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Boxen: K.o. nach 263 Sekunden

Box-Weltmeister Wladimir Klitschko hat Promoter Don King zum Schweigen gebracht und will nun den "russischen Riesen" Nikolai Walujew fällen. "Das ist mein Ziel", sagte er nach dem überzeugenden Sieg gegen Ray Austin.

Mannheim - "Walujew ist vom Marketing her der attraktivste Weltmeister", so der 30-Jährige. Zuvor hatte er scheinbar mühelos gegen den amerikanischen Herausforder Ray Austin gewonnen - durch technisches K.o. nach 1:23 Minuten in der zweiten Runde. Klitschko verteidigte damit vor 15.000 Zuschauern in Mannheim seine WM-Gürtel der IBF und des unbedeutenden Verbandes IBO im Schwergewicht.

Der 48. Sieg im 51. Kampf seiner über zehn Jahre währenden Profi- Karriere, den nach RTL-Angaben 12,89 Millionen TV-Zuschauer (Marktanteil: 52,9 Prozent) verfolgten, fiel dem zwei Meter großen Modellathleten dabei noch leichter als ohnehin schon erwartet. "Mein Gegner war sehr heiß mit seinen Sprüchen vor dem Kampf. Aber er war langsamer als meine Sparrings-Partner", schätzte der Schützling von Trainer Emanuel Steward. "Ich habe mir den Gegner nicht ausgesucht. Austin war die Nummer eins der IBF."

Davon war nichts zu merken. Der behäbige Amerikaner wirkte von Beginn an verschüchtert und fand keine Mittel gegen den beweglichen Champion. Der musste nicht einmal seine gefürchtete Rechte einsetzen, um zum Erfolg zu kommen. Nach ein paar linken Haken lag der 36 Jahre alte Don-King-Klient am Boden, wurde vom Ringrichter angezählt und danach aus dem Ring genommen. "Ich war überrascht, dass er bis zehn überhaupt wieder aufgestanden ist", sagte Klitschko. "Ganz da war er aber noch nicht wieder."

Don King meidet die Pressekonferenz

Auch Don King wirkte niedergeschlagen. Angesichts des für ihn niederschmetternden Ergebnisses verlor er Lust und Laune an dem Spektakel. Der bedeutendste Box-Promoter der Welt rollte seine Fähnchen ein, die er sonst unentwegt schwenkt. Sogar die Pressekonferenz ließ der in 500 WM-Kämpfen erprobte Amerikaner aus und verzichtete somit auf die lieb gewonnene Gelegenheit, das versammelte Publikum mit einem unendlichen und lauten Wort-Schwall zu erheitern.

Noch am Mittag hatte King versucht, Unruhe im Klitschko-Lager zu stiften. Er wollte nicht das übliche Recht des Titelverteidigers anerkennen, die Box-Handschuhe auszuwählen, mit denen beide Kämpfer in den Ring steigen. Letztlich entschied ein Münzwurf für Klitschko.

King wird sich sicherlich schneller als sein Schützling Austin von dem bitteren Abend erholen. Das wissen auch Klitschko und sein Management. Schließlich hat der allmächtige Promoter, der ein Vermögen von 350 Millionen Dollar angehäuft haben soll, auch bei den Verhandlungen um einen herbeigesehnten Vereinigungskampf seine Hände mit im Spiel. "Das ist ein Pokerspiel. Man muss die goldene Mitte finden", sagte Wladimir Klitschko als Mitinhaber der mit seinem Bruder Vitali betriebenen K2-Promotion. "Ich bin bereit, Walujew ist bereit. Ich hoffe, der Kampf kommt."

"Der größte Kampf in der deutschen Geschichte"

Wenn es nach Trainer Steward geht, sogar noch in diesem Jahr. "Das wird der größte Kampf in der deutschen Geschichte", verkündete der 62 Jahre alte Amerikaner zuversichtlich. Soweit ist es allerdings noch lange nicht. Erst muss der 2,13 Meter große Walujew seinen WBA-Titel am 14. April in Stuttgart gegen Pflicht-Herausforderer Ruslan Tschagajew (Usbekistan) verteidigen (Wladimir Klitschko: "Ich glaube, Walujew gewinnt").

Danach würde dann die entscheidende Verhandlungsrunde beginnen, bei der Don King erneut der hartnäckigste Gegenspieler wäre. Der Poker wird sicherlich härter als Wladimir Klitschkos Kurzauftritt gegen Austin. Aus gutem Grund. Der umtriebige und umstrittene Manager, der in der Vergangenheit praktisch alle großen Schwergewichtler unter Vertrag hatte, bekommt die Klitschkos nicht unter seine Fittiche. King vermutet: "Ich glaube, die mögen mich nicht" (Von Gert Glaner, dpa)

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