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Zwischenhoch. Der VfB hat in der Liga zuletzt vier Mal gewonnen.

© dpa

Bundesliga: Der VfB Stuttgart sieht sich auf Augenhöhe mit Hertha BSC

Der VfB Stuttgart geht nach vier Siegen selbstbewusst in das Duell mit Hertha BSC. Doch der Klub steckt mitten in einem großen Umbau.

Manchem kommt die Sache vor wie die Reise in einer Zeitmaschine. Im Spätherbst Letzter, im Frühjahr 2016 auf Rang zwölf mit der Aussicht, den Anschluss nach oben zu finden, und an einen einstelligen Tabellenplatz denken zu können. Nach vier Bundesligasiegen schimmert beim VfB Stuttgart wieder das ewige Selbstverständnis durch, eigentlich zu den Spitzenklubs der Liga zu gehören. Im Pokal-Viertelfinal-Duell gegen Borussia Dortmund (1:3) schienen die Schwaben nicht aussichtslos abgehängt. Jetzt folgt der Belastungstest in der Bundesliga mit den Partien gegen Hertha BSC und dem Auswärtsspiel bei Schalke 04. Wie realistisch aber ist der neu erwachte schwäbische Ehrgeiz?

Viele VfB-Fans haben die Meisterschaft 2007 und Spiele in der Champions League immer noch in Erinnerung. Seitdem aber sind viele Jahre vergangen, der VfB verlor den Anschluss. Man schlug sich mit Abstiegskampf, Trainerchaos und neuen Notfallplänen herum. Eine klare Strategie oder positive Entwicklungsschritte waren kaum zu erkennen. Das hat sich trotz der jüngsten Erfolge unter Trainer Jürgen Kramny nicht geändert, was auch den Umständen geschuldet ist.

Der 44-Jährige hat die orientierungslose Mannschaft mit einfachen Maßnahmen wieder in die Spur gebracht. Schlüsselspieler wie Daniel Didavi, Kapitän Christian Gentner, Georg Niedermeier, Filip Kostic und Timo Werner versprühen neue Motivation. Defensiver ausgerichtet kann die Elf nun ihre Offensivstärken ausleben, ohne vom Gegner nach Angriffen überrollt zu werden.

Selbst wenn es den Schwaben aber gelingt, in der Tabelle weiter nach oben zu klettern, so hat das aktuelle Team nur eingeschränkt eine Zukunft. Bei Spielern wie Didavi, Martin Harnik, Kostic, Daniel Ginczek und Werner gibt es ernstzunehmende Wechselgerüchte. Manager Robin Dutt muss im Sommer sehr wahrscheinlich einen neuen Kader zusammenbasteln und hat finanziell keinen großen Spielraum. Ursprünglich hat auch Coach Jürgen Kramny keine Rolle in den Planungen gespielt. Dass der 44-Jährige als Nachfolger des gescheiterten Konzepttrainers Alexander Zorniger so erfolgreich sein würde, haben ihm nicht viele im Klub zugetraut. Jetzt hat die Verlegenheitslösung Kramny einen Vertrag bis 2017, da die Wunschlösung Lucien Favre kein Interesse zeigte.

Im Hintergrund versucht der Klub weiter die Profiabteilung auszugliedern, um neues Kapital zu generieren. Bisher standen die Mitglieder den Plänen eher kritisch gegenüber. Die Klubführung aber sieht darin den einzigen sinnvollen Weg, wieder den Anschluss zu finden. Derzeit müht sich Manager Dutt zudem darum, Nachwuchsarbeit und Scouting neu zu ordnen und mit dem Profibereich enger zu verzahnen. Um ein reiner Ausbildungsverein zu sein, sagt Dutt, „sind wir zu groß, aber ein Verein, bei dem Ausbildung die wichtigste Rolle spielt“.

Vorerst aber ist der Job von Trainer Kramny klar: Er muss weiter Punkte für den Klassenerhalt sammeln, allen schönen Planungen zum Trotz. Die Partie gegen Hertha ist dabei schon ein Vorgriff auf die kommende Saison, da Didavi gesperrt ist und Ginczek verletzt ausfällt. Werner fehlte gegen den BVB wegen einer Grippe. Chancen rechnen sich die Grenzgänger aus Stuttgart dennoch aus. Stürmer Harnik sieht ein „Duell auf Augenhöhe“. Hertha sei „verdient Dritter, aber wir sind wieder auf einem ähnlichen Level“.

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