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Werder Bremen - Hamburger SV

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Bundesliga: Ansehnliche Leidenschaft

Rasse und Klasse, Tempo und Tore, Dramatisches und Kurioses, Tragisches und Triumphales: Das 87. Nordderby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV hielt über 90 Minuten alle Versprechungen und Verheißungen.

Wenn sich die Fußball-Bundesliga demnächst für eine bessere Darstellung im Ausland bemüht, dann sei empfohlen eine DVD dieser Partie zu präsentieren, die die Bremer am Ende nicht unverdient vor 42 100 Zuschauern im Weserstadion mit 2:1 (1:0) gewannen. Nach dem 1:0 durch Boubacar Sanogo (15.) glich Rafael van der Vaart zwar mit einem spektakulären Heber aus (61.), doch eine abgefälschte Flanke von Petri Pasanen (67.) brachte Werder die mit Emphase bejubelten drei Punkte. Netter Nebeneffekt: Zumindest bis zum Sonntag ist die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf nun auch Tabellenführer der Liga.

Bremen kontra Hamburg; das ist seit jeher ein aus Fansicht besonders emotionales Duell. Die Anhängerschaften sind sich in herzlicher Abneigung verbunden, die Schmähgesänge gehen seit jeher unter die Gürtellinie und es war auch kein Zufall, dass rund ums Weserstadion hässliche Parolen auf Pflastersteine und an Betonwände gesprüht wurde. Auf dem Rasen ging es gestern zwar leidenschaftlich umkämpft, gleichwohl eine Spur gesitteter zu.

Die ersatzgeschwächten Bremer, zwar wieder mit Diego, aber ohne sechs Stammspieler angetreten, erwiesen sich dabei als das technisch und taktisch bessere Team. Lohn der Bremer Bemühungen: Das 1:0 durch Sanogo, der nach einer Direktkombination über Dusko Tosic und Jurica Vranjes überlegt den Ball ins Tor bugsierte. Ausgerechnet der Ivorer, in Hamburg verschmäht, in Bremen gefeiert, erzielte diesen Treffer, der ihm besondere Genugtuung bedeutete.

Der Vergleich der Nordrivalen war zuvor auf das Duell der Spielmacher Diego (Werder) und van der Vaart (HSV) reduziert worden. Bezeichnend für die Hamburger Unterlegenheit auch in dieser Auseinandersetzung: Es war van der Vaart, der sich nach einer Grätsche gegen den enteilten Diego eine Gelbe Karte einhandelte (25.). Zur Ehrenrettung der Gäste, die nur 43 Stunden vorher noch im Uefa-Cup gegen Stade Rennes gefordert waren, sei gesagt: Die Mannschaft von Trainer Huub Stevens enttäuschte in der temporeichen Begegnung keineswegs, davon zeugten schon Gelegenheiten von van der Vaart (38.) und Ivica Olic (42.). Doch speziell im verdichteten Mittelfeld besaß Werder spielerische Vorteile, allen voran dank Diego und des erneut formidablen Dänen Daniel Jensen.

Der HSV steigerte sich nach der Pause. Er wurde aber erst belohnt, als Ersatztorwart Christian Vander einen Pasanen-Rückpass direkt auf van der Vaart drosch und dessen gekonnter Heber zu Vanders Entsetzen ins Tor sprang. Ähnlich ungewöhnlich war das dritte Tor: Der Flankenversuch des stark spielenden finnischen Verteidigers Petri Pasanen lenkte Vincent Kompany unglücklich ab; Torhüter Frank Rost klatschte die Kugel nicht aus dem Winkel, sondern in die Maschen. Es sollte schon die Schlüsselszene einer bis zur letzten Minute leidenschaftlichen Begegnung sein. Spiele mit einer solchen Intensität und Qualität wünscht man sich mehr in der Bundesliga.

Während die Bremer bis zum nächsten Pflichtspiel am kommenden Samstag bei Hannover 96 verschnaufen können, geht die Terminhektik für die Hamburger weiter. Bereits am Mittwoch steigt das dritte Uefa-Cup-Gruppenspiel bei Dinamo Zagreb, wo eine ähnlich hitzige Atmosphäre erwartet wird.

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