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Sport: Brüder im Streite

Vor dem fünften Play-off-Spiel gibt es Differenzen zwischen den Anschutz-Klubs EHC Eisbären und Hamburg Freezers

Hamburg. Der Held des Abends war unaufgeregt. Es passte zum schmucklosen Ambiente, das Steve Walker, den kanadischen Stürmer in Diensten des EHC Eisbären, am späten Dienstagabend umgab. Das vierte Spiel der Play-off-Viertelfinalserie zwischen den Hamburg Freezers und den Berlinern war erst seit einer halben Stunde vorüber, da standen die Spieler des Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) schon vor ihrem Mannschaftsbus. Das Gefährt parkte mitten in grauem Beton, gleich neben einem Personaleingang der Arena in Hamburg. Und während der Kotrainer der Berliner, Hartmut Nickel, erregt davon erzählte, dass frustrierte Hamburger Fans einen Stein gegen den Berliner Bus geworfen hätten, plauderte Walker gut gelaunt über ein Spiel, in dem der 30-jährige Kanadier für den Höhepunkt gesorgt hatte: Walker hatte das entscheidende Tor zum 2:1-Erfolg der Berliner geschossen, die nun 3:1 in der nach dem Modus Best of seven gespielten Play-off-Serie gegen die Freezers führen.

„Ein Überzahltor bei fünf gegen drei ist eigentlich kein großes Kunststück“, sagte Walker. „Doch diesmal war es schwierig. Zuletzt haben wir in Überzahl zu viel aufs Tor geschossen, heute war das zu wenig.“ Walkers Schuss hatte den Eisbären schließlich gereicht und könnte zum wichtigsten der Serie werden: So kühl und kalkuliert wie die Eisbären mit exzellenter Defensivarbeit und einem herausragenden Torhüter Richard Shulmistra den Gegner kontrolliert haben, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Hamburger die Berliner noch vor größere Probleme stellen können.

Dass Hamburgs Manager Max Fedra am Rande der Partie herumpolterte und gar ein Berufsverbot für Schiedsrichter Petr Chvatal forderte, zeugt von Frustration beim Außenseiter. Das sieht auch der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), Gernot Tripcke, so. „Wenn sich Herr Fedra die Aufzeichnung des Spieles angeschaut hat, wird er seine Meinung hoffentlich ändern“, sagte Tripcke. „Emotionale Ausbrüche in den Play-offs, das kann ich verstehen. Doch irgendwo hört es einfach auf.“ Fedra muss mit einer Strafe rechnen: Die DEL hat am Mittwoch ein Verfahren gegen den Manager eingeleitet.

„Die beiden Klubs kommen mir wie zwei Brüder vor, die sich nicht mögen“, sagte Eisbären-Trainer Pierre Pagé. Ein gemeinsamer Eigentümer, die Anschutz-Gruppe, ist noch keine Garantie für Harmonie. Allerdings spricht es für den Berliner Teil der Sippschaft, dass sich die Eisbären abseits der Eisfläche nicht mit den Freezers streiten wollen. Den Berlinern geht es nur noch darum, das vierte Spiel zu gewinnen, um der bisher so attraktiven Serie ein Ende zu bereiten: Die ersten vier Spiele zwischen Eisbären und Freezers sahen insgesamt über 40 000 Zuschauer. Von der ganz großen Bühne hat das Duell aber wohl am Dienstag Abschied genommen. Am Freitag spielen die Eisbären wieder in ihrem Kiez, im Sportforum Hohenschönhausen. Und die Vorfreude darauf ist bei den Spielern groß, auch wenn Steve Walker sagt: „Wir müssen uns weiter konzentrieren, egal wo wir spielen. Schließlich soll die Saison für uns noch eine Weile dauern.“ So, wie die Berliner am Dienstag aufgetreten sind, erscheint dies auch nicht utopisch.

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