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Sport: Botschaften von Busemann

Der Zehnkämpfer hat seine Karriere beendet und ist froh darüber. Beim Istaf will er aber nochmal laufen

Berlin - Früher konnte Frank Busemann Kameras und Fotoapparate nicht ausstehen. „Ich bin so froh, dass das vorbei ist“, sagt der ehemalige Zehnkämpfer und lacht in eine Kamera. Busemann hat sich verändert, seit er vor fast genau einem Jahr seinen Abschied aus dem Leistungssport bekannt gegeben hat. Er wirkt befreit. Bereut habe er den Entschluss, die Konsequenzen aus seiner Verletzungsanfälligkeit zu ziehen, höchstens fünf Minuten lang. „Das war, als ich die Spikes in den Keller gebracht habe.“ Nun kündigte er an, dass er beim diesjährigen Istaf in Berlin am 12. September in einem inoffiziellen Rennen noch einmal die 1500 Meter laufen wolle – unter 4:30 Minuten. „Das wird dann der richtige Abschied.“

Frank Busemann hat jetzt andere Aufgaben: Er ist eine Art Botschafter. So unterstützt er die Kampagne des Deutschen Sportbundes gegen Übergewicht und Fettsucht. Man müsse das „Faulheitsgen“ bekämpfen und wieder das Interesse der Kinder am Sport wecken. „Es ist wichtig, die Leute zum Sport zu bewegen“, erklärt Busemann. Vielleicht kann er das schaffen, immerhin profitiert er noch von seiner Popularität – die Silbermedaille bei Olympia 1996 ist nicht vergessen. Das Studium der Wirtschaftswissenschaften ruht derzeit, Busemann fliegt von Termin zu Termin. Für eine Zeitung ließ er sich vor dem Athener Olympiastadion ablichten, am vergangenen Wochenende wirkte er bei der Aufzeichnung der ARD-Gala „Athen 2004“ mit. Während der Olympischen Spiele arbeitet Busemann vor Ort als Kommentator für das „ARD-Morgenmagazin“. Über Rudern wird er berichten, Fechten und natürlich den Zehnkampf. Darauf freut er sich. „Ich bin ja so froh, dass ich da nicht mehr mitlaufen muss.“ Über sein Gesicht huscht ein Lächeln, das man so gar nicht mehr kannte.

In den Jahren nach dem Gewinn der Silbermedaille in Atlanta sah man Busemann oft mit schmerzverzerrtem Gesicht am Rande einer Laufbahn stehen. Der Körper streikte. Selbst die Ärzte wussten irgendwann nicht mehr, welches Leiden sie zuerst behandeln sollten. Als der entzündete Ellbogen endlich verheilt war, begann der Fuß zu schmerzen, und wieder musste Busemann einen Wettkampf abbrechen. In seiner Autobiografie „Aufgeben gilt nicht“ beschreibt er die Höhen und Tiefen, die er nach Atlanta durchlebt hat: „Ich hoffte, dass ich mich positiv entwickeln würde. Ich war kein Unbekannter mehr, sie liebten mich. Es war schön und schrecklich zugleich.“ Jetzt arbeitet Busemann gerade an seinem zweiten Buch. Darin will er die Disziplinen des Zehnkampfes auf das Leben übertragen. „Man kann so viel vom Sport lernen“, sagt Busemann.

Stephanie Souron

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