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Torschütze Arjen Robben (l.) und Thomas Müller haben es eilig nach dem 1:1-Ausgleich gegen Bremen. "Doppeltorschütze" Per Mertesacker (M.) ahnt nichts Gutes.

© AFP

Update

Bremen - München 1:3: Bayern siegt per Mertesacker

Per Mertesacker ist beim1:3 gegen Bayern München der Anti-Held des Tages. Erst bringt er die Bremer mit 1:0 in Führung und erzielt später den Führungstreffer der Bayern.

Es ist ein Klassiker im Bremer Weserstadion, der immer angestimmt wird, wenn der ungeliebte FC Bayern zu Besuch ist. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, intoniert die Anhängerschaft des SV Werder Bremen mit Vorliebe und großer Ausdauer. Auch der gestrige bitterkalte Nachmittag diente gerade den Zuschauern auf der just fertig gestellten Osttribüne dazu, den Rekordmeister mit diesem Refrain zu ärgern. Doch dummerweise schafften das Werders Profis nicht, die nach einem kuriosen Spiel letztlich noch eine 1:3 (0:0)-Niederlage zu beklagen hatten.

Abwehrspieler Per Mertesacker, der nach einem Freistoß und Kopfballverlängerung von Verteidigerkollege Sebastian Prödl kurz nach der Halbzeit die Führung erzielt hatte, wurde zur tragischen Figur. Nach dem 1:1-Ausgleich von Arjen Robben nach feiner Vorarbeit von Danijel Pranjic unterlief dem 26-Jährigen eine Viertelstunde vor dem Abpfiff das spielentscheidende Eigentor, nachdem Mario Gomez den Ball zur Mitte gepasst hatte. Fünf Minuten vor dem Ende schoss der eingewechselte Miroslav Klose noch das 3:1 für die Münchner. Tim Wiese hatte sich lange keine seiner Kampfgrätschen geleistet, kurz vor Schluss verlor Bremens Torhüter aber die Nerven, trat brutal Thomas Müller um und sah die Rote Karte.

Beim FC Bayern trägt das Ergebnis zur Beruhigung der erhitzten Gemüter bei. Liefert es doch den internen und externen Kritikern keinen neuen Stoff, um sich an Trainer Louis van Gaal zu reiben. Weder die Vorhaltungen von Präsident Uli Hoeneß noch die von Experten wie Oliver Kahn oder Mehmet Scholl (van Gaal: „Papageien-Geplapper“) hatten dem niederländischen Alleinentscheider bekanntlich gefallen.

In Bremen leidet dagegen eine ganze Stadt unter der tiefsten Sinnkrise der 1999 begonnenen Ära Schaaf/Allofs. Werders Befinden, behauptet der Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel, habe Einfluss auf das Wohl und Wehe einer ganzen Region: Geht es Werder gut, geht es den Bürgern gut – ein solcher Faktor sei der Verein in der Stadt.

Die mahnenden Worte zeigten zunächst Wirkung: Die arg in die Kritik geratene Elf von Trainer Thomas Schaaf ließ es nicht an Einsatz und Eifer fehlen und hatte in der Anfangsphase deutliche Vorteile. Keine Minute war gespielt, als Clemens Fritz frei vor dem Bayern-Tor auftauchte, doch Torwart Thomas Kraft reagierte erstklassig. Die Bremer störten den Favoriten früh, zudem bejubelte das Publikum jeden gewonnenen Zweikampf frenetisch. „Wir müssen mehr über die Handlung und die Tat kommen als über die Gedanken“, hatte Schaaf zuvor verlangt. Auch ihm schien es eine Freude zu sein, dass die Seinen die zuletzt verschütteten Grundtugenden wieder abriefen.

Erst allmählich zwangen die Gäste Tim Wiese zum Eingreifen. Werders kapriziöser Keeper reagierte bei einem Fernschuss von Andreas Ottl ebenso prächtig wie bei einem 16-Meter-Knaller von Mario Gomez. Gleichwohl wirkten die Zuspiele in die Spitze bei den Bayern oft zu durchsichtig; Bastian Schweinsteiger unterliefen ungewohnt viele Fehlpässe, Andreas Ottl und Danijel Pranjic erscheinen als Doppel-Sechs eher als eine Notlösung. Der holprige Boden im nach dem Umbau erstmals wieder 40 500 Besucher fassenden Weserstadion tat sein übriges, dass die Bayern lange nicht ihren Ballkontroll-Fußball durchbrachten.

Aber auch in der zweiten Halbzeit und nach dem überraschenden Rückstand durch Mertesacker wichen die Gäste nicht von ihrem Konzept ab, mit Geduld das Geschehen zu kontrollierten. Dies gelang auch deshalb, weil Irrwisch Robben gar nicht oder nur durch Fouls zu stoppen war. Dass die Münchner Nummer zehn schließlich mit dem Ausgleich die Wende einleitete, war folgerichtig.

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