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Direktes Duell: Berlins Kromm (r.) soll den Block von Friedrichshafens Günthör überwinden.

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BR Volleys spielen gegen Friedrichshafen um die Meisterschaft: Das Finale der Größten

Außenangreifer gegen Mittelblocker: Die Serie der BR Volleys gegen den VfB Friedrichshafen ist auch ein Duell zwischen Robert Kromm und Max Günthör - beide Akteure stehen auch für das Verhältnis ihrer Vereine.

Von Johannes Nedo

Die kleinen Bewegungen werden wieder entscheiden. Welche Mannschaft am Ende gewinnen wird, hängt auch davon ab, ob der eine seine Hände in die richtige Richtung streckt. Oder ob der andere mit seinen Händen den Ball exakt genug platziert. „Er wird versuchen, die Hand beim Block im letzten Moment noch anders zu drehen“, sagt Robert Kromm über Max Günthör. „Und er wird versuchen, uns mit seinen Angriffsschlägen aus dem Gleichgewicht zu bringen“, sagt Günthör über Kromm.

Wenn die BR Volleys heute Abend (19.30 Uhr) beim VfB Friedrichshafen zum ersten Finalspiel der Play-off-Serie „Best of five“ antreten, werden zahlreiche Ballwechsel auch zwischen Kromm und Günthör entschieden werden. Nicht nur, weil beide die größten Spieler ihrer Teams sind. Robert Kromm (2,12 Meter) ist Außenangreifer der Berliner, Max Günthör (2,08 Meter) ist Mittelblocker der Friedrichshafener. Kromms Aufgabe ist es, den Ball ins gegnerische Feld zu schlagen. Günthörs Aufgabe ist es, genau das zu verhindern. Und beim Aufschlag tauschen beide die Rollen. „Weil ich in der Annahme das schwächste Glied bin, werde ich mich mit Max’ fiesen Aufschlägen abquälen müssen“, sagt Kromm. „Natürlich werde ich besonders auf ihn zielen“, betont Günthör.

"Hinter Berlin und Friedrichshafen ist ein großes Nichts"

Kromm und Günthör duellieren sich also immer wieder, nicht nur deshalb lässt sich anhand der beiden auch viel über das Verhältnis ihrer Vereine erzählen. Schließlich gibt es im deutschen Volleyball seit Langem nur zwei ernsthafte Konkurrenten um die deutsche Meisterschaft: In den vergangenen 17 Jahren hieß der Titelträger der Bundesliga entweder Berlin oder Friedrichshafen. Kromm und Günthör waren bei vielen Finalduellen dabei, sie gehören zu den Gesichtern ihrer Klubs. So gewann Kromm seinen ersten Titel mit den Berlinern bereits 2004, mit einem Finalerfolg gegen den Dauerkonkurrenten. Günthör ist gebürtiger Friedrichshafener, schon 2001 spielte er in der Jugend des VfB. Und so euphorisch wie beide über ihre kleinen Duelle am Netz sprechen, reden sie auch über das große Duell zwischen den Volleys und Friedrichshafen. „Das sind immer die krassesten Spiele“, betont Kromm. „Das sind die besonderen Stresssituationen“, sagt Günthör.

Über den übrigen Saisonverlauf verlieren die zwei nicht so begeisterte Worte. Zu weit sind beide Vereine den anderen Bundesligisten enteilt. Zu sehr dominieren sie die Liga. „Hinter Berlin und Friedrichshafen ist ein großes Nichts“, sagt Günthör. Und Kromm stimmt ihm zu: „Beide Klubs sind oben so etabliert, da müssten schon Megavereine aus dem Boden wachsen.“

Erwartung: Eine lange Finalserie

Vor solch einem Duell langjähriger Kontrahenten vermeiden Günthör und Kromm allerdings eines ganz bewusst: Sticheleien. Auch in diesem Punkt lässt sich von der persönlichen Beziehung der beiden einiges auf die Vereine ableiten. Denn so sehr sich Kromm und Günthör auf dem Feld behaken, beide betonen, ansonsten würden sie sich sehr gut verstehen. „Robert ist ein richtig netter Kerl“, sagt Günthör. „Seine Art hat mir immer gefallen“, sagt Kromm. Von einer hitzigen Rivalität zwischen den Volleys und dem VfB Friedrichshafen wollen die zwei Spieler daher auch nichts wissen. „Das hat sich alles beruhigt“, betont der 31-jährige Kromm. „Das ist eine professionelle Rivalität.“ Der 29-jährige Günthör beschreibt es gar als „positive Rivalität. Wir ziehen uns gegenseitig hoch.“

Lange war Friedrichshafen die unangefochtene Nummer eins. Nun, da die Berliner die vergangenen drei Meistertitel gewonnen haben, seien „die Volleys vorbeigezogen“, schildert Günthör. „Jetzt müssen wir nachziehen.“ Das taten die Friedrichshafener auch bei der Kaderzusammenstellung. „Vom Charakter her ähnelt uns die VfB-Mannschaft nun mehr“, sagt Kromm. „Sie wirkt jetzt homogener und kämpferischer.“ In der vergangenen Saison setzten die Friedrichshafener vor allem auf besondere Einzelkönner. Wenn die jedoch schwächelten, geriet das gesamte Team ins Wanken. „Das ist vorbei. Wir sind viel kompakter“, sagt Günthör. Deshalb stellen sich beide auf eine lange Finalserie ein – und auf viele persönliche Duelle kleiner Bewegungen.

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