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Stehen geblieben: Odlanier Solis (l.) gewann in Berlin in einem schwachen Boxkampf gegen den Norweger Leif Larsen.

© AFP

Boxen: Solis und Tschagajew siegen in Berlin

Verzählt und ausgeknockt: Die beiden ehemaligen Herausforderer der Klitschko-Brüder, Odlanier Solis und Ruslan Tschagajew, gewinnen ihre Aufbaukämpfe in Berlin. Für Verwirrung sorgt aber der Ringsprecher.

Der Ringsprecher gab alles, um ein vorzeitiges Kampfende zwischen Odlanier Solis und Leif Larsen herbeizuführen. So hatte er am Freitagabend vor dem ersten Gong in der Berliner Universal Hall einen Kampf über zehn Runden angesagt. Eingeplant waren eigentlich zwölf. Auch vor der, vermeintlich letzten, zehnten Runde war er noch von seiner Zählweise überzeugt. Erst danach, als die beiden Boxer sich schon umarmt hatten und erschöpft auf ihre Hocker in ihren Ringecken gesackt waren, bemerkte er es. "Sorry, mein Fehler, es sind natürlich zwölf Runden." Und ließ die beiden Schwergewichtler noch zweimal drei Minuten antreten.

Es sei ihm verziehen. Vielleicht hat er unterbewusst nur an das Wohl der Zuschauer gedacht. Denn das, was der Exilkubaner Solis und sein Herausforderer Larsen in der Halle in Berlin-Moabit boten, war alles andere als ansehnlich. In den ersten zwei Runden machte Solis einige Ausweichbewegungen, die sehr an seinen verhängnisvollen Ausfallschritt im WM-Kampf gegen Witali Klitschko vor zwei Jahren erinnerten. Damals hatte sich Solis schwer am Knie verletzt. Diesmal passierte – nicht viel. Das lag aber auch an seinem japsenden Gegner Larsen, der durch zahlreiche Schläge in die Luft und seine Nehmerqualitäten auffiel. "Das war ein echter Brocken", sagte Solis' Promoter Ahmet Öner über Larsen später. "Der konnte wirklich einstecken. Solis hatte es sehr schwer gegen ihn. Ich mache ihm keinen Vorwurf."

Der ehemalige Olympiasieger und Amateur-Weltmeister Solis war der deutlich beweglichere Boxer, landete aber kaum schwere Treffer. Und so schoben sich die beiden Schränke bis zum Ende der zehnten Runde meist nur durch den Ring. Erst danach erhöhten beide Boxer noch einmal das Tempo und setzten bessere Schläge, was sich bei Solis in einer dicken Schwellung über dem rechten Auge zeigte. Dennoch sahen ihn alle drei Punktrichter nach Punkten vorne (116:112, 115:114, 117:111). Wie hartnäckig Larsen für Solis war, äußerte sich in der Erleichterung bei dessen Betreuern, als sie dem 32-jährigen Kubaner wieder den Gürtel für den wenig bedeutsamen Intercontinental-Titel umhängen durften. "Larsen war ein wirklich guter Gegner, wir sind absolut froh über diesen Sieg", hieß es aus Solis' Team. Der Sieger ließ sich noch kurz im Ring feiern, um dann zügig zu verschwinden.

Leif Larsen gab sich relativ gefasst nach der Niederlage: "Ich bin enttäuscht, aber das war eben kein Heimkampf für mich. Um zu gewinnen, hätte ich ihn schon ausknocken müssen", sagte der Norweger. Vor seiner Boxkarriere war er schon Kugelstoßer, Judoka und Footballspieler gewesen. Trotz seiner ersten Niederlage will er vorerst beim Profiboxen bleiben. "Was dann kommt, weiß ich noch nicht – vielleicht Schach."

Auch der zweite ehemalige Klitschko-Gegner siegte an diesem Abend. Der Kampf des früheren Weltmeisters Ruslan Tschagajew gegen Mike Sheppard endete vorzeitig. Diesmal lag es aber nicht an der Zählkunst des Ringsprechers, sondern an der mangelnden Qualität des 37-jährigen Sheppard. Zweimal ging der US-Amerikaner zu Boden. Beim zweiten Niederschlag stand er gar nicht mehr auf – nach gerade einmal eineinhalb Minuten in der ersten Runde. Da hatte sogar der Einmarsch von Tschagajew und seiner Entourage – samt russischsprachigem Rapper – länger gedauert. "Natürlich bin ich zufrieden", sagte Tschagajew. "Je schneller es vorbei ist, desto besser."

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