zum Hauptinhalt

Bundesliga: Dem HSV mangelt es an Intelligenz

Der Hamburger SV verpasst durch die 1:3-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg den Sprung an die Spitze. Und Wolfsburg kommt immer mehr auf.

Von Karsten Doneck, dpa

Seine Meniskusoperation liegt schon eine Weile zurück. Richtig fit ist Grafite aber immer noch nicht. Zumindest reicht es bei ihm noch nicht für einen Einsatz über 90 Minuten. Im Spiel beim Hamburger SV schickte Felix Magath, der Trainer des VfL Wolfsburg, den Torjäger aus Brasilien trotzdem von Beginn an auf den Platz. Magath wusste warum. Grafite brachte mit zwei Toren, darunter ein Foulelfmeter, den VfL schon nach 24 Minuten mit 2:0 in Führung und legte damit den Grundstein dafür, dass die Wolfsburger am Ende mit ihrem 3:1 (2:0)-Sieg dem HSV die erste Heimniederlage dieser Saison zufügen konnten und sich nun anschicken, ein Wörtchen im Kampf um die Meisterschaft mitzusprechen.

Wolfsburgs Trainer Felix Magath bleibt trotz derlei guter Aussichten verbal lieber in der Defensive. „Wenn wir Fünfter werden, haben wir eine gute Saison gespielt“, sagte Magath. Immerhin trafen in Hamburg in der mit 57 000 Zuschauern ausverkauften Arena die beiden erfolgreichsten Mannschaften der Rückrunde aufeinander. Den HSV schien die Aussicht auf die Verteidigung der Tabellenspitze indes eher zu lähmen. Abgesehen von Stürmer Ivica Olic, der der sonst sicheren Wolfsburger Abwehr mit enormem Laufeinsatz zusetzte, aber im Abschluss kein Glück entwickelte, trug der HSV kaum Gefahr in den Strafraum des Gegners. „Wir haben mit Leidenschaft gekämpft, aber manchmal hätte ich mir etwas mehr Intelligenz gewünscht", sagte HSV-Trainer Martin Jol.

Im Grunde genommen war der HSV nach den beiden Toren von Grafite schon geschlagen. „Mit dem 2:0 haben wir den Gegner wohl etwas überrascht“, sagte Magath. Der VfL-Trainer konnte es sich sogar leisten, den torgefährlichen Grafite, der in der Halbzeit in der Kabine sein lädiertes Knie kühlen musste, kurz nach Wiederanpfiff auszuwechseln. Wolfsburg brauchte ihn nicht mehr so dringend, weil sich die Mannschaft erfolgreich darauf beschränkte, mit ihrer klugen Staffelung einen nicht sonderlich einfallsreich angreifenden HSV unter Kontrolle zu halten.

Nur einmal schienen die Gäste Probleme zu bekommen. Als nämlich Paolo Guerrero den Anschlusstreffer erzielte. Ganze zwei Minuten währte danach die Hoffnung der Hamburger, wenigstens noch einen Punkt ergattern zu können. Dann schoss Edin Dzeko mit seinem elften Saisontor das 3:1. „Da konnten wir unsere Hoffnungen begraben“, sagte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer.

Wolfsburg agiert bissig und mit Disziplin

Der VfL Wolfsburg siegte dank der Tugenden, die Trainer Felix Magath stets wichtig sind: eiserne Disziplin, kluge Raumaufteilung und Bissigkeit in den Zweikämpfen. Dazu kam eine höchst effektive Chancenverwertung. Vor dem 1:0 musste allerdings erst Schiedsrichterassistent Christian Schräer aus Emsdetten den Hauptreferee Guido Winkmann (Kerken) darauf aufmerksam machen, dass Hamburgs Dennis Aogo im HSV-Strafraum Edin Dzeko zu heftig an die Wäsche gegangen war. „Der zieht mir in dem Zweikampf doch fast das Trikot aus“, ereiferte sich Dzeko später. Aogo spielte hingegen das Unschuldslamm. „Ein normaler Zweikampf, klar zupfe ich ihn ein bisschen am Trikot, aber das war doch kein Elfer“, sagte der HSV-Verteidiger. Martin Jol entwickelte zu dem Elfmeter sogar noch eine ganz eigene Sichtweise. „Ich dachte, da sei ein Handspiel passiert“, sagte er.

Grafite verwandelte den Strafstoß unter einem heftigen Pfeifkonzert des Publikums. Seinem 13. Saisontor ließ er 13 Minuten später das 14. folgen. Kurios die Entstehungsgeschichte: Bei der Torvorbereitung durch Marcel Schäfer über die linke Wolfsburger Angriffsseite konnte HSV-Verteidiger Guy Demel gar nicht mehr störend eingreifen. Demel hatte sich verletzt, wahrscheinlich ein Muskelfaserriss, er humpelte und wurde danach ausgewechselt. „Ich hatte ziemlich freie Bahn“, sagte Schäfer verwundert, der den Ball Grafite zum 2:0 vorgelegt hatte.

„Die beiden Tore haben uns das Genick gebrochen“, gab auch Jol zu. „Es war eben nicht unser Tag“, sagte auch Abwehrspieler Joris Mathijsen. Und Dennis Aogo, der den Elfmeter verschuldet hatte, wollte sich partout nicht vom positiven Denken abbringen lassen. „Es ist nichts passiert. Wir sind doch nur einen Punkt vom ersten Platz entfernt“, sagte er mit Blick auf die Tabelle. Weshalb denn bitte die Aufregung? Doch nach Leistungen wie gegen Wolfsburg sollte sich der HSV auch mal vergewissern, wie weit der Abstand zu den tieferen Plätzen in der Tabelle ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false