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Bundesliga: Bremer Blutsbrüder

Werder ist seit 13 Spielen unbesiegt, neuerdings gern ganz ohne Gegentor. Heimlich, still und leise ist die Abkehr vom allzu risikobereiten Hurra-Fußball erfolgt.

Es musste ja so kommen. Auch weit nach Mitternacht verlustierten sich die Profis von Werder Bremen noch auf dem Bremer Freimarkt. Zum größten Volksfest des Nordens waren die Spieler nach dem 2:0 (2:0) gegen die TSG Hoffenheim in offizieller Vereinsmission geschickt worden. Die Anwesenheit der Werder-Spieler löste beim Festvolk im Bayern-Zelt ein ähnliches Getöse aus wie am Nachmittag zuvor im Weserstadion die Tore von Claudio Pizarro und Per Mertesacker, die nach Ecke und Freistoß von Mesut Özil recht unbehelligt gegen harmlose Hoffenheimer zum Torerfolg gekommen waren.

Ganz Bremen ist wieder stolz auf seine Fußballer. Was Torsten Frings, der Wortführer von der Weser, ganz leicht erklären kann: „Wir arbeiten alle mehr nach hinten. Das hat uns vergangenes Jahr komplett gefehlt. Diese Saison haben wir uns vorgenommen, unser Tor bis aufs Blut zu verteidigen.“ Der designierte Vorstandschef Klaus Allofs spricht von einem „Lernprozess“, der weitgehend fernab der Öffentlichkeit stattgefunden habe. „Wir haben daran unheimlich viel gearbeitet, mit allen Mannschaftsteilen.“

Die Mannschaft ist nicht nur seit 13 Pflichtspielen unbesiegt, sondern Tim Wiese hat seit 619 Minuten kein Gegentor kassiert – 22 Minuten fehlen noch, dann fällt der 21 Jahre alte vereinsinterne Rekord von Oliver Reck. Heimlich, still und leise ist die Abkehr vom allzu risikobereiten Hurra-Fußball erfolgt. Wo Bremen in der vergangenen Saison die Überflieger aus dem Kraichgau noch mit einem wilden 5:4 niedergerungen hatte, genügte Bremen nun eine grundsolide Defensivdarbietung, um die Mannschaft von Ralf Rangnick zu schlagen. Und Thomas Schaaf, der erklärte Offensivliebhaber, gab zu, dass ihm aktuell das schnöde 2:0 besser gefalle als einst das sagenumwobene 5:4. „Wir sind im Vergleich zu damals einen Schritt weiter.“

Maßgeblich für die gute Defensive verantwortlich waren am Wochenende Abwehrchef Mertesacker, der nicht einen einzigen Zweikampf verlor, und Frings, derzeit auf konstant hohem Niveau, und natürlich Torwart Wiese, der sich ob eines vom ihm selbst verursachten und dann gehaltenen Elfmeters als Matchwinner feiern ließ. „Vom Zu-null-Sieg habe ich die Nacht vorher geträumt“, gab der kapriziöse Keeper zu, der von den letzten 14 Strafstößen gegen sich – Elfmeterschießen inklusive – sage und schreibe zehn gehalten hat. „Für einen Keeper gibt es nichts Besseres“, feixte Wiese, der nur beim Thema Nationalmannschaft zum nüchternen Pragmatiker wird. „So oft durfte ich mich da ja nicht beweisen. Ich bin bei Werder angestellt und muss da die Bälle halten.“

Allofs hielt es für nötig, in Richtung Joachim Löw noch diesen dezenten Hinweis anzubringen: „Tim hält gut, Torsten spielt gut: Mehr können sie nicht tun. Beide sind bereit.“ Immerhin hat Wiese ja eine Einsatzgarantie fürs Länderspiel am 14. November in Köln gegen Chile erhalten. Frings dagegen scheint den Bundestrainer derzeit jedoch eher nicht auf seiner Seite zu haben.

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