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Am Ball bleiben. Mit einem Sieg käme Abraham der Millionenbörse näher.

© dpa

Boxen: Abraham holt aus zum großen Schlag

Arthur Abraham kämpft um den Einzug ins Halbfinale des Super-Six-Boxturniers. In Helsinki boxt Abraham gegen den Briten Carl Froch. Nebenbei geht es um den WM-Titel nach WBC-Version.

Berlin - Über den Ehrgeiz von Arthur Abraham gibt es nicht viele Meinungen. Der 30 Jahre alte Berufsboxer aus dem Berliner Sauerland-Stall hat sich trotz eines doppelten Kieferbruchs nicht aus dem Kampf nehmen lassen und mehrere Runden gegen einen wild schlagenden Gegner überstanden, um nach Punkten zu gewinnen. Der Kampf liegt jetzt vier Jahre zurück, wirkt aber noch nach. Er hat dem gebürtigen Armenier mit deutscher Staatsbürgerschaft zum Durchbruch verholfen und ihm eine filmreife Story besorgt, die für dieses Geschäft so wichtig ist. Groß ist auch die Story des „Super Six World Boxing Classic“. Hinter dem etwas sperrigen Namen verbirgt sich ein Turnier im Super-Mittelgewicht, das am Samstag seinen vorläufigen Höhepunkt erfahren soll. In Helsinki boxt Abraham gegen den Briten Carl Froch (23.15 Uhr, live in der ARD). Nebenbei geht es in der ausverkauften Hartwall Arena um den WM-Titel nach WBC-Version.

Das ehrgeizige Turnier, das Kalle Sauerland, Sohn von Promoter Wilfried Sauerland, im Sommer 2009 ersonnen und zusammen mit Ken Hersham, dem General Manager des US-amerikanischen Fernsehsenders Showtime, in die Tat umsetzte, braucht wieder eine Erfolgsmeldung. Das Konzept des Turniers ist beispiellos, aber nicht frei von Rückschlägen.

Das Weltturnier mit sechs hochdekorierten Boxern war 2009 fulminant gestartet, hängt nun aber, nachdem drei Boxer ausgestiegen sind, in den Seilen. An diesem Wochenende holt die Serie aus zum großen Schlag. Parallel zum Kampf in Finnland boxen in Oakland Andre Ward (USA) und Sahio Bika (Kamerun) gegeneinander. Im März 2011 wird es zu den Halbfinales kommen. „Die Idee und das Konzept sind gut“, sagt Kalle Sauerland, der Erfinder des Turniers. Mit den verletzungsbedingten Ausstiegen von Jermain Taylor (USA), Mikkel Kessler (Dänemark) und Andre Dirrell (USA) „kam es einem fast so vor, als hinge ein kleiner Flucht über der Serie. Aber bei einem so harten Sport kann das passieren“, sagt Sauerland.

Im Juli 2009 war die Serie mit Pressekonferenzen in New York, Kopenhagen und am Brandenburger Tor gestartet. Geschätzte 50 Millionen US-Dollar sind als Etat veranschlagt worden. Am Wochenende gibt es nun den Schnitt: Die Gruppenphase endet. „Der Zeitplan war nie in Gefahr“, sagt Sauerland, „die Kämpfe der Serie waren bis auf einen ausnahmslos Weltklasse“. Selbst Kritiker des Turniers mochten da nicht widersprechen. Plötzlich kamen Kämpfe zustande, die es sonst womöglich nicht gegeben hätte. Das Geschäft im Berufsboxen haben sich die vier großen Weltverbände (WBA, WBC, IBF und WBO) aufgeteilt. Das Turnier hatte das Ziel, „verbandsübergreifend den besten Boxer dieser wichtigen Gewichtsklasse zu ermitteln“, sagt Sauerland.

Der 33-Jährige hatte zu überlegen, wie man ein solches Turnier sowohl für ein Millionenpublikum, als auch für die Boxer und ihre jeweiligen Promoter interessant machen könnte. Dass Politik und Eigeninteresse überwunden werden konnten, ist vielleicht die größte Leistung der Serie. Ähnlich wie in der Champions League des Fußballs werden nun jedem der teilnehmenden sechs Weltklasseboxer in der Gruppenphase drei Kämpfe garantiert.

Bereits jetzt sei absehbar, dass das Super Six finanziell für alle ein gutes Projekt sei: „Arthur kriegt mehr Geld im Turnier, als er außerhalb für einzelne Kämpfe bekommen hätte“, sagt Sauerland. Der Manager erinnert daran, dass Abraham nach seinem famosen K.-o.-Sieg zum Turnierauftakt über Taylor seinen zweiten Kampf durch Disqualifikation wegen Nachschlagens gegen Dirrell verloren hat. Doch Abraham sei könne das Turnier noch gewinnen. Der Sieger wird im Frühsommer 2011 nicht nur zwei WM-Titel auf sich vereinigt haben, sondern um einen zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag reicher sein.

„Wir wollen mit Arthur am Samstag einen großen Schritt machen“, sagt Kalle Sauerland. Einfach wird das nicht werden. Froch, der frühere WBC-Champion, hat ebenfalls einen Kampf verloren und einen gewonnen. Vor dem Duell mit Abraham tönte er: „Abraham hat wohl noch Schrauben in seinem Kiefer. Mag sein, dass ich seinen Kiefer noch einmal breche.“ Nach seinem doppelten Kieferbruch waren Abraham zwei Titanplatten mit 22 Schrauben eingesetzt worden.

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