonte: „Ich bin kein Kontrollfreak, sondern ein Teamplayer.“ Darauf angesprochen, dass er seinen Spielern verboten habe, der Kohlehydrate wegen Pasta zu essen, sagte er: „Sie dürfen alles essen, was im Trainingszentrum auf dem Tisch steht.“ Also das, was Tuchel vorher abgesprochen hat mit dem Koch. „Ich will schon wissen, wie wir essen und schlafen“, sagte er.

Bei so viel Philosophieren über die eigene Philosophie geriet eine Frage fast in Vergessenheit: Stehen die Bayern nun schon am achten Spieltag als Meister fest? „Das ist mir egal“, sagte Tuchel am Ende in die Kameras, lächelnd, aber leicht genervt, „ich richte die Aufmerksamkeit nur auf uns und unseren Weg.“ Der führte erst einmal aus Berlin zurück nach Dortmund.

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