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Felix Sturm gewann den Weltmeistertitel der WBA im Supermittelgewicht umstritten zurück.

© dpa

Boxen: Felix Sturm war begabt, aber überschätzt

Felix Sturm ist am Wochenende umstritten Weltmeister geworden. Sollte der 37-Jährige nun aufhören? Ein Kommentar.

Aufhören oder Weitermachen? Es gibt keinen zweiten Sport neben dem Boxen, wo das Verpassen des rechten Zeitpunkts richtig wehtun, wo es eine böse Tracht Prügel geben kann. Wenn nicht gar Schlimmeres. Felix Sturm ist jetzt 37 Jahre alt. Am Wochenende hat er mal wieder einen Kampf gewonnen, wodurch er zum fünften Mal Weltmeister geworden ist. Das alles ziemlich umstritten, aber das spielt jetzt mal eine untergeordnete Rolle.

Felix Sturm, also Adnan Catic, wie der Bosnier bis 2000 hieß, sollte die Boxhandschuhe an den berühmten Nagel hängen. Berühmter wird er in der Nachspielzeit seiner Karriere nicht mehr werden.

Er selbst preist sich als fünfmaliger Weltmeister, was wirklich von besonderer Bedeutung wäre, wenn es sich auf Klasse zurückführen ließe. In seinem Fall aber ist es vor allem darauf zurückzuführen, dass er seine Titel auch immer mal wieder gegen eben nicht so tolle Leute verloren hat. Oft brauchte er einen zweiten Versuch, einen Rückkampf also, um die Schmach zu beseitigen. Felix Sturm muss sich dafür nicht schämen, preisverdächtig ist diese Leistung aber auch nicht. Weil es eben zu selten die erste Garnitur war, die er boxte.

Die hatte er vor inzwischen auch schon zwölf Jahren in Las Vegas vor den Fäusten – Oscar de la Hoya. Es war Sturms bester Kampf, auch wenn er ihn umstritten verlor. Dieser Kampf hat ihn berühmt gemacht und in die Position versetzt, immer wieder um eine WM kämpfen zu dürfen. Ja, Sturm hatte Talent. Aber leider führte seine boxerische Begabung gepaart mit latenter Lauthalsigkeit und Kritikunfähigkeit zu einer Art Selbstüberschätzung, die darin gipfelte, einem anerkannten Boxjournalisten aus der Ali-Ära die Akkreditierung zu entziehen, weil dieser sich kritisch geäußert hatte.

Felix Sturm hat seine Karriere stets größer gesehen, als sie ist, und deshalb nie seinen rechten Platz in der Boxwelt gefunden. Nicht falsch verstehen: Sturm ist ein guter Boxer. Aber jetzt ist auch gut.

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