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Mit der Hand? Nein, mit dem Fuß geht es besser - oder dem Kopf: Max Kruse hat vor vier Monaten zuletzt aus dem Spiel getroffen.

© dpa

Borussia Mönchengladbach: Rückspiel gegen Sevilla: Sie brauchen Punch

Ein 0:1 aus dem Hinspiel beim FC Sevilla ist an sich aufzuholen: Aber für Mönchengladbach wird das am Donnerstag im Europa League-Rückspiel schwer, denn die Borussen tun sich offensiv schwer.

Es gehört vermutlich einiges dazu, Max Eberl aus der Ruhe zu bringen und ihn in Schnappatmung zu versetzen. Der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach ruht in sich. Das war auch in den vergangenen Tagen so, als Eberl sich mit Gerüchten konfrontiert sah, dass Nationalspieler Max Kruse seinen Berater über einen Wechsel zum FC Schalke 04 hat verhandeln lassen. Eberls gelassene Reaktion könnte damit zusammenhängen, dass die Gladbacher als Tabellendritter derzeit gute Argumente gegenüber den hinter ihnen platzierten Schalkern besitzen. Sie könnte aber auch daran liegen, dass es schlimmere Aussichten gibt, als zwölf Millionen Euro – so hoch soll Kruses festgeschriebene Ablöse sein – für einen Stürmer zu kassieren, der vor mehr als vier Monaten sein letztes Tor aus dem Spiel heraus erzielt hat.

Mit insgesamt sieben Toren ist Kruse Borussias bester Torschütze in dieser Bundesligasaison, doch seine Treffer sind so ungleich über die Spielzeit verteilt, dass man schon von einer statistischen Auffälligkeit sprechen kann. Bei seinen ersten sechs Einsätzen zu Saisonbeginn traf Kruse fünf Mal, seit dem 18. Oktober aber hat er nur noch zwei Elfmetertore erzielt.

Mit dieser Bilanz steht Max Kruse sinnbildlich für die jüngsten Auftritte seines Arbeitgebers. Er ist eifrig, bewegt sich gut über den Platz, spielt insgesamt sehr ordentlich – im letzten Drittel aber fehlt ihm der entscheidende Punch. Obwohl die Gladbacher in der Tabelle der Fußball-Bundesliga 14 Plätze vor Hertha BSC liegen, haben sie gerade mal zwei Tore mehr erzielt als die Berliner. In diesem Jahr sind der Borussia in sechs Pflichtspielen ganze vier Treffer gelungen. Damit haben die Gladbacher dreimal 1:0 gewonnen, einmal 1:1 gespielt und zweimal 0:1 verloren, darunter auch das Hinspiel in der Zwischenrunde der Europa League vor einer Woche gegen den FC Sevilla.

Max Eberl hofft trotzdem, dass die Zuschauer heute beim Rückspiel im ausverkauften Borussia-Park (19 Uhr, live bei Sky) eine Nacht erleben, „die wir nie mehr vergessen“. Borussias Sportdirektor sagt:„In der Defensive müssen wir höllisch aufpassen, aber wir müssen auch den Mut haben, so zu spielen wie in Sevilla und uns Chancen zu erarbeiten.“ Zum Einzug ins Achtelfinale würde den Gladbachern gegen den Titelverteidiger notfalls auch ein weiteres dürres 1:0 reichen – den Rest müssten sie dann im Elfmeterschießen erledigen. „Wir müssen intelligent spielen. Mit Tempo. Aber auch mit Geduld“, sagt Trainer Lucien Favre. „Wir haben Zeit, ein Tor zu machen.“ Die brachiale Variante, mit einem Brecher im Strafraum des Gegners, wird es schon deshalb nicht geben, weil es in Favres Kader überhaupt keinen Brecher mehr gibt.

Der Trainer aus der Schweiz bevorzugt spielstarke Stürmer wie Max Kruse – einen Angreifer mit Migrationshintergrund gewissermaßen. Kruse stammt aus dem Mittelfeld. Er hat als Zehner hinter den Spitzen angefangen, inzwischen wird er dem Ressort Sturm zugeschrieben, als falscher Neuner respektive Neuneinhalb, weil er sich geschickt zwischen den Linien bewegt. Zuletzt aber hatten die Gladbacher Probleme, hinter die letzte Linie zu kommen. Die letzten beiden Tore – gegen Köln und den HSV – fielen auf eine Art, die Lucien Favre früher immer als Beleidigung für sein fußballästhetisches Empfinden verstanden hat: nach profanen Standards.

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