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"We Germans don’t have humor, but we can organize": DFL-Geschäftsführer Christian Seifert weiß um die Stärken der DFL.

© dpa

Bundesliga: Der organisierte Boom

Die Deutsche Fußball-Liga entwickelt sich parallel zum Nationalteam und legt erneut Rekordzahlen vor. Darin enthalten: 100 Millionen Euro für Spielervermittler.

Neulich weilte Christian Seifert zu einem Termin mit auswärtigen Kollegen. Zweck der Dienstreise war die internationale Positionierung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), deren Geschäftsführung er jetzt seit bald zehn Jahren vorsteht. „We Germans don’t have humor, but we can organize“, hat er dem internationalen Publikum erzählt und nach den fest eingeplanten Lachsalven näher ausgeführt, „dass bei uns wirklich alles reguliert ist. Aber das Gute ist, dass sich auch alle an diese Regeln halten.“

In diesem Sinne war es eine typisch deutsche Erfolgsgeschichte, die Seifert am Donnerstag verkündete. In bester Laune zitierte er aus dem DFL-Report, einem 48 Seiten starkes Zahlenwerk, das so schwarz daherkommt wie früher die in Gelsenkirchen und Dortmund geförderte Kohle. Im 34 Spieltage langen Geschäftsjahr 2013/14 erzielte die Bundesliga zum zehnten Mal in Folge einen Umsatzrekord. Mit einem Volumen von 2,45 Milliarden Euro übertrafen die im Dachverband DFL organisierten Klubs den Vorjahreswert um stolze 12,9 Prozent.

13 der 18 Klubs legten positive Bilanzen vor, die fünf schwarzen Schafe mochte Seifert auch bei wiederholter Nachfrage nicht nennen – „schauen Sie einfach bei Google nach, so schwer ist das doch nicht“. Weil aber das deutsche Presserecht ähnlich restriktiv ist wie die DFL erfolgreich, wird an dieser Stelle auf eine Präsentation der investigativen Internet-Recherche verzichtet. Wer aber bevorzugt im Norden Deutschlands und unter den von potenten Geldgebern alimentierten Klubs sucht, dürfte so falsch nicht liegen.

Geschätzt 100 Millionen Euro für Spielervermittler im letzten Jahr

Demnächst wird Seifert auch die viel diskutierten Zahlungen der Klubs an Spielervermittler verlesen – „die Vereine müssen uns die Summen melden und wir werden sie veröffentlichen“, so wolle es eine Auflage des Weltverbandes Fifa. Geschätzt 100 Millionen Euro haben die Klubs im vergangenen Jahr für externe Beratung ausgegeben – offenbar nicht zu größerem Schaden des wirtschaftlichen Erfolgs. Mit dem ihm eigenen liebenswürdigen Sarkasmus wies der DFL-Chef darauf hin, „dass wir die Klubs am Anfang schon ein wenig zu ihrem Glück zwingen mussten“, mit einem Lizenzierungsverfahren, in dem auf typisch deutsche Art eben alles reglementiert sei. Allein für die Zertifizierung der zwingend vorgeschriebenen Nachwuchsleistungszentren ist ein kaum überschaubarer Katalog von Anforderungen abzuarbeiten. Sie reichen von der Anzahl der Trainer bis zur Liege für die physiotherapeutische Behandlung. Dafür aber bildet die Liga mittlerweile so gut aus, dass nur 36,8 Prozent ihres Umsatzes auf Personalkosten entfallen – „der durchschnittliche Wert in Europa liegt bei 65 Prozent“, sagt Seifert.

15 von 23 Weltmeistern spielen in der Bundesliga

Natürlich profitiert die Bundesliga vom sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg des FC Bayern München. In der vom Finanzberater und -prüfer Deloitte erstellten „Money List“, einer Art Weltrangliste für Fußballklubs, werden die Bayern mit einem Umsatz von 487,6 Millionen Euro auf Platz drei notiert, übertroffen nur von Real Madrid (549,5 Millionen) und Manchester United (518). In diesem Ranking spiegeln sich auch die sportlichen Parameter. „Aber Deutschland ist das einzige Land, in dem sich die Nationalmannschaft und die Liga parallel nach oben entwickeln“, sagte Seifert. Von den 23 Spielern, die im vergangenen Sommer in Brasilien die Weltmeisterschaft gewannen, spielen immerhin 15 in der Bundesliga.

Und was die Dominanz der Bayern betrifft: Christian Seifert erzählt jedes Jahr aufs Neue, „dass die Langeweile, von der ich immer wieder in den Zeitungen lese, einfach nicht beim Publikum ankommt“. Bei einem Zuschauerdurchschnitt von 43 500 waren die Stadien in der vergangenen Saison zu 98 Prozent ausgelastet. Und wenn nun in der kommenden Saison Traditionsklubs wie der Hamburger SV und Werder Bremen Platz machen müssten für neureiche Konkurrenz aus Ingolstadt oder Leipzig? „Dann werden wir damit umgehen“, sagt Seifert. „So lange die Bundesliga keine geschlossene Veranstaltung ist, werden immer wieder manche runter- und andere raufgehen.“

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