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Bremen: Kuranyi und Werder: Feindliche Übernahme

Der ausgebootete 52-malige Nationalspieler Kevin Kuranyi soll auf Bremens Wunschliste für die neue Saison weit oben stehen. Der mögliche Wechsel erbost allerdings die Werder-Fans.

The Brain hat es mal wieder gewusst. Hinter dem Pseudonym im Forum von Werder Bremen verbirgt sich jener gut informierte Insider, der seit Jahren via Internet die neuesten Personalspekulationen anheizt. Und der allwissende User ist offenbar vereinsintern mit so zuverlässigen Quellen ausgestattet, dass die Trefferquote beachtlich ist. Sein neuester Coup: die Enthüllung des Bremer Interesses an Kevin Kuranyi. Auch der „Kicker“ will nun erfahren haben, dass der ausgebootete 52-malige Nationalspieler auf Werders Wunschliste für die neue Saison weit oben steht. Der 27-Jährige besitzt zwar auf Schalke noch einen bis 2010 datierten Vertrag, steht aber zum Verkauf: Angeln sich die Bremer nach Sebastian Boenisch und Mesut Özil im Sommer den dritten Profi von Schalke?

An der Weser wird darüber leidenschaftlich debattiert. Mehr als 23 000 Einträge gab es bis gestern dazu auf der Vereinshomepage – viele lehnen übrigens diesen Deal in fast feindlich formulierten Beiträgen brüsk ab.

Die Vereinsführung der Hanseaten machte vor dem heutigen Uefa-Cup-Viertelfinale gegen Udinese Calcio (20.45 Uhr) das einzig Richtige. „Kein Kommentar“, hieß es aus der Pressestelle. Dafür redete Kuranyi-Berater Roger Wittmann: Vom Interesse Werders habe er „gehört“, halte den Wechsel aber für wenig wahrscheinlich. Doch Bremens Vorstandschef Klaus Allofs ist mitunter für eigenwillige Personalentscheidungen bekannt, der Kauf Özils wurde einst harsch kritisiert, heute ist der Ex-Gelsenkirchener ein Hoffnungsträger. Und erster Anwärter auf die Diego-Nachfolge.

Denn eines ist klar: Der Coup mit Kuranyi würde nur klappen, wenn Spielmacher Diego am Saisonende für viel Geld veräußert würde. Ablöse und Gehalt für Kuranyi würden in der Summe mehr als zehn Millionen Euro kosten. Zudem weiß niemand, was aus Claudio Pizarro wird. Dem 30-Jährigen droht wegen der Finanzaffäre seines Beraters Carlos Delgado eine Fifa-Sperre oder eine Verurteilung vor Gericht. Seine Weiterverpflichtung gilt – auch wegen immenser Gehaltsforderungen – intern als genauso unwahrscheinlich wie ein Verbleib Diegos, sollte Werder das internationale Geschäft verpassen.

Der 24-Jährige hat ja auch längst seine Sprachregelung verändert. Redete Diego lange Zeit davon, den bis 2011 laufenden Vertrag erfüllen zu wollen, sagt er nun: Am Saisonende gebe es beide Möglichkeiten. „Entweder ich bleibe oder ich gehe.“

Der Brasilianer wird immer häufiger mit Juventus Turin in Verbindung gebracht. Die Turiner fahnden nach einem jungen Nachfolger für den 36-jährigen Strategen Pavel Nedved. „Dafür kalkulieren wir mit mindestens 20 Millionen Euro“, sagt Juve-Manager Jean-Claude Blanc. Es ist genau die Summe, die an der Weser als Schmerzgrenze gilt. Und die dann zum großen Teil auf ein Konto von Schalke 04 fließt? Viel Geld können sie dort gut gebrauchen.

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