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Sport: Bundesliga: "Dann können wir den Laden dichtmachen"

Nicht nur die Erstligisten blicken in diesen Tagen mit großer Sorge nach Ismaning, wo die Kirch-Gruppe ihren Hauptsitz hat. Die 18 Vereine der Zweiten Liga haben noch größere Probleme, wenn Leo Kirchs Millionen für die Fernsehrechte nach einer Insolvenz des Firmenimperiums nicht mehr regelmäßig einträfen.

Nicht nur die Erstligisten blicken in diesen Tagen mit großer Sorge nach Ismaning, wo die Kirch-Gruppe ihren Hauptsitz hat. Die 18 Vereine der Zweiten Liga haben noch größere Probleme, wenn Leo Kirchs Millionen für die Fernsehrechte nach einer Insolvenz des Firmenimperiums nicht mehr regelmäßig einträfen. Ein Klub wie Alemannia Aachen stünde sogar vor dem Aus. Jörg Schmadtke, Sportdirektor beim Zweitligisten Alemannia Aachen, sagt: "Wenn die Kirch-Pleite eintritt und der TV-Einnahmenzweig komplett wegbricht, dann können wir den Laden dichtmachen."

Zum Thema Positionen: Bundesliga mit Steuermitteln retten? Hintergrund: TV-Gelder - Existenzgrundlage der Fußball-Clubs Der Traditionsverein vom Tivoli wandelt derzeit ohnehin nahe am wirtschaftlichen Abgrund. Die Insolvenz konnte nur nach einem Führungswechsel und einer finanziellen Notoperation gesichert werden. Fans spendeten über 300 000 Euro, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.

"Gerade die Zweitligisten sind auf diesen Posten angewiesen, denn als die Etats aufgestellt wurden, war von einer Kirch-Krise noch nichts zu spüren", sagt Schmadtke. "Uns geht es dabei noch vergleichsweise gut, denn wir haben im Gegensatz zu anderen Vereinen die Gelder der nächsten Jahre noch nicht verplant." Doch es sei utopisch, die riesigen Löcher mittels anderer Finanzquellen zu stopfen. 50 Prozent des 9-Millionen-Euro-Saisonetats beträgt der TV-Anteil bei Alemannia, bei einigen Vereinen ist er deutlich höher. "Da müsste man schon mit den Spielern über Gehaltskürzungen sprechen." Spitzenverdiener in Aachen dürfte der Spieler Ivica Grlic mit 350 000 Euro im Jahr sein, das durchschnittliche Gehalt dürfte etwa bei der Hälfte liegen. Mit Solidarität des Personals kann Alemannia wohl kaum rechnen. "Das haben wir gerade erst getan", sagt Schmadtke. Als es galt, den Kollaps abzuwenden, hat die Mannschaft 50 000 Euro gespendet.

Schmadtke hat noch Hoffnung. "Es hat in der Vergangenheit immer Wege gegeben, das Konstrukt Kirch aufrecht zu erhalten." Immerhin stützt Schmadtke seinen Zweckoptimismus auf persönliche Einblicke. Nach seiner sportlichen Laufbahn arbeitete er bei Kirchs Sportdienstleistungszentrum, einer redaktionellen Schnittstelle der Kirch-Sender ProSieben, DSF, Premiere und Sat.1.

Als Rettung wäre eine Bürgschaft des Staates nicht nur bei den Zweitligisten willkommen. Doch Schmadtke sagt auch: "Auf der einen Seite bin ich im Profi-Geschäft tätig, auf der anderen Seite Steuerzahler und Familienvater. Natürlich wirft das Fragen auf." Vornehmlich die, weshalb die Steuerzahler die horrenden Gehälter von Jungmillionären finanzieren sollen. Man könne ja eine Fernsehklausel in die Spielerverträge schreiben, um die Spieler an diesem Risiko zu beteiligen. Ein Vorschlag, der auch für Alemannia Aachen zu spät kommen könnte.

Daniel Pontzen

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