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Bundesliga: Bayer nimmt Adlers Patzer gelassen

Warum patzte René Adlers beim 4:2 gegen den HSV erneut. Offenbar war eine Sprachverwirrung der Grund.

Jupp Heynckes hat von Hause aus ein großes Herz, nach ausgewählt schönen Erlebnissen bricht der Menschenfreund in dem 64-Jährigen aber besonders vehement durch. Am Sonntag war wieder so ein Tag: Heynckes’ Leverkusener hatten die Gäste vom Hamburger SV nach der Pause gerade in ihre Einzelteile zerlegt, sein Amtsvorgänger Bruno Labbadia riskierte nach der 2:4 (1:1)-Niederlage einen letzten kurzen Blick in die Ecke, aus dem all die unflätigen Spottverse der Bayer-Fans an seine Ohren gedrungen waren – und nun war der Herr des Hauses an der Reihe. Mit Labbadias Verteidigung fing Heynckes an („Solche Gesänge sind respektlos, das gehört sich nicht“), machte bei seiner Mannschaft („Die zweite Halbzeit war fußballerisch schon Extraklasse“) weiter, ehe er sich schließlich dem Thema René Adler zuwandte.

Fehlgriffe des frisch zu Deutschlands WM-Torhüter ernannten Leverkusener Schlussmanns hatten sich zuletzt gehäuft, auch am Wochenende brachte sich der 25-Jährige wieder nachhaltig in die Diskussion. Adler beendete die beste Phase seiner Mannschaft in der ersten Hälfte jäh. Der Nationalspieler stürmte aus seinem Tor, prallte aber beim Versuch einer unkontrollierten Faustabwehr an seinem verdutzten Abwehrchef Sami Hyypiä ab. Der Hamburger Zé Roberto bedankte sich erfreut mit einem Heber zum vorübergehenden 1:1 – einem, wie Heynckes befand, „natürlich kuriosen Tor“, dem offensichtlich die rheinländische Form babylonischer Sprachverwirrung zugrunde lag.

„Ich rufe, aber er hört’s nicht“, lautete Adlers erste Version des Vorfalls, zwei Sätze später klang das dann so: „Er sagt auch, dass er es gehört hat.“ Verworrene Hinweise, die Jupp Heynckes zur Klärung auf die gestrige Trainingseinheit verlegte und darüber hinaus vorschlug: „René Adler soll einen Englischkurs machen – oder Hyypiä muss besser Deutsch lernen.“ Die rauschhafte Darbietung seiner Elf nach dem 1:1-Pausenstand, machte es Heynckes allerdings auch leicht, so flapsig auf den Fauxpas seines Keepers zu reagieren. Bayer-Sportchef Rudi Völler konnte Adlers unmotiviertem Ausflug sogar etwas Positives abgewinnen. „Ich hasse nichts mehr als Torhüter, die nur auf der Linie stehen und für die Galerie spielen“, sagte Völler. „René Adler riskiert halt etwas, und dabei geht eben schon mal was in die Hose. Aber solche Torhüter brauchen wir in Deutschland.“

Wahr ist auf alle Fälle: Solche Torhüter brauchen in ihren unkonzentrierten Phasen Vorderleute, die Fehler mit begeistertem Offensivfußball wieder gutmachen können. „Ich will nicht sagen, dass mich die anderen durchschleifen“, sagte Adler. „Wir haben einfach eine geile Truppe, die solche Fehler des Einzelnen ausbügelt. Ich hoffe, es kommen Tage, an denen ich den Jungs das zurückgeben kann.“

Und mithilfe der milden, aber nicht vereinsblinden Art von Jupp Heynckes („René wollte es in der Szene besonders gut machen, aber man sollte das nicht zu hoch hängen. Ich sehe das ganz locker.“) schaffen es Adler und seine Mannschaft in den nächsten Wochen womöglich wirklich noch zum ersten Meistertitel für den Werksklub. Die verbliebenen Konkurrenten München (drei Punkte vor Bayer) und Schalke 04 (einen Zähler mehr) spielen bis Mitte April jedenfalls beide in der Leverkusener Arena – und Heynckes warnt bereits: „Zu Hause sind wir eine Macht.“ Vor allem, wenn sich das babylonische Sprachproblem bis dahin entwirren lässt.

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