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Weidenfeller

© ddp

Borussia Dortmund: Trauriges Nachspiel

Dortmunds Torhüter Weidenfeller soll den Schalker Asamoah rassistisch beleidigt haben.

Thomas Doll wirkte nach dem Spiel sorgenvoll und ratlos – wie eine Woche zuvor. Nur dass nun alles noch viel schlimmer war als bei der Heimniederlage gegen Duisburg. Doll fürchtet schon nach zwei Bundesliga-Spieltagen eine „Eigendynamik, die so schnell wie möglich gestoppt werden muss“, damit der Fehlstart des Tabellenletzten nicht wieder in gefährliche Tiefen mit noch gefährlicheren Strömungen führe. Als er das sagte, ahnte der Trainer von Borussia Dortmund noch nicht, dass seine Mannschaft beim 1:4 in Schalke mehr verloren haben könnte als das 130. Revierderby. Der BVB könnte einen Teil seines guten Rufs verspielt haben.

Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller steht im Verdacht, den Schalker Nationalstürmer Gerald Asamoah während der Partie als „schwarzes Schwein“ beschimpft zu haben. Asamoah bestätigte den Vorfall am Sonntag. „In so einem Spiel fallen immer derbe Worte, aber so etwas darf er nicht sagen. Wenn man so etwas hört, ist man richtig sauer.“ Weidenfeller habe sich inzwischen bei ihm entschuldigt, sagte Asamoah. Trotz allem hoffe er für seinen Dortmunder Kollegen, „dass da nichts nachkommt“. Diese Gefahr besteht für Weidenfeller. Die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) haben umgehend Ermittlungen aufgenommen.

Der Beschuldigte streitet die rassistische Äußerung ab. „Diese Worte sind ganz bestimmt nicht gefallen. Asamoah müsse sich verhört haben, sagte Weidenfeller. „Ich finde es sehr schade, dass er mir so was anhängen möchte, eigentlich haben wir ein freundschaftliches Verhältnis. Ich fühle mich absolut unschuldig, deshalb befürchte ich gar nichts.“ Auch Asamoah hatte kurz nach dem sonst weitgehend friedlichen Derby geflunkert. Am Tag danach gab der Stürmer zu, was er zuvor noch bestritten hatte. Seine Geste zum Gegner war gemeint, wie sie alle sofort verstanden hatten. „Das sollte heißen: Sie sind erledigt“, sagte er. Nach seinem Tor zum 3:0 hatte Asamoah mit einer Handbewegung oberhalb des Schlüsselbeins signalisiert: Kopf ab.

Der Konflikt überschattete ein Derby, in dem die Schalker ihre Vormachtstellung im Ruhrgebietsfußball untermauert haben. Die mitreißende Vorstellung erinnerte an den Zustand vor dem 12. Mai. Ein Datum, das auf einem Dortmunder Transparent erwähnt wurde, das die Borussen aber nicht beflügelte und die Schalker nicht störte. Am 12. Mai hatte Dortmund durch einen Sieg (2:0) gegen Schalke die Titelträume des Rivalen beendet. Mit einer im zweiten Teil auch künstlerisch wertvollen Leistung rückte die Heimelf am Samstag einiges wieder gerade, ohne über die Maßen zu frohlocken. „In Dortmund haben wir die Meisterschaft verspielt, so etwas vergisst man nie“, sagte Asamoah.

Aufgearbeitet ist das Trauma aber erst, wenn Schalke die Schale nicht mehr nur angucken darf, sondern auch anfassen. „Dieser Sieg ist ein bisschen Balsam für uns, aber er bringt uns die verlorene Meisterschaft nicht zurück“, sagte Manager Andreas Müller. Die Meisterschaft sicher nicht, aber womöglich ein Stück von der Leichtigkeit des Seins, die eine Zeitlang von Schwermut überlagert war. Mit dem Derbysieg sind die Schalker nicht nur in eigener Sache einen Schritt vorangekommen; sie schenken der ganzen Bundesliga die Illusion, dass es vielleicht doch jemanden gibt, der den Bayern folgen könnte, wenigstens für eine Weile.

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