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Brasilien: "Ist Ronaldo zu dick?"

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die ohnehin hochfavorisierte "Seleção" vor der Fußball-Weltmeisterschaft zusätzlich unter Druck gesetzt.

Brasilia/Königstein - «Niemand akzeptiert hier die Möglichkeit, dass Brasilien nicht Weltmeister wird», sagte der brasilianische Staatschef in einer Videoschaltung am Donnerstagabend (Ortszeit) aus dem Regierungspalast in Brasilia zu Trainer Carlos Alberto Parreira, Koordinator Mario Zagallo und Kapitän Cafú in ihrem Mannschaftsquartier in Königstein/Taunus. Darüber herrsche im Land eine Einstimmigkeit, wie er sie noch nie empfunden habe.

Lula konnte sich einen Seitenhieb auf Stürmerstar Ronaldo nicht verkneifen. «Ist er nun zu dick, oder nicht?», fragte er, nach all den Berichten und Spekulationen über den «Pfundskerl» von Real Madrid. Parreira antwortete diplomatisch: «Er ist stämmig, Präsident. Er ist nicht mehr der kleine Junge von damals von der WM 1994.»

Die derzeitige Phase der Mannschaft würdigte Lula, der bei der Schaltung neben Frau Marisa und Sportminister Orlando Silva saß, als «magisch» und wünschte den Superstars «Gottes Segen». Er empfahl den Spielern, Ruhe zu bewahren. «Ruhe und Hühnerbrühe sind nie jemandem schlecht bekommen», sagte der frühere Gewerkschaftsführer in seiner typischen Art. An Kapitän Cafú, der am Mittwoch 36 Jahre alt geworden war und zum vierten Mal nacheinander ein WM-Finale erreichen kann, richtete der Präsident die Bitte: «Lass nicht zu, dass die jungen Leute zittern. Sag' den Jungs auf dem Platz, dass sie nicht den Kopf verlieren sollen.»

Coach Parreira beruhigte Lula und versicherte: «Mit Arbeit und Seriosität können wir die Erwartungen erfüllen». Man werde sich der Welt stellen, die Brasilien besiegen wolle. Zagallo verwies auf das Datum des ersten Spiels am Dienstag in Berlin gegen Kroatien: «13 - das ist unsere Nummer, das ist eine Glückszahl.» Hinzu kommt, dass Lulas Arbeiterpartei auf den Wahllisten traditionell an 13. Stelle steht.

Parreira hatte schon vor der Ansprache gelassen auf den «Polit- Talk» reagiert. «Seit 1970 haben uns alle Präsidenten empfangen. Das ist nichts Neues, dass der Staatschef uns sprechen will. Zufälligerweise fällt die WM mit einem Wahljahr zusammen», sagte der 63-Jährige, der bei der WM vor 36 Jahren bereits Konditionstrainer der Brasilianer war. Im Übrigen, sagte Parreira mit einem Lächeln, sei der Druck, den der Präsident im Vergleich zu ihm habe, doch um einiges größer: «Er muss sich um die Gesundheit und Erziehung von 200 Millionen Einwohnern kümmern.» Er werde Lula aber keine Ratschläge geben, «weil ich nichts von Politik verstehe». (Von Ulrike John und Emilio Rappold, dpa)

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