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Einsamer Abgang. Nach seinem Foul muss Mats Hummels vom Platz – und die Niederlage für seine Mannschaft nimmt ihren Lauf.

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Borussia Dortmund: Technik, Taktik, Tragik

Erst prächtig verteidigt, dann rausgeflogen: Hummels gibt Dortmunds Niederlage ein Gesicht. Die Dortmunder haben dennoch mit Überlegenheit gespielt.

Mönchengladbach - An Ort und Stelle wollte der unglücklichste unter den Dortmunder Fußballspielern lieber nichts sagen, drei Stunden nach dem schrägen 0:2 in Mönchengladbach hatte Mats Hummels dann seine Gedanken geordnet. Es reichte zumindest für eine Äußerung via Facebook. „Keine Ahnung, was man dazu sagen soll“, startete Hummels, ließ drei nachdenkliche Pünktchen folgen, ehe er mit seiner schriftlichen Analyse fortfuhr: „Bittere Kiste und ein Kandidat für die Top 3 der unverdientesten, unnötigsten und unglücklichsten Niederlagen.“ So weit dies, dann wandte sich der Abwehrchef des BVB jener Szene zu, in der er der Partie im Borussia-Park selbst die entscheidende Wendung gegeben hatte. Mit seinem Foul an Gladbachs Havard Nordtveit, zehn Minuten vor dem Abpfiff.

Hummels sah für seinen Tritt in die Beine des Norwegers Rot. Es war sein erster Platzverweis im 156. Bundesligaspiel. Als Hummels mit gequältem Lächeln und gesenktem Kopf das Spielfeld verlassen hatte, traf Nationalmannschaftskollege Max Kruse per Strafstoß zum 1:0. Fünf Minuten später streckte Raffael die Dortmunder mit dem 2:0 endgültig nieder – und Hummels jammerte: „Das Spiel müssen wir schon lange gewonnen haben, als es zum Elfmeter kommt.“

45 Minuten lang spielte der mutmaßlich einzig ernstzunehmende Bayern-Herausforderer die heimstarken Gladbacher in Grund und Boden. Bei den Torschüssen stand es am Ende 27:6 für Dortmund. Er habe von seiner Elf „sensationelle Dinge“ gesehen, erzählte BVB-Trainer Jürgen Klopp und ergänzte: „So eine Überlegenheit gegen eine so gute Mannschaft habe ich selten gesehen.“ Das lag nicht zuletzt an Hummels, der prächtig antizipierte, indem er den zartesten Ansatz eines Gladbachers Spielaufbaus oft schon auf Höhe der Mittellinie rustikal unterband.

Wie es sich für die tragische Figur gehört, vergab Hummels von den zahlreichen BVB-Chancen die allergrößte: In der 16. Minute kam er bei einem Durcheinander im Strafraum der Gastgeber frei zum Schuss, scheiterte aber am Gladbacher Torwart Marc-André ter Stegen, der gegen den entthronten Tabellenführer herausragend hielt.

In der Vorwoche hatte Hummels in einem Interview kundgetan, er müsse sich sein Standing in der Nationalelf „härter erarbeiten als andere“. Weil er ähnlicher Meinung ist, hatte sich sein Klubtrainer zuletzt schon mal mächtig für den Innenverteidiger ins Zeug gelegt. Nach der Niederlage gegen Gladbach stand Klopp allerdings nicht der Sinn danach. Die fragwürdige Regel einer Doppelbestrafung mit Strafstoß plus Platzverweis wie im Fall Hummels? „Es ist, wie es ist. Bei Torhütern finde ich es noch schlimmer. Das ist aber grundsätzlich heute nicht mein Thema“, sagte Klopp kurz angebunden. Schließlich hatte er neben einem verdaddelten Sieg die Verletzungen seiner defensiven Mittelfeldkräfte Nuri Sahin und Sven Bender zu beklagen. Und einen beim nächsten Heimspiel gegen Hannover gesperrten Abwehrchef. „Mund abputzen, weitermachen“, empfahl Hummels, er werde „den Jungs die Daumen von oben drücken“. Von oben, von der Tribüne aus, meinte er.

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