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Sebastian Kühner ist der dienstälteste Profi der BR Volleys - und nun auch Kapitän.

© Kai-Uwe Heinrich

BR Volleys: Sebastian Kühner: Kapitän und Optimist

Sebastian Kühner ist neuer Kapitän der BR Volleys – und hat im Team schon einen besonderen Geist ausgemacht.

Von Johannes Nedo

Seit sechs Jahren spielt Sebastian Kühner bei den BR Volleys, er ist der dienstälteste Profi im Kader des Deutschen Volleyball-Meisters und hat bei den Berlinern schon fast alles erlebt, aber an diesem Klub-Termin nahm er am Dienstag nun zum ersten Mal überhaupt teil. Das lag nicht etwa daran, dass sich Kühner darum gedrückt hätte – oder ihn verpasst hat. Er war einfach nicht in der Position, daran teilzunehmen.

Am Dienstag fand die Pressekonferenz zum Bundesliga-Saisonauftakt statt, denn am Samstagabend steht für die Berliner in Hildesheim das erste Spiel an. Und neben Manager Kaweh Niroomand und dem Trainer Cedric Enard ist da traditionell auch der Kapitän der Mannschaft dabei. Zuletzt war dies stets Robert Kromm, doch er hat seine Karriere nach der vergangenen Saison beendet. So bestritt am Dienstag also der neue Kapitän seinen ersten Pflichttermin: Sebastian Kühner.

Der 31-Jährige hinterließ dabei einen starken Eindruck. Als der Zuspieler darüber sprach, wie er seine Rolle versteht, zeigte er sofort, dass ihm mehr am Herz liegt als nur das Sportliche. „Die Volleys haben eine besondere Ausstrahlung. Wir verfolgen die Idee, dass man hier nicht nur spielt, Titel holt und dann weiterzieht, sondern auch als Spieler seinen Teil dazu beiträgt, etwas Großes aufzubauen.“ Genau dabei möchte Kühner weiter mithelfen, auch abseits des Platzes.

Die Vorbereitung für die neue Saison war kompliziert

Der 2,03 Meter große Linkshänder ist eines der Gesichter der erfolgreichsten Phase des Vereins. Seit er 2012 nach einigen Stationen in der Bundesliga nach Berlin zurückkehrte, wurde er mit den Volleys fünfmal Meister, gewann den CEV-Pokal und den nationalen Pokal. Dass Kühner nun das Kapitänsamt übernimmt, auch wenn er hinter Neuzugang Jan Zimmermann als zweiter Zuspieler eingeplant ist, war für den neuen Trainer Enard ebenfalls ein logischer Schritt. „Wer diese Rolle in der Mannschaft übernimmt, ist für mich sehr wichtig“, sagt der Franzose. „Sebastian hat eine super Mentalität, um Kapitän zu sein. Außerdem ist er schon lange in Berlin und kennt hier alles.“

Enard besprach sich bei der Kapitänssuche auch lange mit seinem Landsmann Pierre Pujol, der in der vergangenen Saison erster Zuspieler in Berlin war. Vor rund zwei Wochen rief der Trainer dann Kühner an und fragte ihn, ob er das Amt übernehmen wolle. Kühner sagte sofort zu. „Als Führungsspieler wäre ich sowieso vorangegangen“, betont er. „Als Kapitän möchte ich umso mehr ein Bindeglied zwischen Team und Geschäftsstelle sein. Ich möchte einfach noch mehr den Blick für das große Ganze haben.“ Auch Manager Niroomand traut ihm das absolut zu. „Es gibt keinen Besseren für diese Aufgabe“, sagt er. „Er kann die besten Brücken für uns bauen.“

Und die Volleys stehen ja auch vor besonderen Herausforderungen. Erst seit zehn Tagen ist die Mannschaft mit der Ankunft der drei WM-Teilnehmer aus den USA komplett, Enard war noch bis vor zweieinhalb Wochen als Co-Trainer der französischen Nationalmannschaft bei der WM – und außerdem fallen zwei Leistungsträger in den nächsten Wochen aus. Diagonalangreifer Benjamin Patch erlitt eine Meniskuseinquetschung und einen Meniskusanriss und fehlt den Berlinern zwei bis drei Wochen. Noch länger wird der deutsche Nationalspieler Moritz Reichert ausfallen (vier bis sieben Wochen). Der Außenangreifer zog sich einen doppelten Bänderriss im Sprunggelenk zu.

Das alles sind nicht die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Saisonstart. Kühner ist aber trotzdem überaus optimistisch. Und das liegt vor allem an seinen Erfahrungen vom vergangenen Wochenende. Da bestritten die Volleys in Polen ein hochkarätig besetztes Vorbereitungsturnier und besiegten die polnischen Topteams Belchatow und Wegiel. Aber nicht der Turniersieg gibt Kühner solch große Zuversicht für die neue Saison, sondern vor allem die sechsstündige Busfahrt zurück nach Berlin. „Da hatten wir schon so eine gute Stimmung, wie wir sie zuletzt in den Play-offs der vergangenen Saison hatten“, betont er.

Sie hatten die Musik laut aufgedreht, alle standen zusammen im Mittelgang des Buses und unterhielten sich. „Es war ein richtig lockeres Kennenlernen für uns“, erzählt Kühner. „Man merkt, dass alle voll motiviert sind und man nur noch die Richtung vorgeben muss.“ Und genau das möchte er nun umso mehr übernehmen.

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