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Enge Angelegenheit. Im Champions-League-Heimspiel heute gegen Liberec könnte es für die BR Volleys wieder knapp werden. Da kann der Videobeweis helfen.

© imago/Nordphoto

BR Volleys in der Champions League: Der Videobeweis im Volleyball bleibt umstritten

Gegen Dukla Liberec können die BR Volleys den Videobeweis nutzen – doch selbst beim Berliner Bundesligisten gibt es zu den technischen Hilfsmitteln verschiedene Meinungen.

Roberto Serniotti ist stets um Ausgleich bemüht, der Italiener streitet nicht gerne. Und deswegen sagt der Trainer der BR Volleys: „Die Diskutiererei mit den Schiedsrichtern ist nicht mein Ding. Darum finde ich den Videobeweis gut. Ich hoffe, er wird bald auch in der deutschen Liga eingeführt.“

Die Diskussion über Für und Wider technischer Hilfsmittel im Sport ist seit vielen Jahren eine Konstante. Sind sie unabdingbar, um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen? Oder zerstören sie den Charakter des Spiels? Um diese Fragen entspinnt sich eine Debatte, die emotional geführt wird, auch im Volleyball.

Dort wird der Videobeweis seit 2012 eingesetzt. Zunächst nur beim Final-Four-Turnier der Champions League. Doch seit dieser Saison gibt es ihn erstmals in jedem Spiel – also auch am Donnerstag, wenn die BR Volleys den Tschechischen Meister Dukla Liberec empfangen (19.30 Uhr/live auf laola1.tv).

Es gibt oft lange Diskussionen mit den Schiedsrichtern

Es ist das zweite Champions-League-Heimspiel dieser Saison für die Berliner und zum zweiten Mal wird in der Max-Schmeling-Halle das technische Auge über das Spiel wachen. Es soll Aufschluss darüber geben, ob ein Ball im Aus war oder ob die Netzberührung eines Spielers vorlag. Es geht dabei manchmal um Millimeter. Bei der Dynamik des Spiels ist es für das menschliche Auge mitunter unmöglich, mit Gewissheit Entscheidungen zu treffen.

Daher kommt es im Volleyball häufig zu langen Diskussion der Trainer und Spieler mit dem Schiedsrichter. Einer, der sich hierbei besonders hervortut, ist Vital Heynen, Trainer vom Volleys-Rivalen VfB Friedrichshafen. Dem Belgier wurde schon oft vorgeworfen, nur deshalb so viele Schiedsrichterentscheidungen anzufechten, um den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen. Heynen aber sagt: „Ich beschwere mich nur, weil ich denke, dass ich im Recht bin. Deswegen freue ich mich über den Videobeweis. Dann weiß ich, ob ich recht hatte oder nicht.“

Es gibt aber nicht nur Fürsprecher in Sachen Videobeweis. Ein Gegner ist Volleys-Manager Kaweh Niroomand. „Ich halte gar nichts davon“, sagt er. „Das Spiel wird durch den Videobeweis ständig unterbrochen. Das nimmt die Würze heraus.“

In der Champions League haben die Trainer pro Satz zweimal die Möglichkeit, eine Schiedsrichterentscheidung per Videobeweis anzufechten. Dann wird die Entscheidung auf Grundlage der Videoaufnahme getroffen. Zusammen mit den zwei Auszeiten, die die Trainer pro Satz nehmen können, kann ein Volleyballsatz dann bis zu acht Mal unterbrochen werden. „So etwas wird dann taktisch ausgenutzt. Außerdem lebt der Sport von Tatsachenentscheidungen“, sagt Niroomand.

Das Problem sind auch die Kosten

Den 64-Jährigen stört zudem, dass die Technik nicht ganz billig und überdies noch nicht ausgereift ist. Die Volleys kostet der Videobeweis pro Spiel 2500 Euro. Im Laufe einer Champions-League-Saison kann da einiges zusammenkommen, zumal die Berliner beste Chancen haben, in die nächste Runde einzuziehen. Zur Qualität der Technik sagt Niroomand: „Die ist nicht gut, es bräuchte bessere Systeme. Die kann sich aber im Volleyball niemand leisten.“

Der europäische Volleyball-Verband CEV dagegen ist überzeugt, dass die Zuhilfenahme des Videobeweises richtig ist. „Wir haben sehr gute Erfahrungen damit in allen unseren Wettbewerben gemacht“, sagt ein Verbandssprecher. „Das hilft den Schiedsrichtern. Außerdem bindet der Videobeweis die Zuschauer in das Spiel mit ein.“

So unterschiedlich die Meinungen zum Thema sind, sicher ist: Es dürfte noch eine Weile dauern, bis die Volleyball-Bundesliga den Videobeweis einführen wird. Und das hat dann weniger mit Befürchtungen zu tun, das Spiel könne seinen Charakter verlieren, als vielmehr mit der Frage, wer das eigentlich bezahlen soll.

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