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Doll

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Borussia Dortmund: Doll und die elf Zwerge

Erst die sonntägliche 0:5-Klatsche in München und nun gegen Hannover eine Heimniederlage ohne erkennbare Gegenwehr: Dortmunds Trainer Thomas Doll gerät vor dem Pokalfinale immer stärker in die Kritik.

Nach dem Abpfiff begann die hohe Zeit der Durchhalteparolen. In jedes Mikrofon, das ihm vor die Nase gehalten wurde, sprach Thomas Doll markige Sätze. So viel Entschlossenheit, wie der Dortmunder Trainer trotz des wieder einmal blamablen Auftretens seiner Mannschaft bei der 1:3-Niederlage gegen Hannover 96 trotzig zur Schau trug, hätten sich die Dortmunder Fans am Mittwoch von den Profis in Schwarz-gelb gewünscht. Doch die liefern derzeit so viel Unvermögen ab, dass sämtliche Besserungsversprechen als Lippenbekenntnisse entlarvt werden.

Erst die sonntägliche 0:5-Klatsche in München und nun gegen Hannover eine Heimniederlage ohne erkennbare Gegenwehr: Zwei Tage vor dem Pokalfinale in Berlin ist Borussia Dortmund vom respektablen Außenseiter zu einem Fußballzwerg geschrumpft. Und was macht Doll? Der sagt Sätze wie diesen: „Wir sind jetzt in einer Phase, in der du dich auf deine Stärken besinnen musst. Ich denke, dass wir es bis Samstag hinbekommen, den Bayern Paroli zu bieten.“ Später legte der Trainer noch einen drauf: „Flagge zeigen, Brust raus, reinmarschieren ins Olympiastadion und den Pokal holen.“

Wie wenig die Dollsche Diktion mit der Realität übereinstimmt, belegen die Statements, die der 42-Jährige nach der Pleite in München von sich gab. Da sprach Doll von einer „Hinrichtung”, appellierte an die Ehre seiner Profis und forderte sie auf, gegen Hannover „mit Wut im Bauch” anzugreifen. Wenn solch auffordernden Worten nichts als kraftlose Taten folgen, kann es mit der Überzeugungskraft eines Trainers nicht weit her sein. Auch fachlich macht sich Doll in Dortmund immer angreifbarer. Die ständig wechselnde taktische Ausrichtung und die immer wieder umgebaute Abwehrreihe begünstigen den Ist-Zustand einer Mannschaft, die seit Monaten konzeptlos vor sich hin taumelt. Gegen Hannover bot Doll in dieser Saison zum 19. Mal eine veränderte Formation seiner Viererkette auf. Kontinuität sieht anders aus. Nicht nur in diesem Punkt präsentiert sich Doll reichlich wankelmütig. Hatte er zu Wochenbeginn noch verkündet, Nationalspieler Sebastian Kehl für das Pokalfinale zu schonen, machte er einen Rückzieher und ließ Kehl gegen Hannover auflaufen. Eine weitere Merkwürdigkeit: Im Tor ermöglichte Doll dem jungen Amateurtorwart Marcel Höttecke seinen ersten Bundesligaauftritt und zog ihn damit dem routinierten Alexander Bade vor. Wer weiß, vielleicht darf Höttecke auch gegen die Bayern ran. Stammkeeper Roman Weidenfeller hat sich für diese Saison verletzt abgemeldet, der Einsatz des am Knie lädierten Marc Ziegler ist unwahrscheinlich.

Es ist schleierhaft, woher die Hoffnung kommen soll, ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt die Wende zu erzwingen. Neben der sportlichen Krise haben die Dortmunder nun auch noch eine Trainerdiskussion am Hals. Dolls Vertrag ist zwar im Winter bis ins Jahr 2010 verlängert worden, in Dortmund wird jedoch kolportiert, für den Fall einer Entlassung sei eine Abfindung im moderaten Bereich festgeschrieben worden. Es scheint nicht mehr ausgeschlossen, dass das Pokalfinale Dolls Abschiedsvorstellung beim BVB werden könnte.

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