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Sport: Bremen humpelt

Beim 1:0 gegen Nürnberg verletzt sich Per Mertesacker und fehlt Werder wohl bis zum Saisonende

Die Sorgen und Nöte an der Weser werden stetig größer. Kein Tag bei Werder Bremen vergeht ohne neue Hiobsbotschaften oder Störmanöver. Die nächste schlechte Nachricht folgte unmittelbar nach dem zittrigen 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg: Per Mertesacker, seit Wochen konstantester Werder-Profi, verletzte sich am Ostersonntag in der vorletzten Minute so schwer am Meniskus, dass der Nationalspieler noch am heutigen Dienstag operiert werden muss. Es ist unwahrscheinlich, dass der 22-Jährige im Saisonendspurt noch eingreifen kann. „Dieser Ausfall trifft uns schwer“, sagte Sportchef Klaus Allofs.

Die Schocknachricht passt ins Bild einer Mannschaft, die trotz der tabellarisch prächtigen Perspektiven (Nürnbergs Trainer Hans Meyer: „Die blinden Bremer sind ja nur zwei Punkte hinter Schalke“) keineswegs den Eindruck erweckt, als könne sie Deutscher Meister werden. Schon den Schlusspfiff von Michael Weiner hatte eine merkwürdige Mixtur aus Entsetzen und Verwunderung begleitet. Die Fassungslosigkeit spiegelte sich im Gesicht von Miroslav Klose wieder, der sich doch nach 1122 torlosen Pflichtspiel-Minuten allein auf den Weg Richtung Nürnberger Tor machen wollte, um den für ihn erlösenden Treffer zu erzielen. Doch daraus wurde nichts, da der Schiedsrichter just in dem Moment abpfiff. Klose schaute ungläubig, tätschelte sodann mit beiden Händen das Gesicht Weiners. So, als wolle er sagen: „Das kannst du doch nicht machen!“ Konnte Weiner aber schon, er erklärte: „Ich habe die Szene gar nicht richtig wahrgenommen, sondern nur auf die Uhr geschaut, die 3:05 Minuten angezeigt hatte.“ Regeltechnisch sei daran nichts auszusetzen, versicherte er. Trainer Thomas Schaaf bezeichnete die Entscheidung dennoch als „sehr unglücklich“.

Die Szene des Spiels hätte ansonsten Markus Rosenberg gebührt, denn dem 24-Jährigen gelang nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung der Siegtreffer. „Das war für mich sehr wichtig, ich möchte ja hier öfter spielen“, sagte er. Allofs indes appelliert an die Geduld des in der Winterpause von Ajax Amsterdam verpflichteten Angreifers. Das zweite Saisontor des Schweden war der einzige Moment, der die Zuschauer aus ihrer Lethargie weckte. Im Moment wirken in Bremen sowohl die Mannschaft als auch die Fans irgendwie behäbig. Die Frage ist nur, wer oder was lähmt wen? Die Zuschauer die Mannschaft? Die Spielweise das Publikum? Der Einzelne das Kollektiv? Fakt ist, dass Nebengeräusche wie jener Wechselwunsch von Kapitän Torsten Frings dem grün-weißen Familiendenken abträglich sind.

Schaaf ignoriert den schleichenden Verlust an Kraft, Form und Zusammenhalt – zumindest öffentlich. „Ich bin zufrieden mit meiner Mannschaft. Wir haben Geduld bewiesen.“ Auf das Nürnberg-Spiel mag das zutreffen – auf die Personalien Frings und Klose nicht. Allofs kritisierte das Verhalten seiner mit Abwanderungsgedanken beschäftigten Leistungsträger. „Es muss möglichst schnell eine Entscheidung fallen. Man stellt eine neue Mannschaft nicht erst zum Ende der Saison zusammen.“ Allofs wird niemanden zum Bleiben zwingen. „Beide haben wir noch unter Vertrag und wir würden am liebsten keinen abgeben, doch wenn jemand seine Zukunft bei einem anderen Klub sieht, müssen wir eine Lösung finden.“

Klose wie Frings verweigerten weitere erhellende Aussagen zum Wechselthema. Der Kapitän gefiel sich lieber in seiner Interpretation des Osterwochenendes. „Wir werden jetzt nicht mehr locker lassen, bis die Schalker einen Fehler machen“, sagte Frings. „Ein 1:0 ist genauso viel Wert wie ein 6:0, und wenn wir jetzt noch sechsmal 1:0 gewinnen, stehen wir am Saisonende ganz oben auf dem Rathausbalkon.“ Als Frings das sagte, wusste er noch nicht, was mit Mertesacker geschehen war.

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