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Weltcup

© dpa

Britta Steffen: Prinzessinnentag

Auch als Weltklasse-Schwimmerin benötigt Britta Steffen die Welt außerhalb des Beckens.

Berlin - Britta Steffen trägt ihre blonden Haare jetzt kürzer als auf der Torte, nicht mehr schulterlang. Es ist eine große Torte mit einer brennenden Kerze und einem Britta-Steffen-Porträt als Überzug, gestochen scharf wie ein Foto. Ein Kunstwerk. Britta Steffen erhält sie in einem Berliner Hotel von Dara Torres, weil Steffen doch gestern 24 Jahre alt geworden ist. Torres ist 40, aber im Sommer schwamm sie US-Rekord über 50 Meter Freistil, ein Phänomen. Als Dara Torres aus Beverly Hills, Kalifornien, 1984 erstmals Olympiasiegerin wurde, war Britta Steffen ein Jahr alt. Am Sonntag treffen sie über 100 Meter Freistil aufeinander, die viermalige Olympiasiegerin Torres und die Weltrekordlerin Steffen aus Berlin, einer der vielen Höhepunkte beim Weltcup in Berlin (Samstag und Sonntag jeweils ab 9 Uhr, Finals jeweils ab 15 Uhr, Halle an der Landsberger Allee). „Wenn ich mit 40 noch so toll aussehe wie Dara, bin ich stolz“, sagte Steffen. „Aber mit 40 werde ich sicher nicht mehr schwimmen.“

Extreme Professionalität, enormer Ehrgeiz, das alles verbindet die beiden. Steffen ist im Training genauso konzentriert wie Torres, jede Einheit eine Herausforderung. Und ihr Wettkampfprogramm ist die nächste Belastung. Britta Steffen absolviert jetzt sechs Wettkämpfe in kurzer Zeit, so einen Stress hatte sie noch nie. Aber Örjan Madsen, der deutsche Cheftrainer, möchte es so. Seinen Athleten fehle Wettkampfhärte, sagt er. Und Steffen registriert gerade, dass sie diese Ochsentour nicht locker wegsteckt. Deshalb startet sie in Berlin nur über 100 Meter Freistil.

Das ist das Bild der Schwimmerin Steffen, die eingebunden ist ins Korsett aus Training, Wettkampf und PR-Terminen. Drei langfristige Sponsoren hat sie inzwischen. Alle, sagt ihre Managerin Regine Eichhorn, nähmen Rücksicht auf den Sport. Das Training geht vor Foto-Shootings. Aber es gibt unverändert die Britta Steffen, die ein Leben außerhalb des Beckens braucht. Sie ist jetzt zur Medienfigur aufgestiegen, aber sie bleibt geerdet. Ihre Auftritte haben längst einen professionellen Touch, aber sie bleibt höflich und konzentriert. „Prinzessinnentag“ nennt sie es, wenn sie bei einer Gala über den roten Teppich schreitet. Es sind Ausnahmetermine, sie wird nicht allzu häufig zu solchen Edelveranstaltungen eingeladen, sie sind auch immer noch nicht ihre Welt. Ihre Welt außerhalb des Sports ist zum Beispiel die Taschengeld-Werkstatt in Dresden, ein Projekt, das sie mit einem ihrer Sponsoren fördert. Kunden können sich dort für wenig Geld von benachteiligten Kindern und Jugendlichen etwa kleine Weihnachtsgeschenke basteln lassen. Den Erlös erhalten die Kinder als Taschengeld. Ein Projekt der Kinder-Nothilfe. Britta Steffen hat es im August besucht. „Sie weiß, dass Sport nicht das wahre Leben ist“, sagt Regine Eichhorn. „Und es relativiert den Rummel, der um sie gemacht wird.“

Der Rummel ist anders als bei Franziska van Almsick, natürlich. Die hätte jeden Tag bei Galas und Party auftreten können. Regine Eichhorn hat van Almsick betreut, sie kennt das alles. „Britta wird mehr als Sportlerin wahrgenommen“, sagt sie. „Sie hat die Gnade, dass ihre Erfolge kamen, als sie schon erwachsen war.“ Der Rummel ist trotzdem groß genug. Ein halbes Dutzend Fotografen formierte sich vor Steffen und Torres, als die US-Amerikanerin die Torte überreichte. Andererseits hatte Steffen auch kurz davor wieder erfahren, wie sehr sie im normalen sportlichen Alltag steckt. Zur Pressekonferenz konnte sie nur verspätet auftauchen. Ein Dopingkontrolleur hatte sie am Vormittag aufgehalten.

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