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Mit seinem spektakulären Eigentor aus 44.5 Metern hat Christoph Kramer einen Platz in jedem Bundesliga-Saisonrückblick sicher.

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Update

Bundesliga: Das großartigste Eigentor der Fußballgeschichte

Mit seinem spektakulären Eigentor aus 44.5 Metern hat Christoph Kramer sicherlich einen Platz in jedem Bundesliga-Saisonrückblick sicher. Doch das großartigste Eigentor der Fußballgeschichte hat er mit seinem Lupfer noch lange nicht erzielt.

Das großartigste Eigentor der Fußballgeschichte? Hat natürlich nicht Christoph Kramer geschossen. Er kommt nicht mal nahe ran mit seinem Heber aus 44,5 handvermessenen Metern am Sonntag im Duell der Borussias. „Kann schon mal passieren“, hat Kramer gesagt, wohl wissend, dass das schon ganz anderen passiert ist. Franz Beckenbauer etwa liegt in der ewigen Rangliste der Bundesliga-Eigentorjägerliste mit vier Treffern auf Platz drei. Als er mal in zwei Spielen hintereinander, nun ja, erfolgreich war, da fragte Sepp Maier boshaft: „Wer deckt denn im nächsten Spiel den Beckenbauer?“ Der Faktor Schadenfreude ist bei Eigentoren nicht ganz unwesentlich. Die Faszination bei Beckenbauers ganz gewöhnlichen Querschlägern bestand darin, dass sie einem nicht ganz gewöhnlichen Fußballspieler unterliefen. Als der Münchner Helmut Winklhofer in den Achtzigern den Ball aus 30 Metern mit voller Wucht zum 1:0 für Uerdingen unter die Latte drosch, da lachte das Publikum, weil es genau gesehen hatte, dass der Schütze einen Pressschlag hatte provozieren wollen. Winklhofer wurde von der ARD zum Torschütze des Monats gewählt. Er verweigerte die Annahme des Preises wie auch später Frank Rohde, der in der späten Phase seiner Karriere für Hertha BSC kickte und in Jena seinen Torhüter Walter Junghans überlistete. Im allgemeinen Verständnis gebührte die Auszeichnung ohnehin Junghans, dem Rohdes harmlos zurückgespielter Ball über den Fuß gehüpft war, Folge eines Hügels auf dem Rasen. So passierte es auch dem Engländer Gary Neville im EM-Qualifikationsspiel gegen Kroatien. In der vernichtenden Rezeption spielte Neville nur eine Nebenrolle, die Hauptrolle überließ er gern dem ebenso unschuldigen Torhüter Paul Robinson.

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Bei Unfällen in vollendeter Schönheit reagiert das Publikum gnädiger. Zum Beispiel bei dem Kunststück, das Joachim Stadler vor 21 Jahren im Pokalspiel gegen Kaiserslautern gelang. Nach einer Flanke von Stefan Kunz lupfte er den Ball mit der Hacke erst über die linke Schulter und dann über seinen Torhüter Uwe Kamps. Gladbach schied aus, aber das Publikum feierte Stadler als „Diego! Diego!“

Das perfekte Eigentor ist originell, tut keinem weh und provoziert Heiterkeit bis in alle Ewigkeit. Geschossen hat es weder Joachim Stadler, noch Helmut Winklhofer und schon gar nicht Christoph Kramer. Sondern der Wiener Freigeist Ernst Happel. Die Geschichte dazu ist 62 Jahre alt und geht so: Vor einem Spiel mit Rapid gegen Sturm Graz hatte Happel gegen seinen Torwart gewettet, dieser würde keinesfalls ohne Gegentor bleiben. Kurz vor Schluss, Rapid führte 9:0, da sicherte sich Happel seinen Wettgewinn. Nicht mit einem Weitschuss oder Fallrückzieher, sondern mit einem profanen Bolzen aus nächster Nähe. Zum bis heute großartigsten Eigentor der Fußballgeschichte.

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