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Diego

© dpa

Bremen: Werders Trend zeigt nach oben

Der erste Bundesliga-Sieg des Jahres 2009 wurde gleich ein sehr deutlicher: Werder Bremen befreit sich mit einem 4:0 gegen Stuttgart.

Fußballfans sind bekannt dafür, wenig Feingefühl für Verlierer aufzubringen. „Schießbude Lehmann“, intonierte der Werder-Anhang in der Ostkurve gestern in Richtung Gästetorwart Jens Lehmann, als der erste Bundesliga-Sieg des Jahres 2009 zur Gewissheit wurde. Denn mit einem 4:0 (1:0) schoss sich Bremen gegen überforderte Stuttgarter einigen Alltagsfrust von der Seele, der vor dem Uefa- Cup-Rückspiel am Mittwoch bei AS St. Etienne für Auftrieb sorgt. „Unser Trend zeigt nach oben“, konstatierte Werders Wortführer Torsten Frings zufrieden.

„Nach der Leistung müssen wir unsere Ziele nach unten korrigieren“, sagte hingegen Stuttgarts Teamchef Markus Babbel nach der ersten Bundesliga-Niederlage unter seiner Regie. Sportchef Horst Heldt äußerte gar, er sei sauer wie noch nie. „Für mich ist das unbegreiflich. Das war überheblich und arrogant. Jeder sollte mal nachdenken, was er da abgeliefert hat.“

Abermals fiel dabei eben Jens Lehmann als schlechter Verlierer aus der Rolle. Dabei drehte sich alles um den genau getimten Freistoß von Diego zum 1:0, dem später Claudio Pizarro ein weiteres Traumtor zum 2:0 und Markus Rosenberg die Treffer zum 3:0 und 4:0 folgen ließen. Lehmann aber machte das Debakel allein am ersten Gegentreffer fest. Der Keeper kritisierte zuerst die Berechtigung, monierte danach den Abstand und stellte kurzzeitig Christian Träsch in seine entfernte Ecke, in die der Ball dann schließlich doch einschlug. Frustriert und düpiert, geriet der ehemalige Nationaltorhüter noch in der Halbzeit beim Gang in die Kabinen mit Diego aneinander. „Wenn Diego sich darüber freut, dass er durch Täuschung einen Freistoß herausholt, dann ist das sein Charakter. Solch einen Spieler kann ich nicht akzeptieren“, sagte Lehmann, „den will ich weder in meiner noch in einer anderen Mannschaft haben.“ Harte Worte, auf die Diego gereizt reagierte: „Jens Lehmann sollte mal in Ruhe über sich nachdenken. Er macht in jedem Spiel Probleme; er hat vergessen, dass er Spieler und nicht Schiedsrichter ist.“ Der wahre Unparteiische, Günter Perl, verteidigte seinen Pfiff als „unstrittig“. Ebenso konnte man auch den Bremer Sieg nennen. Deshalb war auch Werders neuer Vorstandschef Klaus Allofs auf Lehmann gar nicht gut zu sprechen: „Auch dieser Spieler ist nicht so wichtig, dass man sich nach einem 4:0 mit ihm beschäftigen muss.“

Wohl aber muss Werder sich weiter mit der Affäre um Pizarro-Berater Carlos Delgado auseinandersetzen. Ein Schriftstück soll nun beweisen, dass der Peruaner 30 Prozent der Transferrechte des 2001 nach Bremen gekommenen Roberto Silva besessen habe. Profis ist dies aber strikt verboten. Werders Aufsichtsrat hat nun eine Wirtschaftsprüfergesellschaft zur Klärung eingeschaltet. „Das nervt total und schadet unserem Image“, sagte Aufsichtsratschef Willi Lemke.

Gleichwohl erneuerte Allofs gestern sein Bekenntnis zum 30-Jährigen. „Wir werden von ihm nicht abrücken.“ Wohl auch, weil Pizarro und Diego elementare Bestandteile für Feierstunden wie die gestrige an der Weser sind.

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