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OGC Nizza lässt Trainer Lucien Favre laut Medienberichten nicht nach Dortmund ziehen.

© dpa

Update

Borussia Dortmund: Favre erhält wohl keine Freigabe für BVB

Borussia Dortmund sucht weiter einen Trainer. Und muss zudem einen Streit zwischen Watzke, Tuchel und dem Team aufarbeiten.

Michael Zorc sieht bei der Dortmunder Trainersuche keinen Grund zur Eile. „Wir müssen uns dabei nicht unter Druck setzen. Es geht darum, die bestmögliche Lösung - und nicht die schnellste - für den BVB zu finden“, sagte der Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten dem „Kicker“. Prinzipiell sei der Verein bereit, eine Ablösesumme für den Nachfolger von Thomas Tuchel zu zahlen. „Das würde ich nicht komplett ausschließen.“ Medienspekulationen, wonach sich der BVB um die Freigabe des vertraglich in Nizza gebundenen Lucien Favre bemüht, wollte Zorc nicht bestätigen: „Wir kommentieren keine Namen.“

Allerdings erhält Favre von OGC Nizza laut der französischen Sportzeitung L'Equipe auch keine Freigabe für einen Wechsel von seinem Verein. Julian Nagelsmann (Hoffenheim) und Peter Stöger (Köln) winkten ab. Weiter im Gespräch sind David Wagner (Huddersfield), Paulo Sousa (Florenz), Niko Kovac (Frankfurt) und Peter Bosz (Amsterdam). Derweil soll der Wechsel von Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang zu Paris St. Germain laut „Yahoo!Sport“ konkrete Formen annehmen. Zorc dementierte auch diese Meldungen: „Uns liegt Stand heute kein einziges Angebot von irgendeinem Klub auf dieser Welt vor.“

Allerdings bestätigte der Sportdirektor, dass der Bundesliga-Torschützenkönig einen Vereinswechsel erwägt: „Natürlich wissen wir aus vielen Gesprächen, dass er sich ernsthaft mit seiner Zukunft beschäftigt. Ihm stellt sich jetzt auch wegen seines Alters die Frage, ob er noch einmal etwas Neues machen will. In gut zwei Wochen wird er 28.“

Watzke verteidigt sich

Außerdem gibt es neue Details zur Trennung zwischen Borussia Dortmund und Trainer Thomas Tuchel. Dem vorausgegangen ist offenbar eine heftige Auseinandersetzung über den Umgang mit dem Anschlag auf den BVB vom 11. April. Wie die „Zeit“ berichtet, sollen mehrere Spieler während einer Mannschaftssitzung vor dem Abschlusstraining für eine Verschiebung oder Absage des Spiels von Dortmund gegen den AS Monaco plädiert haben, darunter auch Marco Reus. Demnach sei Reus aufgestanden und habe im Namen der Mannschaft dem Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gesagt: „Ich halte es für falsch, dass wir heute Abend spielen.“ Daraus habe sich ein Wortwechsel mit Watzke entwickelt. Als Reaktion habe sich erst Gonzalo Castro zu Wort gemeldet und Reus' Sicht unterstützt, schließlich auch drei weitere Spieler.

Tuchel hatte sich hinter seine Mannschaft gestellt und auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, das Dortmund mit 2:3 verloren hatte, gesagt: „Wir wurden nur per SMS informiert, dass die Uefa in der Schweiz entscheidet.“ Es habe die Mannschaft unendlich geschmerzt, „dass hier ein Viertelfinale zu Hause stattfindet und sie sich da wie reingeschoben fühlt.“ Watzke verteidigt sich gegenüber der „Zeit“: „Es hätte am Nachmittag des Spieltags immer noch die Möglichkeit gegeben, nicht anzutreten. Wir hätten das mit der Uefa gelöst. Aber das wollte offenbar niemand, denn dieses Angebot bestand ja. Wir waren nach mehreren Gesprächen sehr sicher, eine gemeinsame Position mit dem Trainer zu haben.“

Tuchel wiederum hatte das Gefühl, er und die Mannschaft hätten, anders als von Watzke behauptet, kein Mitspracherecht gehabt, ob das Spiel stattfinden solle. In internen Nachrichten hatte die Vereinsführung schon Stunden nach dem Anschlag davon gesprochen, dass das Spiel am nächsten Abend nachgeholt werde. Nach Informationen der „Zeit“ war das Verhältnis zwischen Trainer und Verein bereits seit dem vergangenen Sommer angespannt, nachdem Borussia Dortmund, anders als versprochen, Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrich Mchitarjan verkauft hatte. Tuchel hatte das als Vertrauensbruch gewertet. 

Am Dienstag gab die Borussia bekannt, dass sie sich von Tuchel trennt. Der geschasste Tuchel mühte sich mit einer medienwirksamen Danksagung an die BVB- Fans per Twitter weiter, aus dem wochenlangen Disput nicht als moralischer Verlierer herauszugehen. Er sei „überwältigt von den ganzen Reaktionen“, schrieb der Ex-Coach am Dienstagmorgen und berichtete von „Zuspruch“ aus der Fan-Gemeinde. Die Botschaft war klar: Er wollte nach dem offenen Brief Watzkes –der zwischenmenschliche Probleme andeutete, aber nicht konkretisierte –, klarstellen, dass er die Mehrheit der BVB-Fans hinter sich glaubte. (Tsp/dpa)

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