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Superweltmeister Felix Sturm hat seinen Titel gegen den Briten Martin Murray nur durch ein Unentschieden verteidigen können.

© dpa

Boxen: Felix Sturm kommt wieder mit blauem Auge davon

WBA-Superweltmeister Felix Sturm muss sich im WM-Kampf gegen den Briten Martin Murray mit einem Unentschieden begnügen, darf seinen Titel aber behalten.

Als das Adrenalin aus den Adern verschwunden war, machte Felix Sturm wieder auf ruhig Blut statt großes Herz. Zu der Revanche, die der buchstäblich mit einem blauen Auge im WM-Kampf gegen den ebenbürtigen Herausforderer Martin Murray davongekommene Superweltmeister im Mittelgewicht im Eifer nach dem Faustgefecht noch im Ring versprach, wird es wohl doch so schnell nicht kommen. „Es gibt für mich größere Sachen als ein Rematch“, sagte der mit einer Beule über dem linken Auge gezeichnete 32-Jährige eine Stunde nach der Remis-Entscheidung in der Nacht zum Samstag in der Mannheimer SAP-Arena.

Der sogenannte Superchampion nach Version des Verbandes World Boxing Association (WBA), der seinen Titel durch das Unentschieden in dem packenden Schlagabtausch gegen den Briten hauchdünn erfolgreich verteidigte, muss seinen Worten nun früher oder später aber Taten folgen lassen. Einer Pflichtverteidigung ist Sturm, der sich fünf Monate nach seinem äußerst umstrittenen 2:1-Punktsieg gegen den Iren Matthew Macklin gegen Murray deutlich verbessert und vom unentschiedenen Urteil aufgrund der „klareren Treffer“ auch „maßlos enttäuscht“ zeigte, bislang immer erfolgreich ausgewichen.

Der seit eineinhalb Jahren selbstständige Besitzer des Kölner Stalls Sturm Box Promotion hat dabei von dem Kuddelmuddel bei der WBA profitiert, die neben ihm als Superchampion noch den Kasachen Gennady Golowkin als Weltmeister und den Franzosen Hassan N'Dam N'Jikam als Interimsweltmeister führt. Und dann gibt es ja auch noch den WBC-Weltmeister Sergio Martinez aus Argentinien, der weltweit als bester Kämpfer in der 72,5-Kilo-Klasse gilt. Mit einem Vereinigungskampf könnte Sturm die Kritiker, die ihm vorwerfen, sich nur zweitklassige Gegner auszusuchen, zum Schweigen bringen. „Ob Golowkin oder Unification - ich stehe für jeden Kampf bereit“, wiederholte Sturm nach seiner elften erfolgreichen Titelverteidigung seine schon oft gehörte Aussage.

Allzu wörtlich darf man diesen Satz nicht nehmen. Denn zumindest einem Duell mit dem Berliner Arthur Abraham erteilte Sturm, der wegen seines Fernsehvertrages mit Sat.1 nur in Deutschland boxt und aus diesem Grund schon auf den auf die USA fixierten Martinez kaum treffen wird, eine Absage. Abraham, der nach seinem missglückten Ausflug ins Supermittelgewicht wieder in der leichteren Gewichtsklasse Fuß fassen möchte, ist für Sturm „einer der uninteressantesten Gegner. Er ist ein Puncher, boxerisch ist er weniger als Mittelmaß.“

“ Ein solches Negativurteil kam Sturm zu Martin Murray nicht über die geschwollenen Lippen. Allein schon deshalb nicht, weil er sonst seine eigene Leistung geschmälert hätte. „Martin war sehr gut, er hat toll geboxt, ich bin voll des Lobes. Aber ich glaube nicht, dass seine Trefferquote gereicht hat für ein Unentschieden“, sagte Sturm. Das Urteil sei „schade fürs Boxen“. Er hatte sich ebenso vorn gesehen wie sein Trainer Fritz Sdunek. Der Coach sprach von einer „Retourkutsche“ für das Urteil nach dem Kampf gegen Macklin. „Damals war es enger, damals wäre ein Unentschieden verdienter gewesen. Heute war das für mich ein Sieg für Felix mit zwei Punkten Vorsprung.“ Der Kampfabend unter dem Motto „Ring on Fire“ war tatsächlich wieder eine ganz heiße Kiste. Erst die von Sturm gewonnene zwölfte und letzte Runde gab für den kanadischen Punktrichter Pasquale Procopio den Ausschlag, 114:114 zu werten. Anderenfalls hätte sein Urteil ebenso 115:113 für Murray gelautet, wie der US-Amerikaner Ted Gimza gezählt hatte. Nur der Franzose Jean-Francois Toupin sah Sturm, der laut Eingeständnis von Sdunek von der läuferischen und technischen Qualität des couragierten Engländers ein bisschen überrascht worden war, mit 116:112 klar vorn.

Nur gut aus Sicht von Sturm, dass in diesem Kampf zumindest von den Vorgaben her alles mit rechten Dingen zuging. Hätte der Supervisor ebenso freihändig die Regeln interpretiert wie in dem vorausgegangenen Duell zwischen der Deutschen Nadia Raoui und der Ukrainerin Oksana Romanova, wäre Sturm seinen Titel los gewesen. Der WM-Kampf im Fliegengewicht des Verbandes WIBA war auf die vorgeschriebenen zehn Runden angesetzt, doch als das langbeinige Nummerngirl mit der „9“ den Ring betreten wollte, kam ihr der Ringrichter zuvor und rief die Titelverteidigerin aus Herne als Siegerin nach Punkten aus. Von einem Rematch war nicht die Rede. (dapd)

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