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Jürgen Klopp erklärt Kevin Kampl, was er von ihm erwartet.

© dpa

Borussia Dortmund im Abstiegskampf: Kann Kevin Kampl es richten?

Borussia Dortmund hat in der Winterpause der Bundesliga viel Geld in die Hand genommen. Für den anstehenden Abstiegskampf hat sich der Klub mit Kevin Kampl verstärkt. Heute Abend tritt der BVB bei Bayer Leverkusen an.

Kevin, wer? Schon in Salzburg war die Skepsis groß, als Kevin Kampl am letzten Transfertag im Sommer 2012 aus der Zweiten Bundesliga Deutschlands vom VfR Aalen verpflichtet wurde. Und diese wurde noch größer, als publik wurde, dass Red-Bull-Fußballchef Ralf Rangnick für einen Spieler, der zwei Monate zuvor um 300.000 Euro zu haben gewesen wäre, drei Millionen Euro ausgegeben hatte. Doch Kampl benötigte in Salzburg nur 45 Minuten, um die Skepsis verfliegen zu lassen. Gleich in seinem ersten Bundesliga-Spiel für RB marschierte er leichtfüßig durch die Reihen von Gegner Ried, degradierte seine Gegenspieler zu Statisten. Sieben, acht Großchancen bereitete der Slowene vor. Die Begegnung endete zwar nur 1:1 und hatte trotzdem einen Sieger: Kevin Kampl.

Aggressivität, Aktivität, Laufbereitschaft, Schnelligkeit – der Offensivallrounder beherrscht viele Dinge, die für ein extremes Offensivpressing wie dem von Borussia Dortmund Bedingung sind. Roger Schmidt, fast zwei Jahre Kampls Trainer in Salzburg, wusste genau, warum er ihn unbedingt wollte. Der Slowene wurde schnell zum überragenden Spieler der österreichischen Liga. Aber auch seine offene Art machte ihn zum Publikumsliebling. Nach jedem Spiel stand er den Medien Rede und Antwort, jeden Foto- und Autogrammwunsch der Fans erfüllte er – immer freundlich, lächelnd, sympathisch. Und Kampl redete gerne. Auch über seine Familie, ohne deren Hilfe er nie Fußballer hätte werden können, wie er bei jeder Gelegenheit betont. Über seine älteren Brüder, die ihre eigene Karriere hinten angestellt hatten, um ihn zum Training nach Leverkusen zu fahren. Oder über seine Mutter, die noch mit 50 Jahren den Führerschein machte, um ihren jüngsten Sohn selbst zum Training zu bringen, als ihre älteren Söhne arbeiten mussten.

Kevin Kampl wurde nur 60 Kilometer von Dortmund entfernt geboren

Kampl erzählt aber auch gerne von seinem Hobby: „Andere gehen Golfen, ins Kino oder auf Berge, um das Hirn abzuschalten. Ich gehe gerne zum Friseur. Ich bin da immer auch etwas länger da, so meine drei Stunden. Da kann ich entspannen, danach habe ich ein gutes Gefühl.“ Kampl wird bei Borussia Dortmund keine Eingewöhnungsprobleme haben. Und das nicht nur, weil er als Kind in BVB-Bettwäsche geschlafen hat. Geboren wurde er im nur 60 Kilometer von Dortmund entfernten Solingen als Sohn slowenischer Gastarbeiter. Deutsch spricht er mindestens so gut wie seine Muttersprache. Und die geografische Nähe zu Familie und Freunden wird ihm die Integration erleichtern.

Bei Salzburg spielte Kampl übrigens immer dann besonders gut, wenn viele seiner Freunde dabei waren. Und sportlich wird er sich auch nicht groß umstellen müssen. Die Fußball-Spielart, die in Salzburg praktiziert wird, ist jener der Dortmunder, die zum Auftakt der Rückrunde in Leverkusen antreten, ähnlich. Kampl bringt auch die konditionelle Basis mit, um den kräfteraubenden Spielstil in englischen Wochen durchhalten zu können. Die ist er aus Österreich gewöhnt. So absolvierte er in der Saison 2013/2014 51 Pflichtspiele für Salzburg, im letzten Herbst waren es 31 Spiele. Eigentlich sollte Kampl ja noch viel länger für Salzburg spielen. Deshalb wurde sein Vertrag immer wieder verlängert. Doch der Aufstieg von RB Leipzig ging nicht schnell genug. Der deutsche Red-Bull-Klub wäre für Kampl erst in der Bundesliga interessant gewesen.

Bei Borussia Dortmund will Kampl seinen Traum von der Champions League erfüllen

In Salzburg hielt ihn schon im vergangenen Sommer nur der Traum von der Champions League. Dass der Slowene nicht unbeteiligt war, dass dieser platzte, mag eine Ironie des Schicksals sein. Im Play-off-Hinspiel gegen Malmö FF ließ Kevin Kampl beim Stand von 2:0 die große Chance auf eine Vorentscheidung aus. Danach ging gegen die Schweden alles schief – bei ihm und allen anderen Salzburgern. Mit etwas Verspätung kann er sich seinen Traum nun aber schon im Februar mit Dortmund erfüllen – im Champions-League-Achtelfinale gegen Juventus Turin.

Stephan Blumenschein

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