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Pizarro

© dpa

Bremen: Werder ist wieder Werder

Bremen entdeckt die Lust an der Offensive neu. Und es ist kein Zufall, dass der Weg zurück zu sich selbst die Grün-Weißen vor allem über die Pokalwettbewerbe führt.

Wolfsburg - Der Selbstfindungsprozess des SV Werder Bremen benötigte in der Halbzeit noch einen wichtigen Impuls von außen. Bis zur Pause hatte die Mannschaft sich bereits auf einem guten Weg befunden. Sie hatte das Viertelfinale des DFB-Pokals beim VfL Wolfsburg mit Verve begonnen. Die Bremer eroberten viele Bälle, sie spielten mutig nach vorne, suchten den Abschluss – und mussten am Ende der ersten Hälfte froh sein, dass aus ihrer frühen 2:0-Führung nur ein 2:2 geworden war. In der Halbzeit richtete Trainer Thomas Schaaf daher das Wort an seine Mannschaft. Torhüter Nico Pellatz, der sein erstes Pflichtspiel für Bremens Profis bestritten hatte, berichtete später aus der Kabine: „Er hat gesagt, dass wir stark sind, dass wir eine Top-Mannschaft sind, wenn wir seine taktischen Anweisungen umsetzen.“ Zehn Minuten nach der Pause ging Werder 3:2 in Führung, am Ende zog die Mannschaft mit einem 5:2- Sieg ins Pokal-Halbfinale ein.

„Das war phasenweise das echte Werder“, sagte Bremens Sportdirektor Klaus Allofs nach dem Sieg. Begeisternd in der Offensive, aber auch weiterhin mit allen Risiken und Nebenwirkungen in der Defensive. Nach sieben Minuten und zwei Angriffen führten die Bremer bereits 2:0, „aber dann haben wir uns nicht mehr bewegt und unsere Linie verloren“, klagte Allofs. Trainer Schaaf stellte auch nach dem berauschenden Erfolg fest, dass es noch einiges zu verbessern gebe, „wir haben aber viele Dinge wieder richtig gemacht“.

Werder wird langsam wieder Werder, und es ist kein Zufall, dass der Weg zurück zu sich selbst die Bremer vor allem über die Pokalwettbewerbe führt. Schon zu Zeiten von Otto Rehhagel, dem Erfinder des modernen SV Werder, war die Mannschaft ein echtes Pokalteam. Offenbar haben sich die Bremer wieder an ihre alte Stärke erinnert. Während die Wolfsburger, Tabellenvierter in der Bundesliga, innerhalb einer Woche sowohl aus dem Uefa-Cup als auch dem DFB-Pokal ausgeschieden sind, zog der Liga-Elfte Werder in beiden Wettbewerben in die nächste Runde ein. In Wolfsburg gewann die derzeit schlechteste Rückrunden-Mannschaft der Bundesliga bei der derzeit besten. „Es war unsere einzige Chance auf einen Titel“, sagte Claudio Pizarro. „Alle wussten, dass das Spiel wichtig ist.“

Neben dem Einzug ins Halbfinale und der Chance, sich doch noch für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren, war der Sieg für Allofs auch eine Bestätigung für die besonnene Politik des Vereins: „Wir sind dafür belohnt worden, dass wir Ruhe bewahrt haben.“ Auch in der Trainerfrage. Fünf Minuten waren in Wolfsburg noch zu spielen, als sich Allofs in dieser Haltung nachdrücklich bestärkt fühlen durfte. In der Bremer Kurve meldeten sich die Fans massiv zu Wort. Sie sangen: „Thomas Schaaf, du bist der beste Mann.“ Stefan Hermanns

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