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Angriffslustig. Marco Huck kämpft zum dritten Mal gegen Ola Afolabi und wartet auf die Klitschkos.

© dpa

Boxer Marco Huck: Im Kopf schon ein Großer

In Berlin boxt Marco Huck am Samstagabend zum dritten Mal gegen Ola Afolabi – und wartet weiter auf einen Weltmeisterschaftskampf mit den Klitschkos.

Für eine Sport-Illustrierte hat der Boxer Ola Afolabi neulich ein Foto von Marco Huck eigenhändig verziert. Afolabi malte Huck ein blaues Auge und setzte ihm einen Clownshut auf. Er hält Huck für eine Witzfigur, dem längst nicht mehr der WM-Titel im Cruisergewicht zustünde. Das erste Duell der beiden hatte der 28 Jahre alte Huck im Dezember 2009 knapp gewonnen, im zweiten sah der in London geborene Afolabi besser aus. Offiziell wurde es unentschieden gewertet. Huck behielt seinen Titel. Heute nun kommt es in der Max-Schmeling-Halle zum dritten Duell (22.15 Uhr, live bei ARD). Afolabi gehe ihm langsam auf die Nerven, sagte Huck. „Ich bin der Champion und will es auch bleiben.“

Neulich ist Marco „Käpt’n“ Huck mal wieder aus dem Ruder gelaufen, wie es sein Trainer Ulli Wegner, 71, sagen würde. Huck ließ sich im Smoking in einer Stretchlimousine durch Berlin fahren, umrankt von vier Schönheiten. Für eine Fotoagentur schlüpfte er in die Rolle James Bonds. „Ein wenig Show muss sein“, sagte Huck hinterher. Er sei fokussiert auf den Kampf. „Da hört der Spaß auf – und gefeiert wird später.“

Ulli Wegner findet solche Auftritte von Huck nicht gut. Sie lenken seinen Boxer zu sehr ab. Gerade wenn man so „gewickelt“ sei wie der 28-Jährige, der für seinen Geschmack eine straffe Führung benötige. „Der König ist tot, es lebe der Käpt’n“, sagte Wegner in Anspielung auf den Habitus seines Schützlings.

Marco Huck stammt aus einer bosniakischen Familie aus einem Dorf im südwestserbischen Sandschak. Er hat einen albanischen Vater und eine bosnische Mutter. Vor zwanzig Jahren zog die Familie nach Deutschland und landete über Bielefeld in Berlin. Und über Umwegen landete er beim Boxen. Er liebt diesen Sport, auch wenn es weit Talentiertere gibt. Das Boxen hat ihn zum Champion gemacht und sichert ihm und seinem Clan einen hübschen Lebenswandel und eine respektable Prominenz. Die Kunst aber ist es, alles schön in Balance zu halten. „Der Ruhm lässt keinen Menschen unberührt. Er hat einige zerstört und einige verkrüppelt.“ Diesen Spruch eines unbekannten Amerikaners trägt Ulli Wegner in seiner Brieftasche und liest ihn seinen Schützlingen immer dann wieder gern vor, wenn ihm so seine Zweifel kommen.

Im Frühjahr gab es reichlich Knatsch mit Marco Huck. Dessen Vertrag bei Sauerland Event hatte nur noch eine begrenzte Laufzeit. Huck wollte endlich angemessen entlohnt werden. Er sichert dem Sauerlandstall als Weltmeister ordentliche TV-Quoten, an Arthur Abraham oder gar an die Klitschkos kommt er nicht heran. Doch wähnt sich Huck eben auf einer Stufe mit dem Brüderpaar aus dem Schwergewicht.

Im Februar 2012 wagte Huck den Sprung eine Gewichtsklasse höher und boxte Alexander Powetkin. Der Russe siegte knapp. Für Huck ein Fehlurteil, was ihn nur noch wilder machte. Er empfindet sich als ausgeguckt, den Klitschkos die WM-Titel zu entreißen. Huck: „Ich boxe sie überall – auch auf dem Mond.“

Es waren ein paar eindringliche Gespräche nötig, um Huck wieder zu erden. „Wenn er sich weiter so überschätzt, wie er es derzeit tut, dann führen die Verhandlungen wahrscheinlich in eine Sackgasse“, hatte Wilfried Sauerland gesagt. Wenig später, im April, einigten sich beide Seiten auf eine Vertragsverlängerung bis Ende 2014. Der Vertrag beinhaltet sechs Kämpfe, drei davon in diesem Jahr.

Denn im Cruisergewicht gibt es noch einiges aus dem Weg zu räumen, allen voran Afolabi, der von Fritz Sdunek trainiert wird. Es dürfte brisant werden, dieses dritte Duell. Vor wenigen Tagen am Rande eines Pressetrainings sagte Wegner, sein Mann dürfe sich nicht allein auf seine starke Physis verlassen. „Im Kopf muss noch einiges dazukommen. Er darf nicht zu schnell denken, dass er schon ein Großer ist.“

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