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Sport: Bremen karikiert sich selbst

Werder unterliegt in Stuttgart 1:4

Nicht mal einen schnöden Gruß an die mitgereiste Anhängerschaft hatte der Verlierer übrig. Kaum hatte Schiedsrichter Herbert Fandel das Trauerspiel aus Sicht von Werder Bremen abgepfiffen, hasteten die Protagonisten in die Kabinen. Einzig und allein der aufrechte Finne Petri Pasanen bedankte sich bei den Fans in der Untertürkheimer Kurve der Stuttgarter Arena, wo der heimische VfB derweil das Kontrastprogramm zum schnellen Werder-Abgang inszenierte. Genau jene Mannschaft, die 44 Stunden zuvor nach der Beinahe-Blamage im Uefa-Cup gegen einen bulgarischen Nobody verhöhnt und verlacht worden war, heimste nun ausgiebig Applaus im Stadion ein. Ein überzeugender wie verdienter 4:1 (2:0)-Triumph der Schwaben versöhnte – pünktlich zur Eröffnung des beliebten schwäbischen Volksfests Cannstatter Wasen.

„Die Art und Weise des Sieges waren beeindruckend“, jubilierte Stuttgarts Manager Horst Heldt, „jetzt können die Spieler auch mal feiern und die Sau rauslassen: Das haben sie sich verdient.“ Vor allem ein 21 Jahre junger Aushilfsverteidiger, der gemeinhin in der zweiten Mannschaft des VfB und in der Dritten Liga kickt: Christian Träsch. Der einst bei 1860 München als Riesentalent geltende Newcomer rief in seinem zweiten Bundesligaeinsatz eine rotzfreche Leistung ab.

Nachdem Sami Khedira nach Cacaus Traumpass das 1:0 gelungen war, sorgte Träsch für den frühen Höhepunkt dieser Partie: Der Volley-Vollspannschuss aus 20 Metern zum 2:0 wird gewiss zu den sehenswertesten Volltreffern dieser Saison zählen. Und auch am 3:0 war der gebürtige Bayer beteiligt. Nach Abwurf des sicheren Ex-Nationaltorhüters Jens Lehmann leitete Träschs Sololauf direkt das 3:0 durch Roberto Hilbert ein, dem Martin Lanig noch das 4:1 folgen ließ, nachdem Diego den Bremer Ehrentreffer per Freistoß erzielt hatte. Den Ärger der Verantwortlichen konnte das kaum schmälern.

Thomas Schaaf sagte, die Interpretation dieser pomadigen, ja peinlichen Vorstellung falle schwer. „Der richtige Profi macht keine Unterschiede, ob er gegen eine hoch gehandelte Mannschaft spielt oder gegen einen Gegner, dem gewisse Schwächen nachgesagt werden“, spielte der Werder-Trainer auf die Diskrepanz zwischen dem couragierten Auftritt in der Champions League in Mailand und der erschreckend blassen Darbietung gestern in der Liga an. „Wir haben da scheinbar einen Unterschied gemacht.“ Die fehlende Konstanz nervt auch Klaus Allofs. „Wir kriegen es nicht häufig genau hin“, sagte der Sportchef, der eine „gewisse Sorglosigkeit“ gesehen hatte. „Wir waren nachlässig in den Zweikämpfen, sind nach Ballverlusten nicht zurückgelaufen.“

Kapitän Frank Baumann hatte deshalb unlängst „ein Einstellungsproblem“ seiner Kollegen öffentlich gemacht – eine Debatte, die Allofs nur ungern führt. Doch gegen arg ersatzgeschwächte Stuttgarter zeigten die Bremer einfach keine Leidenschaft. Baumann hätte sich gestern lieber eines Besseren belehren lassen.

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